Schopfheim „Ein super loyaler und zuverlässiger Mensch“

Markgräfler Tagblatt

Abschiedsfeier der Stadt für Bernhard Springmann / Silberner Dukate für den Tiefbauamtsleiter / „Spitze“ gegen Rathausführungen

Von Petra Martin

Schopfheim. Musik im Schopfheimer Ratssaal: Dort fand am Freitagabend keine Sitzung statt, sondern ein ganz besonderes Abschiedsfest, das Mario Stracuzzi musikalisch umrahmte. Und gelobt wurde - ebenfalls anders als bei vielen Ratssitzungen - auch: „Sie sind ein super zuverlässiger super loyaler Tiefbauamtsleiter, der immer zum Wohl der Stadt gearbeitet hat“, würdigte Bürgermeister Nitz Bernhard Springmann, der nach 33 Jahren bei der Stadt Schopfheim in den Ruhestand geht.

„Wir haben super sauberes Trinkwasser, das Abwassersystem ist top in Schuss“, bilanzierte Nitz, der die Verdienste Springmanns würdigte - nach so vielen Jahrzehnten waren es denn deren viele.

Bürgermeister Nitz kennzeichnete den Tiefbauamtschef als einen Menschen, der jedem in der Stadt bekannt sei, als „exzellenten Fachmann“, den man aufgrund seiner Erfahrung, seines Fachwissens und seiner menschlichen Qualitäten lange suchen müsste, und als jemanden, der über den Tag hinaus weit in die Zukunft schaue, jemand, der „wesentliche Marksteine“ gesetzt habe.

So habe Bernhard Springmann schon lange vor Inkrafttreten der Eigenkontrollverordnung auf das Kanalnetz geachtet. Schon früh habe die Stadt über besondere (Mini- und Riesen)Kreisel verfügt. Auch der Generalverkehrswegeplan trage die Handschrift Springmanns, der im übrigen schon lange vor der Realisierung auf die Notwendigkeit zweier innerörtlicher Umfahrungen aufmerksam gemacht habe.

Einige Pläne hätten nicht in die Tat umgesetzt werden können, zum Beispiel die Sengelen-Trasse; das Thema hole die Stadt möglicherweise aber wieder ein, sagte Nitz, der betonte, dass das Schwimmbad, das auch in Springmanns Zuständigkeitsgebiet fiel, in Schopfheim an Ort und Stelle bleibe, nachdem Maulburg sein eigenes Bad saniere und es nicht zu einer Gemeinschaftsaktion kommen werde. Schon früh habe Springmann darüber indes an eine vierte Achse zur Umfahrung des Wohngebiets Schlattholz im Oberfeld gedacht, ein Thema, mit dem sich die Verwaltung noch beschäftigen werden müsse.

„Sie sind einer, der uns fehlen wird, wir werden Sie vermissen“, unterstrich Nitz zum Abschied, bevor er Springmann neben dem Jahrbuch den silbernen Dukaten der Stadt überreichte - den goldenen gibt es nicht für hauptamtliche Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Nachfolger Gerd Woop überreichte seinem Vorgänger angesichts zahlreicher filmreifer Szenen im Berufsalltag einen „Oscar“, und Hochbauamtsleiter Bertram Ludwig als Ersatz für ein echtes Denkmal („Hier fehlte das Geld“) das Foto eines Straßenkunstwerks in der slowakischen Hauptstadt Bratislava - auf dem jemand aus einem Kanaldeckel herausschaut („Man at work“).

Zur Feier im Rathaussaal waren neben dem Beigeordneten Hirschner, Fachbereichsleitern und Mitarbeitern der Verwaltung Ortsvorsteher, Fraktionsvorsitzende und Kollegen aus Fachbüros und Baufirmen sowie die Familie Springmanns gekommen, denen der künftige Ruheständler dankte, nachdem er an nicht immer ganz einfache Zeiten erinnert hatte.

„In den 33 Jahren Stadt Schopfheim habe ich zwei Bürgermeister und zwei Beigeordnete erlebt, welche unterschiedlicher nicht sein konnten. Es war oft schwierig, in den letzten Jahren die Zielsetzung für das notwendige Handeln herauszufinden.“ Ein „eigensinniger Entscheidungswille“ habe ihm jedoch sehr geholfen.

Springmann rief auch umstrittene Großprojekte in Erinnerung wie die Bahnhofstraße, „bei der man um jeden Preis die alte Kastanienbaumallee erhalten und die Straße und den Gehweg drum herum bauen wollte“. Eine bahnkreuzungsfreie Unterführung sei damals mit den Worten, „eine Stadtautobahn brauchen wir nicht“, abgelehnt worden.

Springmann erwähnte auch den Hochwasserschutz, den zum Teil heute noch städtische Mitarbeiter an Stammtischen verteufelten, für den betroffene Bewohner jedoch dankbar seien.

Eine gemeindeübergreifende Schwimmbadneuplanung sei indes einer „falsch verstandenen Traditionsliebe“ zum Opfer gefallen. Offene Worte richtete Springmann auch an die BI Oberfeld. Ehrlichkeit sehe anders aus: Wer gegen Wohnbebauung sei, dürfe sich nicht die Sportanlagen als Feigenblatt umhängen. Ihm selbst habe es wohl nicht geschadet, dass die Sportstätten - früher noch - weit außerhalb der Bebauung lagen, als er in der damaligen Kolonie geboren wurde, so Springmann.

In jüngster Zeit beherrsche der finanzielle Aspekt mehr und mehr die Gemeindepolitik, bedauerte Springmann. In seiner Dienstzeit seien im übrigen Bäume nicht nur neuen Baumaßnahmen zum Opfer gefallen, um beim Thema Zahlen zu bleiben, es seien auch 841 Bäume gepflanzt worden, die heute das Stadtbild prägten und teilweise schon wieder im Weg stünden.

Er gehe übrigens nicht „mit einem lachenden und weinenden Auge“, wie es bei solchen Anlässen immer formuliert werde, betonte Bernhard Springmann. „Ich freue mich aufrichtig auf meinen Ruhestand.“

Bernhard Springmann kam zum 1. Februar 1982 als Bauingenieur zur Stadt, seit dem 1. Januar 1983 leitet er das Tiefbauamt. Seit 1982 ist er auch technischer Betriebsleiter des Abwasserverbands. „Qualitativ perfekt“ sei Springmann auch nach Aussagen seiner „Schüler“ als Lehrer der Kanalwärterfortbildung, betonte Bürgermeister Nitz. Die Eigenkontrollverordnung im Kanalbereich, DIN-Brückenwiederholungsprüfungen, Optimierungen der Straßenbeleuchtung, Wasserversorgung und Abwasserreinigung, Straßensanierungen und Hochwasserschutz hat Springmann auf den Weg gebracht.

Noch zwei Sitzungen, dann geht Bernhard Springmann am 30. September offiziell in den Ruhestand.

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