Schopfheim „Ein Fest für die Demokratie“

Markgräfler Tagblatt

1848: Feier zum 200. Geburtstag von Emma und Georg Herwegh in Dossenbach 

Ein Hauch von 1848 und badischer Revolution liegt wieder in der Luft: Fünf Jahre nach den gloriosen „Hecker“-Festspielen in Schopfheim schwenken Heinz Siebold und Jeannot Weißenberger erneut das schwarz-rot-goldene Banner.

Von Werner Müller

Schopfheim/Dossenbach . Die beiden Hauptakteure von damals sind erneut Rädelsführer von revolutionären Umtrieben - dieses Mal aber jenseits des Dinkelbergs, in Dossenbach. Siebold und Weißenberger organisieren dort für Sonntag, 18. Juni, unter dem Motto „Endstation Dossenbach“ ein Fest zum 200. Geburtstag der beiden 48er-Revolutionäre Emma und Georg Herwegh.

Die Idee dazu stammt vom früheren Ortsvorsteher Kurt Vollmer und dessen Nachfolger Arndt Schönauer. „Wir wollten in Dossenbach schon immer was machen, ohne Unterstützung schaffen wir das aber nicht“, so Vollmer gestern anlässlich eines Pressegespräches in der „Sonne“.

„Wir sind stolz, an historischer Stätte so ein Fest zu veranstalten“, betont auch Ortvorsteher Arndt Schönauer. Vor allem aber sei man froh über die Unterstützung aus Schopfheim.

Für diese Schützenhilfe sind in erster Linie Heinz Siebold und Jeannot Weißenberger zuständig. Sie trommelten ihre Truppe aus dem Schopfheimer Hecker-Fest zusammen, als jetzt der passende Anlass ins Haus stand: der 200 Geburtstag von Emma (10. Mai) und Georg Herwegh (31. Mai).

Das Dichterpaar hatte nicht zuletzt mit der „Schlacht von Dossenbach“ Geschichte geschrieben. Am 27. April unterlagen die hungrigen und erschöpften Freischärler, die sich bereits auf dem Rückzug in Richtung Schweiz befanden, unter Herweghs Führung in einem gerade mal anderthalbstündigen Gefecht den württembergischen Regierungstruppen. Zehn Revolutionäre kamen ums Leben, Emma und Georg Herwegh gelang mit Hilfe des Karsauer Bauern Jacob Bannwarth die Flucht in die Schweiz.

„Mit dem Fest wollen wir keine Heldenverehrung betreiben und niemand auf einen Sockel stellen“, versichert denn auch Heinz Siebold, der sich intensiv mit der Lebensgeschichte der Herweghs befasst hat. Den Organisatoren gehe es vielmehr um ein „Fest für die Demokratie“. Zwar seien damals auch Menschen gestorben. Dennoch gelte es, an diese Bestrebungen von 1848 zu erinnern, zumal sie zu den „helleren“ Episoden der deutschen Geschichte zählten. Die Aufständischen von damals setzten sich für Meinungs- und Pressefreiheit sowie Rechtsstaatlichkeit ein. Wenn die Revolution von 1848 geglückt wäre, so Siebold, wäre die deutsche Geschichte wohl anders verlaufen. Insofern müsse man auch heute immer wieder daran erinnern, dass Freiheit und Demokratie nicht vom Himmel fallen, wenngleich sie die Deutschen nach dem Krieg von den Alliierten geschenkt bekamen. Gerade heutzutage erscheine die Demokratie vielerorts nicht mehr so gefestigt.

Das Programm am 18. Juni beginnt um 9 Uhr mit einem „Freischärler-z’Morge“. Um 10 Uhr folgt eine Kranzniederlegung am Grabstein für die gefallenen Freischärler auf dem Friedhof in Dossenbach. Auf dem Festplatz beim Bürgersaal schließt sich um 11 Uhr eine Matinee an. Heinz Siebold hält den Festvortrag mit dem Titel „Der Freiheit eine Gasse“. In einem „unglaublichen historischen Interview“ unterhält er sich anschließend mit Emma und Georg Herwegh, in deren Rolle zwei Schauspieler schlüpfen. Die Hecker-Sänger aus Schopfheim tragen Revolutionslieder vor. Der Gesangverein Dossenbach und die Knastbrüder aus Schopfheim treten ebenfalls auf, und Kurt Vollmer bietet eine historische Führung an.

Der Hecker-Chor unter Leitung von Jeannot Weißenberger beginnt nächste Woche mit den Proben. Die derzeit rund zwölf Sänger könnten durchaus noch Verstärkung gebrauchen. Wer Interesse hat, kann sich per Mail an Jeannot Weißenberger wenden (jeannot@jeannot.de).

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