Obwohl die Rathausmannschaft seit Anfang des Jahres wusste, dass Ende April mit dem Grundbuchamt Schluss ist, trifft sie jetzt, da alle Regale gähnend leer und auch die einschlägigen Programme aus den Computern gelöscht sind, der Verlust mit voller Wucht. „Das war der technische und rechtliche K.O. und ist schon historisch“, so Annette Janzen voller Wehmut. Und für Ralf Schulz ist klar, dass „ein Stück Stadtgeschichte auswandert“.
Das bekommen auch die Bürger zu spüren. Wer bisher auf kurzem Weg im Rathaus Einsicht nehmen konnte in Grundbuchunterlagen, falls er zum Beispiel ein Stück Land kaufen oder bebauen wollte, muss sich umstellen.
Im Rathaus ist künftig lediglich noch eine so genannte „Einsichtsstelle“ vorhanden. Über diese kann er die mittlerweile elektronisch geführten Grundbücher einsehen und sich auch Abschriften und Beglaubigungen besorgen. 60 Prozent der einschlägigen Grundstücke seien darin schon erfasst, so Annette Janzen, bis 1. Januar 2018 soll die Digitalisierung abgeschlossen sein.
Diese Einsichtsstelle ist kein Muss. Einschlägige Auskünfte könnten sich die Bürger auch im zentralen Grundbuchamt in Villingen-Schwenningen besorgen. Doch Stadt und Gemeinderat beschlossen, diesen freiwilligen Service anzubieten, um den Bürgern eine örtliche Anlaufstelle zu erhalten. Immerhin verzeichnete das Grundbuchamt nach Angaben von Ralf Schulz jährlich etwa 200 Beglaubigungen und 1200 Abschriften. Er betreut künftig die Einsichtsstelle. Sie ist montagm bis freitags jeweils von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Ganz abgeschlossen ist das Grundbuch-Kapitel für Annette Janzen und ihr Team unterdessen noch nicht. Sie unternehmen am 4. Mai vielmehr einen Ausflug, um von ihren Schätzen richtig Abschied zu nehmen. Zuerst schauen sie im zentralen Grundbuchamt in Villingen-Schwenningen vorbei und besuchen danach das Zentralarchiv in Kornwestheim, um sich zu vergewissern, „dass auch alle Akten da sind“. Spätestens dann aber wissen sie endgültig: „Unser Grundbuchamt ist weg“.