Schopfheim Inniges Gedenken, still und aufgewühlt

Markgräfler Tagblatt
Der international gefragte Solo-Cellist Juris Teichmanis gestaltete die Musik zur Todesstunde Jesu an Karfreitag in der evangelischen Stadtkirche mit.                              Foto: Georg Diehl Foto: Markgräfler Tagblatt

Karfreitagsmusik: Veranstaltung in der Stadtkirche zur Todesstunde Jesu endet mit Läuten der Totenglocke

Schopfheim (gd). Mit Lesungen zum Karfreitag und mit Musik für Violoncello und Orgel gestalteten Uschi Schmitthenner (Lesungen), Juris Teichmanis (Violoncello) und Christoph Bogon (Orgel) am Karfreitag das Geschehen zur „Todesstunde Jesu“ in Jerusalem.

Mit der „Louange à l`éternité des Jésus“, dem Lobpreis der Ewigkeit Jesu, aus dem „Quartett für das Ende der Zeit“ des 1908 in Avignon geborenen Franzosen Olivier Messiaen, das der Komponist 1940 als Insasse des bei Görlitz befindlichen Gefangenenlagers Stalag komponiert hatte. wurde die Gedenkstunde eröffnet.

Ausgehend von dem Text aus der Offenbarung über einen Engel schuf Messiaen ein Quartett für Violine, Viola, Cello und Klavier, das Teichmanis und Bogon in einer Fassung für Cello und Orgel darboten. Es war eine Musik, die sich gut als Einstimmung auf das Karfreitagsgeschehen in seiner verinnerlichten, beruhigenden und kontemplativen Art eignete.

Zwischen den Musikbeiträgen las Uschi Schmitthenner die entsprechenden Passionstexte aus den Evangelien. Juris Teichmanis spielte allein eine Sarabande aus der Suite Nr. 5 in c-Moll, für Violoncello, BWV 2011, die Johann Sebastian Bach in seiner Köthener Zeit komponiert hatte. Die mit seinen langen Tönen auffallende Sarabande, die danach durch eine Elegie (Klagelied) in c-Moll, Opus 24, des 1845 geborenen Franzosen Gabriel Fauré, einst Schüler von Olivier Messiaen, ergänzt wurde, leitete nach einer weiteren Lesung zu einer Improvisation des Organisten Christoph Bogon an der Schuke-Orgel über, die nicht nur das Können, sondern auch Bogons Kunst des Improvisierens bewies.

Mit technisch souverän beherrschter Spieltechnik und optimaler Registrierkunst brachte er das sich bis zur Kreuzigung steigernde Geschehen akustisch den Hörenden nahe, das aufwühlen und intensiv bewegen musste. Beide Virtuosen an Cello und Orgel musizierten als Finale das Werk „In croce“ der Russin Sofia Asgatowna Gubaidulina (geboren 1931 in Tschistopol) zu Gehör, die seit 25 Jahren in der Nähe von Hamburg lebt. Das ursprünglich für Bajan (=der vollkommenste Typus der chromatischen Ziehharmonika) 1979 komponierte Stück stellte eine Herausforderung für die beiden Interpreten dar, die sie perfekt meisterten. Während das eine Instrument in den höchsten Lagen, das andere in den tiefsten Tönen beginnt, wie sie sich dann durchdringen und schließlich die Rollen vertauschen und zur Einheit finden, ist bei der russisch-orthodoxen Christin Gubaidulina als Wiederherstellung einer Verbindung (religio) im Gegensatz zum oft erlebten „Staccato des Lebens“ zu empfinden.

Dieser abschließenden Komposition der mit vielen Musik- und Staatspreisen ausgezeichneten Musikerin, die auch Ehrendoktorin der Yale-Universität ist, folgte das Läuten der Totenglocke und der „Stille Ausgang“.

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