Schopfheim „Die Frage allein ist eine Frechheit“

Markgräfler Tagblatt

SVS-Fußballer wehren sich gegen Gustav Blessings Vorwürfe / Konter von Thomas Schulz und Andi Gsell

Von Werner Müller

Schopfheim. Konterangriff der SVS-Fußballer: In Mannschaftsstärke stürmten die Oberfeld-Kicker in blauen Trainingsanzügen am Montagabend den Rathaussaal. Ziel ihres überfallartigen Tempogegenstoßes: Gustav Blessing.

„Es ist untragbar, dass ein Stadtrat die SVS-Fußballer so hinstellt, als ob wir alle faule Säcke wären“, wetterte Andreas Gsell, seit 40 Jahren im SVS aktiv und bis vor wenigen Monaten bei den Unabhängigen noch selbst Fraktionskollege von Gustav Blessing.

Dieser hatte Anfang Oktober in einem Leserbrief in Zusammenhang mit der Verlagerung der Oberfeld-Sportstätten unter anderem die Frage aufgeworfen, was der SVS in den vergangenen zehn bis 20 Jahren denn eigentlich für die Renovierung des maroden Vereinsheimes getan habe (wir berichteten).

„Diese Frage allein ist schon eine Frechheit und geht an der Realität vollkommen vorbei“, gab Fußball-Abteilungsleiter Thomas Schulz in der Bürgerfragestunde zu Protokoll. Blessings Stellungnahme enthalte die Unterstellung, dass der SVS „nur die Hand aufhält und Geld einstreicht“. Schulz: Das ist absurd und lächerlich“.

Vor allem die Fußballabteilung habe in den Erhalt der Sportanlagen sehr viel Geld und Eigenleistung investiert, obwohl das Gelände der Stadt gehöre. Jüngstes Beispiel sei der Kunstrasen, für den die Fußballer sogar einen Kredit aufgenommen hätten. Schulz stellte zudem klar, dass die mögliche Fusion von SVS-Fußballern und dem FV Fahrnau einem Wunsch beider Vereine entspreche. Die Initiative, so Schulz, sei sogar von Fahrnauer Seite ausgegangen.

Andreas Gsell wunderte sich, dass ein Stadtrat versuche, über Leserbriefe Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Ob sich diesbezüglich die „Anstandsregeln“ geändert hätten?, fragte er spitz.

Für Gustav Blessing hatte das SVS-Urgestein dann „zum Mitschreiben“ ein paar Zahlen parat, die das Engagement der Fußballer im Oberfeld belegen sollten. Für die Renovierung von Sportheim, Gaststätte und WCs habe die Abteilung in den Jahren 1993 bis 2001 rund 56 000 D-Mark ausgegeben, für die Sanierung der Duschkabinen 50 000 Euro an Eigenleistungen aufgewendet, für den Kunstrasen einen Kredit in Höhe von 50 000 Euro aufgenommen und mittels einer Spendaktion 12 000 Euro aufgetrieben. Und erst im August dieses Jahre hätten die Fußballer 6500 Euro investiert, um den Materialschuppen im Eingangsbereich farblich zu verschönern.

Gsell erinnerte ferner daran, dass die SVS-Kicker mit Hilfe des ehemaligen Stadtbaumeisters Hermann Unger schon dreimal unentgeltlich Planungen für ein neues Sportheim angefertigt und für den Bau Eigenleistungen versprochen hätten. Der Gemeinderat habe die Verwirklichung dieser Pläne aber stets abgelehnt.

Gsell rechnete zudem vor, dass der Unterhalt des maroden Sportheimes die Fußballer immer teurer zu stehen kommt. So seien die Stromkosten seit 2005 von 870 auf 2100 Euro gestiegen, die Ausgaben für Wasser von 1400 auf 2100 Euro und jene für Heizöl von 2700 auf mehr als 4800 Euro. „Und wenn die Legionellenverordnung kommt“, so Gsell, „dann sind wir pleite“.

Der SVS-Aktivist vergaß nicht, auf das eigentliche Engagement der Fußballer hinzuweisen. Nach seinen Worten nimmt die Abteilung 280 Kinder und Jugendliche unter ihre Fittiche, rund 50 Trainer und Betreuer kümmern sich um den Nachwuchs. Mit 18 Jugendmannschaften zähle der SVS zu den vier größten Vereinen im Bezirk. Gsell schloss seinen verbalen Fallrückzieher mit den Worten: „Reicht das nicht aus, Herr Blessing?“

Der so Angesprochene fühlte sich indes geehrt, „dass eine ganze Mannschaft“ gegen ihn antritt. Auslöser seines Leserbriefes sei die Tatsache gewesen, dass das angeblich marode Vereinsheim als Grund für die Verlagerung der Sportstätten herhalten müsse. Blessing: „Das ist einfach nicht in Ordnung“, zumal es andere Vereine gebe, die ihre Domizile entweder selbst unterhalten oder sogar selbst errichten müssten.

Von einem Sprecher der BI „Freunde des Oberfelds“ kassierte Blessing in der Bürgerfragestunde denn auch ein Lob für seinen Leserbrief. Dieser enthalte ein Programm, wie man mit so einem Thema richtig umzugehen habe.

Mark Leimgruber, CDU-Stadtrat und Vorstandsmitglied des FV Fahrnau, empfahl, zu einer „sachlichen Debatte“ zurückzukehren. Eine Fusion wäre seiner Meinung nach nicht nur für die beiden betroffenen Vereine ein Gewinn, sondern auch für die Jugend und für die Stadt insgesamt.

Bürgermeister Christof Nitz wollte sich auf eine weitere Debatte nicht einlassen, betonte jedoch, dass der Gemeinderat sehr wohl wisse, „was der SVS leistet – vor allem in der Jugendarbeit“.

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