Schopfheim „Der richtige Augenblick aufzuhören“

Markgräfler Tagblatt

Rudolf Steck geht nach 44 Jahren im Polizeidienst in den Ruhestand / Abschiedsfeier für den Revierleiter

Von Petra Martin

Schopfheim. Nach 44 Jahren im Polizeidienst - oder 529 Monaten oder 15 840 Tagen - stand Rudolf Steck, Leiter des Polizeireviers Schopfheim, gestern „das letzte Mal in Blau“ vor seiner Mannschaft - und einer großen Runde von Vertretern des öffentlichen Lebens sowie uniformierten und nicht uniformierten Wegbegleitern, die den Augenblick des „Wachwechsels“ gemeinsam mit Rudi Steck verbrachten, der sich von heute an im wohlverdienten Ruhestand befindet.

„Das lässt große Gefühle aufkommen“, räumte Rudi Steck gleich zu Beginn der Feier ein. Steck war es wichtig, den „Wachwechsel“ mit Menschen zu verbringen, die mit ihm wichtige Wegstrecken zurückgelegt haben, mit denen sich Lebenslinien kreuzten und mit denen er Ziele gemeinsam erreicht habe. Dabei sei seine Tätigkeit anfänglich gar nicht sein Traumberuf gewesen, schilderte Rudi Steck (Spitzname: „Rudi Rastlos“) die Anfänge seines Berufslebens.

Als „Rand-68er“ und „aufmüpfiger Schülersprecher“ sei ihm alles, was man mit dem Polizeiberuf verbinde, nicht in die Wiege gelegt worden. Als „freiheitliche Seele“ seien denn auch die Anfangsjahre bei der Bereitschaftspolizei alles andere als einfach gewesen, ein „Sprung ins eiskalte Wasser“, denn mit Recht und Ordnung habe er damals „nix am Hut gehabt“.

Dennoch habe er sich im Laufe der Jahre dem Beruf gänzlich gewidmet, habe er den „kleinen Wurzeln“ aus dem Markgräflerland Flügel geben können, betonte Steck, der auf seine Stationen beim Streifendienst in Weil am Rhein, Müllheim und bei der Autobahnpolizei einging - wobei letztere wohl die schönste Station war, bei der er keine Stunde missen wollte, wie Steck freimütig zugab. Gleich zweimal war Steck in Schopfheim im Dienst, seit 2007 als Revierleiter, wobei er eher Mangel- als Polizeirevierverwalter gewesen sei.

Gelernt habe er bei seinem Dienst in der Markgrafenstadt indes, dass die eine Abteilung nicht ohne die andere arbeiten könne und der Streifendienst unten im Haus auch im übertragenen Sinn die Basis der Arbeit darstelle. Geschätzt habe er in Schopfheim die lockerere Atmosphäre, den fasnächtlichen Geist - dass man sich selbst nicht so ernst nehme.

Auf gute Zusammenarbeit kam es auch mit der Stadt und den Bürgern an. Steck lobte hier die Beteiligten: In Schopfheim sei die Polizei in Prozesse eingebunden, ohne instrumentalisiert zu werden.

Steck erwähnte unter anderem auch die Zusammenarbeit mit den Ortsteilen, etwa Kürnberg, Langenau und Wiechs, sowie Bürgerinitiativen wie die im Bremt zur Verkehrssicherheit der Kinder, mit dem Bildungshaus Langenau, mit Reinhold Fetscher (Straßenverkehrsaktionen an den Schulen), der Stadt (Thema „Irrlicht“) sowie dem Amtsgericht für die „verantwortungsvollen Urteile“ und die „Runden Tische“.

„Im Polizeirevier wird viel geleistet“, unterstrich Steck und dankte allen Wegbegleitern für die „lehrreichen und spannenden Jahre“ sowie seiner Familie. Er höre nicht auf, weil ihm der Dienst zu hart geworden sei oder die Gesundheit es erfordere, betonte Steck, sondern weil es der richtige Augenblick sei. Er spüre den Abschiedsschmerz, aber gleichzeitig auch den Neubeginn mit Loslassen.

Bürgermeister Christof Nitz dankte dem Leiter des Polizeireviers - auch im Namen der Verwaltung und des Gemeinderats - besonders für das „vertrauensvolle Miteinander“. Stefan Kranzer, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, würdigte Stecks Verdienste in der Gewerkschaft, die diesen bereits unter anderem zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt habe. Steck habe die Geschicke der GdP geprägt, so Kranzer.

Polizeihauptkommissar Klaus Ziegler nahm denn den „Wachwechsel“ mit Humor und verpackte seine Erinnerungen an die gemeinsame Tätigkeit mit seinem Chef vielsagend in alemannische Reime („Er het fertig“).

Rudolf Steck wurde bereits von Polizeidirektor Berthold Fingerlin, Leiter der Direktion Polizeireviere im neu geschaffenen Polizeipräsidium Freiburg, offiziell verabschiedet. Er begann seine Ausbildung in Lahr und sammelte erste praktische Erfahrungen beim Polizeirevier Weil am Rhein. Aufgrund herausragender Leistungen wurde Rudolf Steck zum Aufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst zugelassen.

Nach dem Studium wurde der Beamte zum Polizeirevier Schopfheim versetzt, wo er zunächst Leiter des Bezirks- und Postendienstes und danach Leiter des Streifendienstes wurde. 1996 wechselte Steck nach Weil am Rhein und übernahm das damalige Autobahnpolizeirevier. Sechs Jahre später folgte ein weiterer Wechsel, und Steck wurde Chef des Polizeireviers Müllheim. Nach fünf Jahren zog es den Beamten wieder in den Landkreis Lörrach zurück, wo er die Leitung des Polizeireviers Schopfheim übernahm. Rudolf Steck ist vielen auch als langjähriger, engagierter Gewerkschaftsfunktionär und Kommunalpolitiker bekannt.

u Nachfolger Florian Doppler, bislang bei der Kripo Lörrach, wird am 31. Oktober offiziell in sein Amt als neuer Revierleiter in Schopfheim eingeführt.

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