Schopfheim „Doch eine Erinnerung an die Toten“

Markgräfler Tagblatt

Stadt legt auf dem Friedhof Schopfheim eine zweites halbanonymes Gräberfeld an

Von Werner Müller

Schopfheim. Auch auf dem Friedhof bleibt die Uhr nicht stehen: Die Stadt richtet derzeit auf dem Schopfheimer Gottesacker ein neues halbanonymes Gräberfeld ein – eine Reaktion auf die sich ändernden Begräbnisriten.

„Die Nachfrage nach solchen Grabstellen wird immer größer“, bestätigt der zuständige Fachbereichsleiter Jürgen Sänger.

Zum einen wollen sich immer mehr Menschen aus weltanschaulichen Gründen nach dem Tod einäschern und die Urne entweder in einem anonymen oder halbanonymen Grab bestatten lassen. Zum anderen spielt auch das Geld eine Rolle: Diese Bestattungsform ist deutlich billiger als beispielsweise ein Wahlgrab mit 25 Jahren Laufzeit.

Ursprünglich rechnete man im Rathaus damit, dass vor allem anonyme Bestattungen zunehmen. Aber es stellte sich nach Angaben von Jürgen Sänger heraus, dass die Angehörigen „doch gerne eine Erinnerung“ an den Verstorbenen hätten, und sei es nur ein Namensschild.

Bisher hatte die Stadt auf dem Schopfheimer Friedhof für solche Fälle ein halbanonymes Gräberfeld eingerichtet, das mittlerweile aber schon sehr stark belegt ist. Deshalb richtet sie jetzt ein zweites so genannte „halbanonymes Urnenreihengrab“ mit insgesdamt 20 Grabstellen ein.

In den Boden kommt dafür ein Schachtring und eine Spindel für die Urnen. Stelen aus Stein bieten Platz für die Namen der Verstorbenen. Die Laufzeit für jedes Grab beträgt 20 Jahre, dafür ist eine einmalige Gebühr in Höhe von 1350 Euro zu bezahlen. Darin inbegriffen sind die Namenssschilder auf den Stelen sowie die zweimalige Bepflanzung des Grabes pro Jahr, wie Fachbereichsleiter Jürgen Sänger erläutert.

Die Investitionskosten für das neue Gräberfeld halten sich nach seinen Worten mit einigen tausend Euro sehr in Grenzen. „Die Friedhofmitarbeiter legen das Feld in Eigenregie an“, so Sänger.

Das kommt der Verwaltung nicht ungelegen, denn sie kämpft seit Jahren mit sinkenden Gebühreneinnahmen – nicht zuletzt auch, weil der Trend immer mehr zu anonyme oder halbanonymen Gräbern geht. Auf der anderen Seite bleiben die Ausgaben für Personal und Unterhaltung der Friedhöfe mindestens gleich hoch, wenn sie nicht sogar steigen.

Denn die Stadt hat seit längerem auch die Pflege von „kunsthistorisch wertvollen und repräsentativen Gräbern“ übernommen, deren Laufzeit beendet ist. Über 30 solcher Grabstellen sind das bis jetzt, und in den nächsten Jahren dürften noch einige weitere dazu kommen (wir berichteten).

Das alles trägt nicht dazu bei, den Kostendeckungsgrad der Friedhöfe zu verbessern, ganz im Gegenteil. Es gab deshalb auch schon Überlegungen, solche halbanonymen Urnenfelder in die historischen Gräber zu integrieren, um einen Teil der Unterhaltskosten auszugleichen. Bislang hat die Stadtverwaltung davon jedoch abgesehen.

Gut möglich, dass es aber schon bald ein Thema wird. Dann nämlich, wenn der neugegründete Arbeitskreis Friedhof im September bei einem Ortstermin das neue, bis dahin fertig gestellte halbanonyme Gräberfeld (Bepflanzung und Steinstelen fehlen derzeit noch) unter die Lupe nimmt und über das weitere konzeptionelle Vorgehen berät.

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