Stadtverwaltung, Gemeinderat und „Schopfheim hilft“ schlagen Alarm. Anlass sind Pläne des Landkreises, in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Fahrnau bis zu 90 Unbegleitete Minderjährige Ausländer (UMA) unterzubringen und dafür einen Teil der dortigen Bewohner, meist Familien mit Kindern, umzusiedeln. Schopfheim (wm). In einem Schreiben fordern Bürgermeister Christof Nitz sowie die Vorsitzenden fast aller Gemeinderatsfraktionen (bis auf die CDU) die Verantwortlichen im Landratsamt auf, diesePläne zu prüfen und den laufenden Transfer von aktuellen Bewohnern zu stoppen. Ein inhaltlich ähnliches Schreiben hatte zuvor schon „Schopfheim hilft“ an Landrätin Marion Dammann gesandt. Einen der vier Blocks in Fahrnau habe die Behörde bereits für die UMAs geräumt, ein zweiter soll in den nächsten Tagen folgen. Die Fraktionsvorsitzenden beklagen in diesem Zusammenhang, der Gemeinderat sei von dieser Entwicklung nicht in Kenntnis gesetzt worden seien. Lediglich der Helferkreis habe Anfang August bei einem Koordinationstreffen im evangelischen Gemeindehaus von der Aufnahme der UMAs erfahren. Auch er habe gegenüber dem Landratsamt bereits seine Bedenken und Sorgen vorgetragen und seien über die Entwicklung „enttäuscht“. Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende weisen darauf hin, dass der Kreis im Markus-Pflüger-Heim in Wiechs bereits 40 UMAs untergebracht habe – und dass an beiden Standorten für deren Betreuung nicht genügend Sozialarbeiter vorhanden seien. „Wir halten diesen Zustand für nicht tragbar“, so Hildegard Pfeifer-Zäh im Namen ihrer Ratskollegen. Sie möchten mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit „keine Ängste in der Bevölkerung verstärken“, sondern seien nur um bessere Lösungen bemüht – zugunsten der bereits in der GU wohnenden Flüchtlinge sowie der nur kurzzeitig hier untergebrachten UMAs. Diese sollen drei Erneute Entwurzelungder Bewohner droht bis fünf Wochen in den Erstaufnahmezentren bleiben und dann in andere Einrichtungen verlegt werden. Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende springen dem Helferkreis „Schopfheim hilft“ zur Seite und schlagen dem Landratamt vor, alle UMAs in einem einzelnen Gebäude im Landkreis unterzubringen, statt dafür die GU in Fahrnau in Betracht zu ziehen. Sollte dies dennoch der Fall sein, sollten die Jugendlichen dort nur in einem Haus wohnen, getrennt von den anderen Flüchtlingen. Die Verlagerung von jetzigen Bewohnern „schmälert oder beendet die Integrationsbemühungen des Helferkreises“, heißt es in dem Schreiben der Stadt und des Gemeinderates weiter. Die betroffenen Bewohner müssten dies als „erneute Entwurzelung empfinden“, bereits begonnene Sprachkurse müssten beendet werden. Auch die Helfer seien frustriert und es werde immer schwieriger, neue zu finden. Die Anzahl von 90 minderjährigen Flüchtlingen sei für Fahrnau zu groß, heißt es weiter. Der erforderliche Betreuungsschlüssel von einem Sozialarbeiter für je zehn Jugendliche sei noch nicht einmal in Wiechs erreicht. Stadt und Gemeinderäte befürchten zudem, dass in Fahrnau Konflikte „unter den Jugendlichen, mit Bewohnern der GU sowie mit Besuchern des Friedhofes vorprogrammiert scheinen“. Bei einer geplanten Aufenthaltsdauer von lediglich fünf Wochen erscheine es aus Sicht des Helferkreises „wenig erfolgversprechend“, sich um die Integration der UMAs zu bemühen, beispielsweise durch Sprachkurse. „Unseres Wissens“, heißt es abschließend in dem Schreiben, „gibt es andere Orte mit der Möglichkeit, UMAs in kleineren und damit weniger konfliktträchtigen Einheiten unterzubringen“.