Schopfheim Ein Fachmmann mit ausgeprägtem Sinn für Dramatik

Markgräfler Tagblatt
Brillierte am Spieltisch der Romantikorgel der Schopfheimer Stadtkirche: der tschechische Organist Jan Dolezel. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Preisträgerkonzert im Rahmen des Schopfheimer Orgelsommers mit dem tschechischen Organisten Jan Dolezel

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Unbekanntes bekannter Komponisten stand beim Preisträgerkonzert im Rahmen des Schopfheimer Orgelsommers am Donnerstag auf dem Programm. Der in Würzburg als Hochschullehrer im Fach Orgel unterrichtende Jan Dolezel spielte unbekannte Stücke von Dvorak und Janacek und wies sich als ein Fachmann für tschechische Spätromantik aus, die er mit ausgeprägtem Sinn für Dramatik und genau zutreffenden Registerfarben ins rechte Licht zu setzen weiß.

Für ein Orgelrecital ungewöhnlich war, dass ausschließlich die romantische Orgel in der Stadtkirche zum Einsatz kam, was dem Konzert einen sehr geschlossenen Charakter verlieh. Mit dem 30-jährigen Tschechen saß ein Preisträger des renommierten Internationalen Orgelwettbewerbs Nürnberg (ION) am Spieltisch und konnte beweisen, dass er einiges drauf hat: ein überlegener Virtuose, der das Instrument beherrscht, zugleich ein begabter Registrator, der die verschiedenen Partituren adäquat beleuchten kann.

Angefangen bei der zupackenden Darstellung von Mendelssohns Präludium und Fuge op.35 über eine wirklich wunderbare Interpretation der Schumannschen „Skizzen für den Pedalflügel“. Letztere tupft Dolezel mit schwerer Hand locker und leggiero auf die Tasten – eine feine, leichte Spielweise, genau das richtige, was diese Musik braucht.

Selbstredend war der Gastorganist der richtige Mann für die Musik seiner Landsleute. Ein Präludium in a-Moll aus der Sammlung von Kompositionsversuchen, die der Böhme Dvorak zum Abschluss des Studiums vorlegte, und ein frühes Werk des Mähren Leos Janacek - zwei Adagios, die noch nicht dessen späte musikdramatische Sprachmelodie besitzen, aber gute Musik sind - gaben ein imposantes Zeugnis der Vielseitigkeit dieser Komponisten auch auf diesem Gebiet.

Für die abschließende Orgelsinfonik von Josef Klicka, der als tschechischer Liszt oder Reger gilt, war die Emporenorgel mit ihrer romantischen Disposition prädestiniert. Stammt die Konzertfantasie über den alten St. Wenzel-Choral doch aus der Zeit, als die Voit-Orgel eingeweiht wurde (1892). Klicka (er findet sich nicht in gängigen Orgelführern, war aber der erste große tschechische Orgelvirtuose und Improvisator, der Konzertreisen unternommen hat) kombiniert machtvolle, meditative und fugierte Teile mit zarten impressionistischen Überraschungsklängen. Das umfangreiche, Camille Saint-Saens gewidmete Werk bildete den bravourösen Schlusspunkt dieses einstündigen, sehr lebendigen Orgelrecitals, bei dem Jan Dolezel die musikalische Spannung bis zum Schluss spielend aufrecht halten konnte.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading