Schopfheim Flagge gezeigt gegen Rassismus

Markgräfler Tagblatt
Hunderte von Besuchern strömten zum Holzrock im Sengelen. Fotos: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Holzrock: Alternative Tummelzone im Sengelen mit Konzerten und politischem Anspruch

Alljährlich verwandelt sich das ehrwürdige Sengelen-Wäldchen mit bunten Buden, Zelten und Infoständen, mit einer Menge lauter Sounds, mit origineller Deko und einer Menge Besuchern im Outfit jenseits des schnieke-gediegenen Mainstreams in eine Feierzone der sympathisch-anderen Art.

Schopfheim (jab). Auch in desem Jahr fanden hunderte Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung den Weg zum „Holzrock Open Air“ als alternativem, linksautonomem Kultur- und Musikfestival, und ließen sich′es zwei Tage lang – Freitag und Samstag - wohl und laut sein.

Die ganze Woche über hatte die Organisatoren aus dem Umfeld des Schopfheimer „Irrlicht“ das Areal zur alternativen Tummelzone hergerichtet, Technik und Getränk heraufgeschafft, Upcycling-Kronleuchter aus Plastikflaschen und Regenschirmgirlanden in den Bäumen drapiert, und natürlich die große Hauptbühne und diverse kleinere Aufführungsorte parat gemacht.

Anders als auch schon - beim Holzrock in anderen Jahren, und bei etlichen vorgängigen Freiluft-Events in diesem Jahr - spielte das Wetter größtenteils mit: Zwar sorgten einige Schauer für vereinzelte saftige Matschpfützen auf dem Areal, keineswegs aber war es die ausgedehnte Sumpflandschaft früherer Jahre.

Das entspannte Familienausflugsambiente vor allem am Samstagnachmittag also konnte sich gemächlich und mitsamt Picknickdecke, Pinselaction und traumhaftem Theater entfalten. Haupt-Rockzeit aber ist dann doch abends, und da hatten die Organisatoren für sich und ihre Besucher ein dickes Paket an Musik geschnürt: Neun Bands bespielten die Bühne über die beiden Abenden hinweg – mal wüst und laut, mal ekstatisch und tranceartig, mal ausgelassen und fröhlich, mal versehentlich einen Tag früher als geplant („Manana me chanto“), mal spontan und gar nicht geplant („Maladroids“, als Ersatz für die krankheitsbedingt ausfallenden „Abfukk“).

Bis in die späte Nacht gab es diverse Spielarten des Post-, Noise- und Straightforward-Punk, Hiphop Ska und New Wave aufs Ohr – auf die ein oder andere Art tanzbar war alles, wie der Blick auf die durchgängig dichte, durchgängig wilde Menge vor der Bühne zeigte.

Neben dem großen Bühnenspiel standen etliche Kleinkunst- und Kulturaktionen auf dem Programm, vom einsamen Singer-Songwriter übers den Erfahrungsbericht einer Reise in die zapatistische Widerstandsbewegung Mexikos bis zum Kindertheater.

Absage an den Konsumterror

Ausnehmend wichtig ist den Veranstaltern der politische Anspruch des Festivals, der sich sowohl im Gesamtkonzept eines selbstorganisierten antikommerziellen Events zeigt wie auch in speziellen Veranstaltungen, in jeder Menge Infomaterial, Bannern und Plakaten: Es wird buchstäblich Flagge gezeigt - gegen Rassismus, gegen Sexismus und gegen Diskriminierung; für Toleranz, Freiheitsrechte. Zur Absage an die schiere Konsumkultur gehört auch das von den Besuchern statt schierem Konsumieren eingeforderte Selbermachertum: „Do it youself“ ist die Devise beim Grillen („Kohle am Raclettestand“), beim Siebdrucken und beim Geschirrwaschen in der großen Wanne, wenn der Vegie-Burger aus der Freiburger „Volxküche Maulwurf“ verdrückt ist.

Allzu stressig aber soll′es bei alle dem Selbermachetum selbstredend auch nicht werden, und so sorgen jede Menge lauschiger Sitzecken im Paletten-Design, allerorts baumelnde Hängematten, ein beständig prasselndes Lagerfeuer und das nostalgische Café inklusive Perserteppich-Belag für ausreichend gemütliche Plätze.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading