Schopfheim Keine „Autobahn“ im Naturparadies

Markgräfler Tagblatt

Flurneuordnung Gersbach: Sorgen von Naturliebhabern unbegründet / Wegebau so gut wie abgeschlossen

Von Werner Müller

Schopfheim-Gersbach. Eine „Autobahn“ im wildromantischen Haselbachtal? Wanderer und Naturliebhaber treibt seit ein paar Tagen die Sorge um, die Flurneuordnung könnte einen idyllischen Waldweg zwischen der Ruine der Stegmühle und dem Golddorf „unwiderbringlich zerstören“.

Auslöser für die Befürchtungen sind mit Zahlen beschriftete Pflöcke, die seit etwa zwei Wochen auf beiden Seiten des bestehenden Waldweges zu sehen sind. Auf der etwa ein Kilometer langen Teilstrecke zwischen historischer Mühle und Gersbach betrage der Abstand zwischen den Pflöcken links und rechts des Weges etwa acht Meter, melden Waldgänger und fragen sich, ob der Weg in diesem Bereich wirklich auf solche Breite ausgebaut werden soll.

„Das wäre wirklich ein Frevel an diesem wunderschönen Tal“, so die um diese „Naturschönheit“ besorgten Waldspaziergänger. Zumal über eine solche Autobahn – im Gegensatz zu anderen Wegebaumaßnahmen – auch in fünf Jahren noch kein Gras wachsen würde.

Solchen Ängsten tritt Ralf Ühlin indes entschlossen entgegen. „Im Haselbach bauen wir keine weiteren Wege“, versichert der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft der Flurneuordnung in Gersbach auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Wegebau im Rahmen der Flurneuordnung sei nur noch im Gebiet zwischen Gersbach und Fetzenbach im Gange.

Im Haselbachtal seien die Wegearbeiten hingegen „so gut wie fertig“. Ühlin: „Da passiert nix mehr“. Im Übrigen hätten die ausgebauten Wege keine autobahnähnlichen Dimensionen, sie seien „in der Regel“ maximal vier Meter breit. Er weist diesbezüglich darauf hin, dass die Pläne und die Karten für die Flurbereinigung „jederzeit einsehbar“ seien. Ühlin: „Wir haben keine Geheimnisse“.

Mit den ominösen Pflöcken hat es nach seinen Worten denn auch eine ganz andere Bewandtnis. Die Holzpfähle mit den Nummern markieren nicht den Verlauf eines superbreiten neuen Waldweges, sondern in Wirklichkeit die Grenzen der derzeitigen Waldgrundstücke.

Seit Frühjahr sind vier jeweils dreiköpfige Messtrupps dabei, diese Grenzen zu ermitteln. Sie suchen die Marksteine. Wo dieselben nicht mehr vorhanden oder aufzufinden sind, messen die Trupps die Flurstücke ein - und schlagen nummerierte Pflöcke ein, um die Grenzen kenntlich zu machen.

Bis Ende dieses Jahres stehen nach Uhlins Schätzung 70 Prozent der Waldgrenzen fest, ab Frühjahr 2016 laufen Vermssungsarbeiten für die restlichen 30 Prozent. Weil der Wald um Gersbach ziemlich groß ist, müssen die Trupps noch viele Grenzen ausmessen und eine Menge Pfähle in den Boden schlagen – und können zusätzliche Messgehilfen gut gebrauchen (siehe Infokasten)

Aber dieser Aufwand hat ja auch einen guten Grund: Die Grenzen der jetzigen Waldgrundstücke müssen schließlich stimmen, denn sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Wertermittlung der jeweiligen Waldflächen.

Forstsachverständige werden jedes einzelne Flurstück begutachten und dessen Wert festlegen. Neben der reinen Flächengröße kommt es dabei natürlich auch darauf an, wie viele und welche Bäume darauf stehen. „Das ist eine Heidenarbeit“, weiß Ralf Ühlin. Die Schätzer seien über ein Jahr unterwegs. Die Wertermittlung soll nach seinen Worten Ende 2016 jedoch beendet sein.

Erst danach kann die Neuzuteilung der Waldgrundstücke beginnen – auch dies ein lanwieriger Prozess. Während dieser läuft, dürfen die Waldbesitzer keine Bäume mehr fällen - die Holzeinschlagssperre beginnt 2016 und dauert nach Angaben von Ralf Ühlin vier Jahre.

Ab September sucht die Untere Flurbereinigungsbehörde zusätzliche Messgehilfen für die Arbeiten im Gersbacher Wald. Auskunft erteilen Mathias Klünder unter Tel. 07751/863518 oder Ralf Ühlin unter Tel. 07620/3189858.

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