Schopfheim Liebeswirren in der Südsee

Markgräfler Tagblatt

Gesangverein Eichen liefert mit der „Blume von Hawaii“ eine begeisternde Vorstellung

Längst hat sich der Gesangverein Eichen mit seinen außergewöhnlichen Projekten einen Namen gemacht. Mit der Operette „Die Blume von Hawaii“ zaubern die Akteure unter Federführung von Anita (Regie und Hauptrolle) und Dieter Waibel (musikalische Leitung) nun ein Stück Südseeflair in die Hülschematthalle.

Weitere Termine:

Donnerstag, 19., und Freitag 20. April jeweils um 20 Uhr; Sonntag 22. April, 17 Uhr.

Von Anja Bertsch

Schopfheim . Am Ende einer langen Reise über tränen- und cocktailreiche Ozeane voller Irrungen und Wirrungen zeigte sich das Publikum bei der Premiere am Samstag begeistert.

Die Operette greift das Märchen um Prinzessin Laya und Prinz Lilo-Taro als letzte Abkömmlinge der hawaiianischen Königsfamilie auf, die durch die amerikanische Besatzung Ende des 19. Jahrhunderts entmachtet wird. Laya geht – als Kind – ins französische Exil und kehrt Jahrzehnte später, als Varietésängerin „Suzanne Provence“ getarnt, in die ursprüngliche Heimat zurück. Bei ihrem Inselvolk entfacht sie die Hoffnung auf Wiedererlangung der Unabhängigkeit, beim Prinzen Taro vor allem heftige – und selbstredend nicht auf Anhieb erwiderte – Liebesgefühle.

In der Eichener Aufführung wird dieses Historien- und Liebesdrama mit einer zweiten Zeit- und Handlungsebene verschränkt: Der ehemalige Königspalast ist mittlerweile ein Hotel, das den Gästen und damit auch den „echten“ Zuschauern in der Hülschematthalle eine Menge astreiner Unterhaltung liefert – zum Beispiel ein Theaterstück über die alte Legende um das letzte Prinzenpaar Laya und Lilo-Taro.

Dieses doppelbödige Verwirrspiel gibt der Inszenierung Raum für jede Menge unterhaltsame Zwischenspiele und darstellerische Kniffe. So verwandeln sich die Hauptakteure zu Beginn von kofferschiebenden Touristen und grauen Hotelbediensteten in ihre „Märchenrollen“ vom Prinzenpaar (Anita Waibel und Erhard Zeh) über den amerikanischen Gouverneur Lloyd Harrison (Achim Hottinger), die hawaiianische Schönheit (Franziska Lay) bis zum adretten US-Kapitän Harald Stone (Wolfgang Bühler). Und wo eben noch ein dramatisches Liebes-Hin-und-Her aus der Kernhandlung um Lilo-Taro und Laya die Gemüter bewegt, schwebt im nächsten Moment eine Gruppe Hotelgäste im Dreivierteltakt durchs Bild, die – Sprung in die Rahmenhandlung – gerade das Tanzkurs-Angebot des Hotel genießen.

Über diesen Kunstgriff lässt sich als einer der Höhepunkte des Abends auch eine astreine Reich-Ranicki-Parodie stimmig in die Inszenierung einbauen – in Gestalt eines gewissen Musikprofessor Resualk (Egon Klauser) nämlich, der einer weiteren Touristen-Gruppe mit wissenschaftlich-sprachlicher Akkuratesse den Hula-Tanz beibringt.

Auch die herkömmliche Theaterordnung – Zuschauer hier, Bühne da – verschwimmt in der Eichener Inszenierung: Gespielt wird nicht auf der Bühne, sondern und auch mal zwischen den Zuschauern, die als blumen-behangene Komparsen ein freundliches Hintergrundbild abgeben. Jenseits der Haupthandlung glänzen Agnes Waibel als kokette Gouverneursnichte Bessy, Klaus Streicher als selbstverliebter Frauenverführer und Jazzsänger Jim Boy sowie Egon Klauser als schmeichlerisch-gewiefter Sekretär John Buffy.

Dem Operetten-Genre folgend, ist in den szenischen Darstellungen die Musik das tragende Fundament. Zur Erkennungsmelodie wird über den Abend hinweg die „Blume von Hawaii“. Ähnliche Ohrwurm- und Mitsumm-Qualitäten entwickeln das schwelgerische „Du traumschöne Perle der Südsee“ oder das fidele „My golden Baby“. Von den Trägern der Hauptrollen ist da nicht nur schauspielerischer Einsatz, sondern vor allem auch der Mut zur solistischen Gesangseinlage gefragt. Getragen wird der Gesang von einem Ensemble aus Streichern, Bläsern und Klavier, die unter musikalischer Leitung von Dieter Waibel einen beschwingten Bigband- und Dixie-ound abliefern.

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