Schopfheim Im Angebot: Lebensqualität und Inklusion

Markgräfler Tagblatt

Wiedereröffnung: Dorfladen Kürnberg mit besonderem Konzept / Redner loben Mut zu „neuen Wegen

Von Werner Müller

Viel mehr als Brötchen und Bananen: Der neu eröffnete Dorfladen in Kürnberg hat einige Spezialitäten im Angebot, die ihn von anderen Einkaufsstätten unterscheiden – unter anderem Lebensqualität fürs Dorf und Chancen für psychisch kranke Menschen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Schopfheim-Kürnberg . Das hat der Dorfladen seiner besonderen Struktur zu verdanken: Das Markus-Pflüger-Heim übernimmt die Regie, acht bis zehn Bewohner betreiben den Laden unter professioneller Betreuung und versorgen die Dorfbevölkerung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs (wir berichteten).

Bei der feierlichen Wiedereröffnung des Dorfladens am Donnerstagabend war denn auch viel von „neuen Wegen“ die Rede. „Das Dorf ist da“, freute sich Landrätin Marion Dammann in Anbetracht einer großen Zahl an Dorfbewohnern, die zur kleinen Feier erschienen waren. Sie pries den Mut der Verantwortlichen und der Bewohner des Markus-Pflüger-Heims, Neuland zu betreten.

Dies sei der „erste Schritt“ zur Dezentralisierung des Heimes und diene auch dazu, Erfahrung zu sammeln. Das Projekt biete Vorteile für beide Seiten, sagte sie. Das Dorf könne Infrastruktur und ein Stück Lebensqualität erhalten, für die Heimbewohner biete sich die Möglichkeit, über die Arbeit Stabilität in ihren Alltag zu bringen und für sich Selbstbewusstsein und Wertschätzung zu gewinnen. „Das ist Inklusion, wie wir sie uns vorstellen“, so die Landrätin.

Der Dorfladen sei geeignet, ein Stück Gemeinschaftsleben zu erhalten und stelle für die Heimbewohner zugleich einen „geschützten Raum“ dar. Marion Dammann bat die Kürnberger, mit dem noch unerfahrenen Dorfladenteam, falls nötig, auch ein bisschen „Nachsicht zu üben“. Sie hoffe, dass sich der Dorfladen auf Dauer selber trage, sagte die Landrätin und fuhr fort: „Die Kürnberger müssen hier halt einkaufen gehen“.

Als „tolle Idee“ bezeichnete Bürgermeister Christof Nitz die Entscheidung des Markus-Pflüger-Heims, den Dorfladen weiterzuführen. Dabei sei die Inklusion sicher wichtiger als der rein monetäre Aspekt. „Wir sind froh, dass es mit dem Dorfladen weiter geht“, erklärte das Stadtoberhaupt und appellierte an die Kürnberger, das Angebot fleißig zu nutzen. Nur dann könne sich der Laden auf Dauer auch tragen.

Von einem „spannenden Projekt“ sprach Ortsvorsteher Martin Gruner und staunte, wie schnell es mit der Wiedereröffnung geklappt habe. Für ihn persönlich sei es bereits die dritte Neueröffnung, der er als Ortsvorsteher beiwohne. Gruner: „Ich habe jetzt keine Lust mehr“. Das neue Geschäftsmodell könne indes nur funktionieren, mahnte er, wenn Dorfbewohner und Mitarbeiter des Heimes „wohlwollend aufeinander zugehen“. Der Ortschaftsrat und die Dorfbewohner nähmen das Markus-Pflüger-Heim und seine Bewohner jedenfalls gerne an. „Der Dorfladen ist unser Geschenk an Sie“, so Gruner.

Mit seiner „vielleicht verrückten Idee“ habe er überall offene Türen eingerannt, freute sich Heimleiter Michael Schreiner. „Ihr habt uns mit offenem Herzen empfangen und in die Dorfgemeinschaft aufgenommen“, sagte er an die Adresse des Ortschaftsrates und der Bewohner Kürnbergs und schloss mit dem Dank dafür, „dass ihr uns den Dorfladen anvertraut.“

Der Dorfladen Kürnberg bietet weiterhin regionale Produkte sowie Backwaren. Er soll auch ein Treffpunkt für die Dorfbewohner sein. Am Schwarzen Brett bieten die Mitarbeiter des Markus-Pflüger-Heims Dienstleistungen an – Rasenmähen, Schneeschippen, Brötchendienst oder Botengänge.

Die Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 13 Uhr, Montag und Dienstag sowie Donnerstag und Freitag zusätzlich von 16 bis 19 Uhr.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading