Schopfheim Der Gipfel: Bergbau-Revier am Rohrenkopf

Markgräfler Tagblatt

Forscherteam um Werner Störk gelingt spannende Entdeckung in über 1000 Meter Höhe

Schopfheim-Gersbach. Für Werner Störk gibt es jetzt „keinen Zweifel mehr“: Auch auf dem Rohrenkopf, in unmittelbarer Gipfelnähe, liegt eine weitere, sehr gut erhaltene Bergbau-Anlage. Und nicht nur das: auch im Süden, Norden und Westen vom Rohrenkopf gibt es nach seinen jüngsten Erkenntnissen noch weitere Bergbaurelikte.

Damit sei eindeutig belegt: Die Westflanke des Bergkopfes sowie die Südflanke und der Gipfelregion des Rohrenkopfes wurden einst bergmännisch angegangen, so Störk.

Alle wiederentdeckten Anlagen seien sowohl dem Landesbergamt als auch dem Landesdenkmalamt unbekannt. Montanhistorisch sei dies ein absoluter Ausnahmefall, da die Bergbaurelikte noch so gut erhalten sind.

Was für Störk die ganze Sache zusätzlich spannend macht: Möglicherweise sind er und seine Mitstreiter jetzt auf ein bislang völlig unbekanntes Teilrevier des Gersbacher Bergbaus gestoßen, den man zumindest archäologisch eindeutig zuweisen könnte. Die Untersuchungen – auch mit der Überlegung, einen Bergbau-Pfad einzurichten – werden nach seinen Angaben wohl bis in den Spätherbst andauern.

Der Schanzen- und Bergbauexperte sieht damit auch seine früheren Vermutungen vollauf bestätigt. Bereits 2014 habe er die Stadt auf vermutliche Bergbauspuren am Rohrenkopf hingewiesen. Außerdem habe er bereits 2001 im Rahmen seiner Minifossi-Erkundungen prophezeit, dass man die Geschichte des Gersbacher Bergbaus wohl neu schreiben müsse. So konnte die Schüler-AG seinerzeit nicht nur erstmals Gold nachweisen, sondern auch Silber und damit auch die Möglichkeit, dass der Gersbacher Bergbau sehr wohl auch auf Silber angelegt war - was bis dahin in Fachkreisen als unmöglich galt.

Auslöser für die Entdeckung am Rohrenkopf waren die beiden Neufunde am Bergkopf (wir berichteten). Sie veranlassten nun das kleine Forschungsteam Friedrich Blum und Marlon Deiss zu einer flächenmäßigen Ausdehnung der Felderkundung. Dabei stützten sie sich vor allem auf moderne Luftaufnahmen. Diese ermöglichen es, das Bodenrelief selbst bei einem voll im Nadel- oder Laubkleid stehenden Waldareal als Geländescan so abzubilden, dass auffällige Bodenspuren gut erkennbar werden.

Kleinere Bergbauversuche gab es auch schon im Bereich des Schwammbrunnens, wobei die dort abbauwürdige Erzmineralisation sich nach Norden verdichtet und in der Kupfergrube Verenabrunn am westlichen Ortseingang einen weiteren, noch heute gut sichtbaren bergmännischen Versuch ausgelöst haben. Von jenem Punkt ziehen die abbauwürdigen Vorkommen direkt auf den Rohrenkopf – also Gründe genug, nach dem Bergkopf nun auch den Rohrenkopf genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Auswertung der Lidar-Luftaufnahmen übernahm wieder Werner Störk. Wie schon beim Bergkopf zeichneten sich sogar mehrere auffällige Reliefpunkte im Gipfelgelände des Rohrenkopfes ab. Friedrich Blum und Marlon Deiss begaben sich im Gelände auf Spurensuche – und fanden tatsächlich in unmittelbarer Gipfellage des Rohrenkopfes - auf fast 1100 Metern Höhe - ein weiteres, beeindruckendes Bergbaurelikt. Damit nicht genug: Weitere sehr interessante Spuren liegen rund um den Rohrenkopf. 20 ausgewählte Geländepunkte liegen auf der Nordseite des Rohrenkopfes von Häg-Ehrsberg, weitere 40 Geländemarken in direkter Umgebung von Rohrenkopf und Bergkopf auf Gersbacher Gemarkung.

Da die neu entdeckten Bergbaurelikte auch in Fachkreisen völlig unbekannt sind, informierte Störk umgehend die Orts- und Stadtverwaltung, den Forst, das Landesbergamt und sowie untere und höhere Denkmalschutzbehörde.

Was den neuen Fund nach seinen Worten besonders hervorhebt, ist die Tatsache, dass man – in über 1000 Meter Höhe – gleich eine ganze Kette von Bergbauspuren sichern konnte. Und damit ein montan- und kulturhistorisch schützenswertes Ensemble, das noch sehr gut erhalten und im Gelände gut erkennbar ist.

Wie schnell solche Bergbaurelikte „unter die Räder“ kommen können, zeige ein weiterer Befund in unmittelbarer Nähe: dort hat vermutlich ein Forst-Vollernter oder ein schwerer Schlepper ein archäologisches Relikt überrollt. Gerade deshalb sei es wichtig, so Störk, möglichst zügig noch weitere interessante Objekte auf dem Lidar-Scan zu überprüfen und zu sichern.

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