Schopfheim Klein, aber oho: „Öhrli vom Bugg“

Markgräfler Tagblatt

11.11. in Schopfheim: „Willsch öbbis bewege, dann muesch du di rege“ / Neuer Statthalter stellt sich vor

Unterm Anpacker-Motto „Willsch öbbis bewege, dann muesch du di rege“ wollen es die Schopfheimer Narren nach einem eher lauen Jahr wieder richtig krachen lassen.

Schopfheim. Wichtiges Aufbruchsignal neben der Wahl eines neuen Ozume (Oberzunftsmeisters) in Gestalt von Hanspeter Meyer ist dabei vor allem die Wiederauferstehung des Zunftabends, der im vergangenen Jahr wegen Unstimmigkeiten innerhalb der Narrenzunft ausgefallen war: Ein Jahr „Gaudiabschtinenz“ war genug, befand etwa „Müsli“ Klaus Strauß bei der Fasnachtsausgrabung am Freitag in seinem Prolog.

Zu passend da, dass nun mit „Öhrli vom Bugg“ alias Erich Lacher ein von der Zunftabendbühne bestens bekanntes Gesicht das Statthalter-Zepter schwingt. Lacher zeigte sich denn auch hoch motiviert, als er nach all der Geheimnistuerei um seine Person endlich öffentlich in die Vollen gehen durfte.

„Ich glaub, nach einem magere Johr stoht uns ä tolli Fasnacht bevor.“ Dass es wieder einen Zunftabend gibt, sei die „beschdi Nochricht sit langem“ , erklärte er und versprach: „Ich trag dezue dört au mi Deil. Ich glaub die Obend werde geil“.

Eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie legte der neue Statthalter gleich in seiner Antrittsrede an den Tag: „Ä Traum erfüllt sich hüt für mich – de chleinscht Statthalter vo Dütschland bi ich“, ging der neue Narrenchef mit Blick auf seine überschaubare Körpergröße in die Offensive, und auch sein Spitzname „Öhrli“ komme nicht von ungefähr, schließlich sehe man diesen Körperteilen die Ringervergangenheit ihres Trägers bis heute an.

Kein Dreck im Garten

Derzeit wohne er noch in Wieslet, gab der neue Statthalter zu, sehr bald jedoch gehe es „uf Eie zruk“. Vorher freilich soll ein Gutachten attestieren „dass ich im Garde nit ha dreckige Dreck“, erklärte „Öhrli“ aus aktuellem Rechtsstreit-Anlass, und drohte dreckigen-falls mit radikalen Konsequenzen: Nach Grexit und Brexit komme es dann eben zum E-A-Sexit: „E-A-S dät stoh für Eie am See. Un exit dät heiße ,Schopfe ade′.“

Schade wiederum wär′ das dann doch für die Stadt, die einen Wechsel in ihrer Chefzentrale dringend brauchen könne: „Endlich hock′ ich im Rothus uf de oberste Stange. In letschder Zit nämlich isch dört z′viel in d′Hose gange“, nahm der Statthalter den Kollegen Bürgermeister ins Visier. Der zeigte sich reumütig und überreichte seinem Nachfolger den Rathausschlüssel ohne viel Federlesen.

Mit „Chnattere am Galge oobe“ wurde dann von den Fegern die Fasnacht aus dem Brunnen gehoben, auf dass Ozume Hanspeter Meyer das darin verborgene Fasnachtsmotto offiziell verkünden konnte: „Willsch öbbis bewege, dann muesch du di rege“ - eine Weisheit, die nach Ansicht Müslis „doch glatt als Lebensmotto chasch neh“ und der Narrenzunft auf ihre öffentlichen Mottosuche hin von Markus Weiß ins Stammbuch geschrieben worden war.

Schopfheim (jab). Nach altbewährtem Drehbuch ging die Fasnachtsausgrabung am Kronenbrunnen über die Bühne. Pünktlich um 19.11 Uhr feuerte die Hurlibaus-Kanone die elf ohrenbetäubenden Fasnachts-Startschüsse in die kalte Nacht, gleich darauf marschierte Zunftmeister und Zinken zu den Klängen von Aruba-Band (Stadtmusik) und Guggenmusik „d′Namelose“ aus den Altstadt-Gassen heraus auf die Marktplatzbühne.

In diesem Jahr erwarte die Schopfheimer wieder ein volles Programm, verhieß Zunftrat Klaus Ziegler den Zuschauern des Narrenspektakels - „nur de Westernobe, wo so g′falle het alle, muess falle“, zielte eine ironische Spitze auf die gefloppte Neugründung der vergangenen Saison. Höchste Zeit sei′es für die närrische Machtübernahme, befand sodann „Müsli“ Klaus Strauß in seinem mit gewohnt spitzzüngiger „Narreschnööre“ formulierten Prolog. Schließlich habe man die Obrigkeiten jetzt lange genug „umewurschtle lo“ - mit dem Ergebnis, dass nun jede Menge „gääli Charte“ zu verteilen seien.

Zuvor freilich ließ er dem Burgi eine Packung „Ohrestöpsel“ und überdimensionale Schallschutzkopfhörer zukommen: „Dann wird′s um de Burgi still, und er hört nüm, was er nit höre will“. Umso unbeschwerter ließ sich dann das schwere Geschütz gegen Christof Nitz auffahren – schließlich habe der′ mit seiner Anzeige gegen die Gersbacher Anti-Windkraft-Demonstranten ebenso gehalten.

„Do wird für mii, des isch e Glosse, mit schwerstem G′Schütz uf Spatze geschosse“, befand „Müsli“. Auch die Gersbacher selbst freilich bekamen ihr Fett weg: „Immer wenn e Bauprojekt irgendöberem nit schmeckt, dann git′s e Naturschutzinventur - me isch seltene Viecher uf de Spur: Mol Chäfer, Eidechsli, des isch de Wahn. In Gerschbach sins jetz Rotmilan.“

Von den Gersbacher Dorfhöhen gelang dem Meister des Prologs dann der Brückenschlag ins großstädtische Milieu: Ob Hamburger Elbphilharmonie, Stuttgart 21 oder Flughafen BER: „Mi′m Schuelchampus isch Schopfe glii in beschter Gsellschaft mit debi“, bemerkte Müsli: Mit einem Aufschlag von 150 Prozent spiele das Städtli in Sachen Kostensteigerung doch glatt in der Bundesliga mit, und dort „g′lingt de Stadt bigott ruckzuck e Rechenfehlermeischterschtuck.“

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