Schopfheim „Gersbach ist einzigartig“

Markgräfler Tagblatt

850 Jahre Gersbach: Golddorf laut Klaus Schubring wohl 100 Jahre älter / Festakt in der Bergkopfhalle

Von Hans-Jürgen Hege

„950 Jahre Leben in Gersbach haben den Einwohnern Sicherheit, Ausdauer und Zuversicht gegeben, dass es im Golddorf auch in Zukunft schön sein kann“.

Schopfheim-Gersbach . So schwärmte der Historiker Klaus Schubring bei seiner Festrede von dem Dorf, das am Wochenende seinen 850. Geburtstag feierte.

Ein Widerspruch? Mitnichten. Denn Gersbach dürfte nach umfangreichen Recherchen des Festredners bereits 100 Jahre zuvor „aus dem Ei geschlüpft sein“, wie er das Publikum in der Bergkopfhalle wissen ließ.

Trotzdem sei „die 850-Jahr-Feier berechtigt“, betonte Schubring. Denn die erste urkundliche Erwähnung durch den Bischof von Konstanz in einem Schreiben an das Kloster St. Blasien aus dem Jahr 1166 gilt offiziell als Bestätigung der Existenz der „Kirche Gerisbac“.

In seiner Ansprache beharrte der Professor aber dennoch darauf, dass Gersbach als Adelspfarrei spätestens 1130 gegründet wurde. Demnach sei die Entwicklung des Dorfes zu einem „in seiner Umgebung etwas größeren Ort“ vor 1130 anzusetzen. Die Pfarrgeschichte biete Anhaltspunkte, „weit zurück bis etwa 1050 auf die allgemeinen Anfänge von Gersbach zurück zu leuchten.“

Wie auch immer: Das Golddorf feierte seinen 850. Geburtstag. In der voll besetzten Bergkopfhalle gaben sich hochrangige Gäste die Ehre beim Festakt, durch den auf humorige Weise Hansy Vogt als Moderator, Sänger, Musikant, Bauchredner und „Schwarzwaldbotschafter“ führte und der gespickt war mit unterhaltsamen Beiträgen des Musik- und Gesangvereins und Tanzvorführungen des Kraftsportvereins sowie mit jeder Menge an Grußworten.

Allen voran erwies Landrätin Marion Dammann dem Geburtstagskind ihre Referenz. Das Leben der Altvorderen sei nicht immer leicht gewesen, die Gersbacher hätten sich „immer wieder aufs Neue behaupten“ müssen, bis das Golddorf zu der heutigen „Vorzeigegemeinde“ geworden sei, die es hervorragend verstehe, ihren Besuchern „ein wunderschönes Stück Schwarzwald zu zeigen.“ Die Dorfbewohner hätten sich stets als Bewahrer von Traditionen und Brauchtumswächter erwiesen, lobte die Landrätin und stellte fest: „Gersbach ist einzigartig.“

Nachdem der Gastronom Martin Buchleither seine Jubiläumskreation eines Schwarzwaldbrotes mit Speck in Form einer Kirschtorte bühnenreif präsentiert und Vogt seine Talente als Bauchredner unter Beweis gestellt hatte, bekannte Bürgermeister Christof Nitz, „fassungslos“ zu sein ob der überaus positiven Entwicklung, die Gersbach im Lauf seiner Geschichte genommen hat. Es sei „schön, zu sehen, wie hier alle an einem Strang ziehen“, sagte er und fügte hinzu: „Wir alle fühlen uns Gersbach sehr verbunden.“ Nicht alle Bürger hätten die wechselvolle Geschichte und die Jahre nach der Eingemeindung 1974 „positiv begleitet“, fuhr der Bürgermeister fort Aber: „In jeder Enttäuschung liegt auch eine Chance. Denken Sie an ihre zukunftsweisende Infrastruktur“, sagte Christof Nitz unter anderem mit Blick auf das neue Breitbandnetz der Telekom im Dorf. Der Bürgermeister überreichte Ortsvorsteher Christian Walter als Geburtstagsgeschenk der Stadt einen Scheck über 1000 Euro.

Pfarrer Andreas Ströble hatte für die jüngste Erdenbürgerin Gersbachs einen Sack voll symbolischer Geschenke mitgebracht, die eine aussichtsreiche Zukunft symbolisieren sollten: ein Tagebuch, das für Selbstbewusstsein stehen und den Gersbachern zeigen soll, wer sie sind, was sie sind und wie wichtig ein gutes Miteinander sei. Ferner packte Ströble ein Fernrohr aus, das an die

„In jeder Enttäuschung liegt auch eine Chance“

Weitsicht erinnern könnte, die notwendig sei, um Dinge zu erkennen, „die weit über den eigenen Horizont hinausgehen.“

Zum Schluss wartete der ehemalige Gersbacher Reinhard Ühlin, dessen Vater einst nach Bayern ausgewandert war, mit einer dicken Überraschung auf: Er händigte Ortsvorsteher Christian Walter die restaurierte historische Fahne des Dorfes aus dem Jahr 1870/71 aus. Er habe diese vor einiger Zeit bei einem Besuch als „alten Stofffetzen im Rathaussaal“ entdeckt, mitgenommen und aufwendig zu einem wahren Schmuckstück „mit historisch verbrieftem Wert“ restauriert. Die Fahne soll nun einen gebührenden Platz im Rathaus finden.

Das Programm bereicherte der Kinderchor mit dem „Gersbachlied“, außerdem hatte der Musikverein mit „Musica Gloriosa“ und dem „Larida Marsch“ seinen großen Auftritt. Und nach den Tanzauftritten der KSV-Frauen stand dem Unterhaltungs- und Tanzvergnügen mit der Band „Projekt X“ nichts mehr im Wege.

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