Schopfheim „Die Menschen verhalten sich ruhig“

Markgräfler Tagblatt

Herwig Popken leitet die Flüchtlings-Notunterkunft im Oberfeld / Behinderte Asylbewerber dabei

Schopfheim (ma). „Es herrscht eine schöne, angenehme und gemütliche Atmosphäre hier.“ Herwig Popken, Leiter der Notunterkunft im Oberfeld, ist zufrieden. Derzeit halten sich in der Halle 60 Flüchtlinge auf, die am Freitag in Lörrach ihre Asylanträge stellen werden.

In der großen Halle liegt ein Teppich, auf dem Spielzeug für die Kinder bereitliegt, ein paar Jungen spielen Tischkicker. Frauen frisieren sich oder nähen. Andere Familien sitzen an Tischen und unterhalten sich - Alltag in der seit etwa 14 Tagen mit Leben erfüllten Unterkunft. Probleme, wie es sie in Einrichtungen im Markgräflerland gibt, bestehen am Oberfeld-Standort nicht, sagt Herwig Popken.

Die 40 mal zehn Meter große Aufenthaltshalle leistet einen guten Dienst; dort wird auch gegessen, in einer Ecke können sich die Menschen frischen Kaffee oder Tee aufbrühen, es gibt eine Wasserzapfstelle. Schon in der nächsten Woche sollen weitere 40 Flüchtlinge dazukommen, so dass die Einrichtung mit 100 Personen voll besetzt sein wird. Während der Aufenthaltsbereich großzügig konzipiert ist, sind die Zimmer mit je vier Betten indes äußerst eng bemessen. Bislang kommen die Asylsuchenden, die in der Notunterkunft im Oberfeld leben, aus Afghanistan und Syrien; zudem gibt es viele Eritreerinnen.

Unter den neuen Flüchtlingen werden sich nach Informationen von Herwig Popken auch drei oder vier Rollstuhlfahrer befinden, da die Unterkunft über barrierefreie Eingänge verfügt. Schon jetzt lebt dort eine kosovoalbanische Familie mit ihrem achtzehnjährigen Sohn, der blind ist sowie geistig und körperlich behindert. Aufgrund der hervorragenden ärztlichen Versorgung werde an eine Weiterverschickung nicht gedacht. Drei Mediziner, darunter eine Ärztin, besuchen regelmäßig die Einrichtung, ein eigens dafür aufgestellter Container bietet Platz für eine erste Visite. „Wir erhalten so viel Hilfe, das läuft alles gut“, ist Herwig Popken zufrieden.

Die Flüchtlinge sind gehalten, von 22 Uhr an ruhig zu sein und andere nicht zu stören, auch damit Kinder und Erwachsene, die am nächsten Tag Deutschunterricht haben, schlafen können. Die Wissbegierde sei groß, betont Herwig Popken, übrigens auch bei Afrikanern. Einige der in der Unterkunft lebenden Flüchtlinge sind als Ein-Euro-Jobber tätig - mehr ist nicht erlaubt. Eine Wochenstundenzahl von 20 darf nicht überschritten werden. Die Ein-Euro-Jobber putzen und halten die sanitären Anlagen sauber. „Das

Ein-Euro-Jobber machen gute Arbeit

klappt sehr gut“, zieht Herwig Popken eine erste Bilanz. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Ein-Euro-Jobber auch später im Beruf reüssieren. „Das gibt eine Erfolgsgeschichte.“ Unter den Flüchtlingen befänden sich viele tüchtige Handwerker. Handwerkskammer und Jobcenter wollten den Flüchtlingen hier keine Steine in den Weg legen, habe er aus Gesprächen erfahren, teilt Herwig Popken mit. „Je höher der Integrationsgrad, desto besser.“ Fachkräfte werden gesucht. „Wenn es sich so weiterentwickelt, dann werden wir bald die Leute haben, die wir brauchen“, ist Popken überzeugt.

Die Schopfheimer Unterkunft sei schöner als manch andere feste Einrichtung, sagt der Leiter. „Für eine Notunterkunft sind wir gut dran.“ Das größte Problem, das man hier derzeit habe, so Leiter Herwig Popken, sei vielleicht, „dass mal wieder ein Fahrrad im Vorraum steht“.

Rund 350 Helfer sind im Einsatz, zudem leisten zwei Sozialarbeiter Dienst. Es handelt sich um 50-Prozent-Stellen, derzeit sind es aber 150 Prozent, die geleistet werden. Darüber hinaus hat der Sicherheitsdienst, der in zwei Schichten zu je zwölf Stunden im Einsatz ist, einen eigenen Container. Bislang sei es aber nicht zu Problemen gekommen, so Herwig Popken. Das Zusammenleben funktioniere derzeit reibungslos. „Die Menschen verhalten sich sehr ruhig.“

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