Schopfheim Dreist und unangepasst

Markgräfler Tagblatt
Olaf Schubert macht als Comedian einen guten Job. Die Schopfheimer Stadthalle war ausverkauft.   Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: Olaf Schubert denkt in Schopfheim über die Probleme unserer Zeit nach

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Wie viele solcher ärmelloser, gestrickter Acryl-Pullunder mit Rautenmuster hat Olaf Schubert eigentlich im Schrank? Es müssen einige sein, denn man kennt den Comedian, Kabarettisten und Musiker aus der „Humorzone Dresden“ nur in diesem Bühnenoutfit. Der gelbe Pullunder ist sein Markenzeichen, hoffentlich nicht „made in Bangladesch“ (schließlich regt er sich über Kinderarbeit auf).

Sicher ist das Textil selbst gestrickt, so wie Olafs neue Show „Sexy forever“, mit der das sächsische „Wunder im Pullunder“ in der in der Reihe „Bühne 79650“ in der ausverkauften Schopfheimer Stadthalle, umjubelt auftrat.

Nach einem fetzigen Intro seiner Begleitband, Jochen Barkers (Gitarre und etwas Backgroundgesang) und Bassist Herr Stephan, bringt in der zweiten Hälfte der Tänzer Machete mit Discozuckungen das Publikum auf Betriebstemperatur.

Seit seinen vielen Fernsehauftritten ist der Show-Dino Olaf Schubert – der Name ist eine Kunstfigur – längst Kult. Auch in seinem neuen Programm macht er vor aktuellen Themen nicht halt. Er sagt, was er immer schon sagen wollte, und das ist teils hart und sarkastisch. Manche Pointe hat wehgetan, manche hat gesessen.

Dieser Comedian macht einen guten Job. Sucht nach „Problemlösungen“, redet über Altersarmut frei nach Karl Marx, („Jede Form von Armut mündet in Gewalt“), hat etwas über Homöopathie („Globulisierung“) im Programm, über „unsere schöne deutsche EU“, die ein gemeinsames Feindbild brauche, erzählt über Fehltritte und Fremdgehen, singt über Profit und Gewinn: Das Lied „Bewusster Konsum“ wendet sich gegen das System.

Olaf hat sich von Carola getrennt und Pamela kennengelernt, eine Amerikanerin, deswegen also der englische Programmtitel. Pamela hat er einen schrägen Song gewidmet („Hey, Girl“); klüger ist das Lied „Menschen sind anders“. Da singt er im Refrain: „Lasst uns gemeinsam anders sein“.

Olaf Schubert ist anders, dreist, unangepasst. Beifall wertet er als Zustimmung. Lustig macht er sich am liebsten auf Kosten anderer. Nicht nur sein Musikerfreund Jochen muss dran glauben. Einen Treffer im lokalen Publikum erzielt er, wenn er die Zeller aufs Korn nimmt.

Besser ist er, wenn er über die großen Probleme unserer Zeit nachdenkt. Da verlangt er dem Zuhörer einiges ab. Man muss seine Gehirnzellen schon anstrengen, um mitzukommen. Vor allem sagt er manches, was er so nicht meint – die Pointen sind oft hinterhältig oder stoßen nach einer Schrecksekunde bitter auf.

Dieser „Hänfling“, „kleine Hüne“ und „regionale Kasper“ (Olaf über Olaf) mit dem vertrauten Pullover, den abgewetzten Jeans und dem leicht sächselndem Tonfall verheddert sich gern in seinen Gedankensprüngen und stolpert über den eigenen Satzbau – aber das ist er seiner Bühnenfigur schuldig.

Nur manchmal glaubt man seinen Ohren nicht zu trauen. Ärgerlich sein Frauen-Bashing, obwohl es das Publikum eher zum Johlen animiert. Wie er Witz für Witz die Welt retten will (wenn er nur die Zeit dafür hätte), ist ja o.k., aber seine Witze über (Schweizer) Frauen und solche, die sich wegen ihres Aussehens besser verschleiern sollten, sind das Gegenteil von schmeichelhaft.

Wenn der berühmt-berüchtigte Komiker („heute show“), selbsternannte Mahner und Erinnerer, der sich gern als überzeugter Besserwisser und Weltverbesserer inszeniert, unter die Gürtellinie geht, muss er aufpassen, dass er nicht auf Mario-Barth-Niveau abrutscht, der gerade mit einem ähnlich klingenden Programm tourt („Männer sind bekloppt, aber sexy“). Das wär’s ja wohl nicht.

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