Schopfheim Interplast-Einsatz in Manyemen / Kamerun

Markgräfler Tagblatt

Interplast-Team mit Andreas Rudolph hat in Kamerun mit schlechten Bedingungen zu kämpfen

Kein Strom? Kein fließendes Wasser? Ein Komplettausfall der Elektrik? So mancher Arzt würde hierzulande seine Tätigkeit einstellen. Nicht so das Interplast-Team mit dem plastischen Chirurgen Andreas Rudolph an der Spitze.

Einsatz vom 21. Januar bis 5. Februar:

Teamleiter: Andreas Rudolph, Chefarzt plastische Chirurgie, Kliniken des Landkreises Lörrach, Schopfheim, sowie Wolfgang Bachbauer, Leiter IMC, Kliniken des Landkreises Lörrach, Lörrach; Christina Lemanczyk, plastische Chirurgin, Borromäus-Hospital, Leer; Christiane Zierer, OP-Schwester, Hagen (Westfalen); Martia Steinebrunner, OP-Schwester, Todtnau; Ernst Eichel, Anästhesist St. Elisabethenkrankenhaus, Lörrach, und Sabine Hinterding, Anästhesistin, Bethesda-Spital, Basel.

Das Team dankt allen hier erwähnten unterstützenden Krankenhäusern sowie der Firma KMS GmbH & Co. KG, Denkingen für die langfristige Förderung des Projekts Manyemen / Kamerun.

Spenden an Interplast, Sektion Schopfheim, bei der Sparkasse Wiesental. DE856835155 7000 3197779.

Schopfheim. Die bewährte siebenköpfige Truppe ist das Improvisieren gewohnt - so auch beim 18. Einsatz durch ein Team der Schopfheimer Interplast-Sektion in Manyemen. „In diesem Jahr hatten wir wieder extrem schlechte Bedingungen“, berichtet Andreas Rudolph, Chefarzt für plastische Chirurgie am Kreiskrankenhaus Schopfheim.

Als das Team das Hospital im kamerunischen Regenwald erreichte, sei der große Generator schon kaputt gewesen. Da somit auch die strombetriebenen Pumpen die Wasserspeicher nicht füllen konnten, gab es Wasser aus Flaschen auch für Toilette und Dusche. „Das war ein deutlicher Schritt zurück.“ Solche schlechten hygienischen Verhältnisse habe das Team schon lange nicht mehr erlebt. Im „gemütlichen“ Gästehaus standen für die siebenköpfige Gruppe lediglich eine Toilette und eine Dusche zur Verfügung.

Auch der kleine Generator stellte seinen Betrieb ein, doch das findige Interplast-Team fixierte Taschenlampen an den OP-Lampen, damit jede Minute genutzt und auch ohne Strom operiert werden konnte. „Es war ein Einsatz für Hartgesottene“, bilanziert der plastische Chirurg. Und trotzdem: „Es herrschte eine absolut gute Stimmung“, so Andreas Rudolph - der teameigene Humor half über vieles hinweg.

Darminfektionen wurden mit Antibiotika bekämpft, so dass der Einsatz ohne Ausfall von Arbeitszeit und -kraft überstanden wurde. Da wurde auch schon mal ein grippaler Infekt auf den einzig freien Sonntag verlegt, damit es keine Ausfälle im Team gab. Das wiederum kam den Patienten zugute, die sich auf den Einsatz der „white doctors“ immer zu Jahresbeginn verlassen. 76 Operationen und 32 kleinere Eingriffe absolvierte das ehrenamtlich tätige Team; rund 90 Patienten wurden insgesamt gesehen. Zehn- bis zwölfstündige Arbeitstage waren durchzustehen.

Der Schwerpunkt des Einsatzes lag auf der Verbrennungschirurgie. Aufgrund der fehlenden Stromversorgung im ländlichen Bereich Kameruns werde am offenen Feuer gekocht, dort mit heißem Wasser hantiert. „Da geht uns die Arbeit nicht aus“, so Andreas Rudolph.

Da es keine Erstversorgung gibt, sind Narben und Kontraktionen an der Tagesordnung. Viele Verbrennungsopfer benötigen Folgeoperationen: Auch beim jetzigen Einsatz waren einige Patienten dabei, die schon ein- oder zweimal operiert worden waren - ein Beweis für die Nachhaltigkeit der Arbeit, die das Interplast-Team vor Ort leistet. Ein Patient mit Tumor am Hals sei sogar schon 13-mal operiert worden. „Versorgung und Nachversorgung sind gewährleistet“, betont Andreas Rudolph, der auch Wert auf die Fortbildung der Kräfte vor Ort legt.

Der Chefarzt absolvierte seinen inzwischen 17. Interplast-Einsatz. Dass mittlerweile die nachfolgende Chirurgen-Generation ebenso begeistert mithilft, sei sehr erfreulich. So sei auch Team-Neumitglied Christina Lemanczyk, plastische Chirurgin aus Leer, ein fachlicher und menschlicher Glücksgriff gewesen, unterstreicht Andreas Rudolph, der auch die Veränderungen in Kamerun seit seinem ersten Einsatz dort schildert.

Die Straße von Doula nach Manyemen ist mittlerweile geteert und „kein Abenteuer“ mehr. Die unklare politische Situation im Südwesten des Landes ist zu beobachten: Während der Einsatzzeit herrschte von Montag bis Mittwoch Ausgangssperre. Die massive Abholzung des Regenwaldes betrachtet der Chirurg kritisch. Frustierend sei auch, dass von den Krankenhäusern gespendete OP-Lampen für Manyemen aus unerfindlichen Gründen seit Monaten am Flughafen in Douala lagern.

Schön sei indes das Wiedersehen mit dem kamerunischen Chirurgen Nesoah gewesen, der in Kumba tätig ist. Und eines ist klar: 2018 steht der nächste Einsatz an.

Weitere Informationen: Am Donnerstag, 30. März, hält Andreas Rudolph um 19.30 Uhr im Rahmen des Gesundheitsforums der Kreiskliniken einen Vortrag über seine Einsätze in Kamerun (Nebengebäude des Kreiskrankenhauses Schopfheim). Der Eintritt ist frei, eine Spendenkasse wird aufgestellt.

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