Schopfheim Für romantische Spurensucher

Markgräfler Tagblatt
Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Konzert: Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim und Andrea Kauten im Krafft-Areal

Schopfheim-Fahrnau. Beim Abschlusskonzert des Jahres in der Reihe Klassik im Krafft Areal sind in der „Tonhalle“ Fahrnau die Sitzgelegenheiten ausgegangen. So sehr waren das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim und die Klaviersolistin Andrea Kauten gefragt.

Die Musikfreunde nehmen es aber einmal gerne in Kauf, auf Notsitzen, Gartenstühlen oder Holzpaletten Platz zu nehmen. Das zeigt die Verbundenheit mit den Stiftungskonzerten der Anneliese Benner-Krafft-Stiftung, aber auch, dass sich das Konzept des kleinen Kammermusikzyklus’ bewährt hat und zum Stammpublikum immer wieder ein neues Publikum stößt.

Dieses Mal war das Programm etwas für romantische Spurensucher. Es begann mit klassisch-kunstvollen Preziosen der Hornliteratur. Peter Bromig war der Solist in den zwei romantisch-beseelt gespielten Hornsonaten von Luigi Cherubini.

Eine Großtat war, das Konzertstück op.33 für Klavier und Orchester des in Vergessenheit geratenen Carl Reinecke zu reanimieren. Ein hochromantisches Werk, das es verdient, ins Konzertrepertoire aufgenommen zu werden.

Von Andrea Kauten mit der richtigen Virtuosität gespielt

Andrea Kauten übernahm den Solopart in diesem handfesten Virtuosenstück und spielte es in der schlechthin richtigen Virtuosität. Die begleitenden „Südwestdeutschen“ widmeten sich mit Sorgfalt und hörbarem Engagement bis ins furiose Finale dieser schönen Musik. Für die vielen Klavierfans eine erfreuliche Horizonterweiterung.

Kauten war ein zweites Mal zu hören in der amüsanten Menagerie zoologique, dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, der großen zoologischen Fantasie aneinandergereihter Bravourstückchen. Als weiterer Pianist saß der Dirigent der Pforzheimer, Timo Handschuh, am zweiten Flügel, und man hörte gleich, dass beide die agogischen Feinheiten aufeinander abgestimmt hatten. Eine schiere Lust, diesen vier Händen zuzuschauen, wie sie in dem Satz „Die Pianisten“, die auch unter die Zoologie fallen, fingerfertige Tonleitern üben oder bei „Wilde Esel“ wilde Sprünge und Läufe vollführen.

„Komische Tiere im wilden Dschungel der Welt“

Das Begleitumfeld war gut: „Zoodirektor“ Handschuh hatte seine Mitspieler präzise instruiert und in den 14 humorvoll und schwungvoll gespielten musikalischen Parodien traten einzelne Musiker solistisch hervor. Natürlich wartet das Publikum stets auf die Legato-Seligkeit des „Sterbenden Schwans“, aber auch die Kuckucksrufe und andere tierisch persiflierende Charakterisierungen machen immer wieder Freude und das Stück zum populärsten Stück von Saint-Saëns.

Vielleicht auch deswegen, weil meist eine witzige Geschichte dazu vorgetragen wird. Es muss nicht immer der berühmte Loriot-Text sein. Wolfgang Griep hat einen eigenen verfasst, eine Art musikalische Biografie von Camille, diesem „geborenen Reisenden“, Ethnologen, Naturforscher und Zugvogel, der ein abenteuerliches Leben führte.

Der Sprecher hat den „Karneval“ mit zeitgemäßen Anspielungen modernisiert und so die Rolle von Saint-Saëns als Unterhalter und Schalk weitergespielt. Wenn der Text weniger weitschweifig und etwas kürzer gewesen wäre, hätte das der Stringenz des Stücks gut getan. Aber allemal witzig, wie Griep die Übergänge vom Menschlichen zum Tierischen schaffte. Schließlich sind wir ja „alle nur komische Tiere im wilden Dschungel der Welt“.

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