Schopfheim Eine Sprache für Herz und Hirn

Markgräfler Tagblatt

27. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt mit Veranstaltungen in Weil, Schopfheim und Basel

Schopfheim. Nunmehr schon zum 27. Mal treffen sich die Freunde literarischer Mundart-Dichtung in der Region. Die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“ findet vom 27. bis 29. März wieder im gewohnten Rahmen statt.

Die erste öffentliche Lesung ist schon traditionell am Freitag, 20 Uhr, im Stapflehus in Altweil. Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim am Samstag zum Thema „Mundart – Sprache für Herz und Hirn“ und dem Empfang beim Bürgermeister ist abends um 20 Uhr der Auftritt in St. Agathe in Fahrnau. Zum dritten Mal treten die Autorinnen und Autoren dann am Sonntag, 11 Uhr, in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“, direkt neben dem Münster, auf.

Wieder wird eine äußerst spannende Mischung von Dialekten zu hören sein, wenn zum Beispiel der junge, preisgekrönte schwäbische Liedermacher Pius Jauch auf den ostösterreichischen Waldviertler Wolfgang Kühn oder auf die Züritütsche Ruth Lewinsky trifft. Folgende Mundartautorinnen und –autoren sind diesmal dabei:

Yves Bisch, geboren 1945 im elsässischen Habsheim, Lehrer und Schulleiter bis 2000 in Sierentz. Für seine Tätigkeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Er hat Märchen der Gebrüder Grimm, den „Struwelpeter“ oder „Max & Moritz“ ins Elsässische geschmuggelt, Theaterstücke und Geschichten geschrieben

Haiku ìm Spìtalzìmmer bìsch dü ìm Ragaträpfla àm Fanschter dànkbàr ìm Harz verblüetet d àlemànnischa Wehmüat doch s Fiirla glunzt noch tiafa Wìnterschlof iskàlta Riffa verwìrga d àlta Heimetsproch Errìnerunga schanka ìm hocha Àlter Rosa ìm Wìnter.

Pius Jauch, 1983 in Rottweil am Neckar geboren, Kindheit im nahegelegenen Dorf Bösingen. Nach dem Abitur 2002 und anschließendem Zivildienst begeht er den spanischen Jakobsweg zu Fuß und reist anschließend vom Polarkreis bis tief in den italienischen Stiefelabsatz, wo er zwei Jahre lang bleibt. Immerzu musiziert und dichtet er, seinen Lebensunterhalt verdient er mit Gelegenheitsarbeiten.

Nach kurzer Studienphase in Heidelberg (Ethnologie und Geschichte) Arbeit in einer Zimmerei, Reise über Venedig nach Südtirol, dort drei Jahre Arbeit auf einem Bergbauernhof. Sein Album „Haggåbutzågai“ erscheint. Mit ihm setzt er dem Dialekt seines Heimatdorfes ein Denkmal. Heute ist Pius Jauch für sein virtuoses Spiel mit Gitarre, Hochsprache und Dialekt, bekannt.

Kuacha vudoalt Da Kuacha isch vudoalt, da Kuacha isch vudoalt und s´geit a paar wo´s Maul nit voll gnuag kriaga wend. Wo da Dumma druff hond wo sich andere d´Finger vuklemmet well se´s Drucka nit vuschtond. We an Herrschaftssechser uff da letschte Platz na g´sessa. We an Rossmetzger s´letschte Stuck na g´fressa. Dass se nit no oan fahra lau hond isch au älles gsi. Da Kuacha isch vudoalt, da Kuacha isch vudoalt und au scho gessa…

Andreas Kohm, geboren 1966 in Karlsruhe, ist Diplomingenieur der Forstwissenschaft, hat aber auch einen Studienabschluss in Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte. Er lebt mit Familie in Landau in der Pfalz, ist Lyriker, Literaturwissenschaftler und -kritiker sowie Hausmann. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände und Mappen zusammen mit bildenden Künstlern. Für seine Gedichte in niederalemannischer/fränkischer Mundart erhielt er mehrfach den ersten Preis im Wettbewerb des Regierungsbezirks Karlsruhe.

We’e Luu Schnee ä raa her rei in mir mi Gschdewwer spurlos werre sodd drumrum s’Wiß im Aau sei Apfl do newwed s’Schwarze Loch gfloo sei Un alsfard friern friern hingerschigg loorn schdill uff lufdje Sohle Flogged uus

Wolfgang Kühn, geboren 1965 in Baden, Österreich, lebt in Zöbing / Langenlois. Er hat 1992 „DUM – Das Ultimative Magazin“ mitbegründet, ebenso wie 1999 das internationale Kulturenfestival „Literatur & Wein“. Seit 2002 ist er erfolgreich unterwegs mit dem Projekt „Zur Wachauerin“ und den CDs „Kalmuk“ (2003), „Live @ Glatt & Verkehrt“ (2006) und „in meina wöd“ (2010). www.zurwachauerin.at.

wia schreibt ma guglhupf? hot a gfrogt, mit zwa o, haums eam gsogt

Ruth Lewinsky, geboren 1944 in Zürich, Ausbildung als Grafikerin, Heirat mit dem Schriftsteller Charles Lewinsky, Ausbildung als Bühnenbildnerin und Kostümentwerferin, Berufswahl „Mutter von Sohn und Tochter“. Daneben Malerin, Zeichnerin mit und ohne Auftrag, Illustratorin von Comic-Strips für eine deutsche Illustrierte. Nach der Erziehungsphase Ausbildung zur Craniosacral-Therapeutin. Auf ihren sprachlichen Entdeckungsreisen entstanden „Poetische Seufzer“.

Fragment

Die Passföteli wäred scho guet aber s Gsicht gfallt mer nöd S Läbä ghört nöd mir Ich ghör äm Läbä Verschwindet d Kläng fo dä Musig det wo di Gschtorbene verschwinded? Wä, die fuul Aprikose iss ich nöd Dich iss ich ja au nöd aatätscht und fuul aber dä chern isch gsund

Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg/Breisgau und Oslo/Norwegen. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Jungs Mund-Art Lyrik wurde inzwischen mit zahlreichen Preisen bedacht und in mehrere Sprachen übersetzt. Er ist Gymnasiallehrer in Schopfheim. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“.

gucke-hürli weli gucke hürlet am gucke-hürli weli hur jo weli guckt do noch mir mit re hure hure am gucke-hürli un numme gucke selbzweit was e schur

Volker Habermaier, Studiendirektor am Schopfheimer THG, neugewählter Präsident des Hebelbunds Lörrach, ist jeweils Moderator der Mund-Art Veranstaltungen. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen Themen.

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