Schopfheim Liebliches Vogelgezwitscher am Register

Markgräfler Tagblatt
Wenn es aus der Orgel piept: Travis Baker beschloss mit Kompositionen über eine Vielzahl von Vogelstimmen den Schopfheimer Orgelsommer. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Orgelsommer: Außergewöhnliches Abschlusskonzert mit Travis Baker in der Stadtkirche / Klangporträts ausgespielt

Vogelgezwitscher in der Stadtkirche: Beim Abschlusskonzert des Schopfheimer Orgelsommers holte der aus Australien stammende und in London lebende Travis Baker die Vogelstimmen aus den Registern der Emporenorgel. Vogelkundlich informierte Zuhörer durften raten, welche Vögel gerade in Olivier Messiaens „Chants des oiseaux“ tirilieren.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Dieses letzte Konzert war also wieder ein besonderes, gerade in diesem Block mit drei Stücken auf der Voit-Orgel, der mit „A Flutter of Birds“ (Vogelgeflatter) überschrieben war. Da gab es viel Klangmalerei, der Natur abgelauscht. Zuerst bei Rameaus Cembalowerk „Le Rappel de oiseaux“, wo das Gezwitscher der Vögel lautmalerisch beschrieben wird. Das Stück aus den „Pièces de clavecin“ macht sich auch gut auf der Orgel.

Ein ähnlich dankbares barockes Genrestück und reizend gespielt war die berühmte Vogelstrichimitation „Le Coucou“ von Louis-Claude Daquin mit ihren Kuckucksrufen. Die konnte man hören, wenn man der Empfehlung von Gastgeber und Veranstalter Christoph Bogon nachkam, die Augen schloss und die Vögel erkennen konnte.

Messiaens Hinwendung zum Vogelgesang ist programmatisch, wie man in den Vogelgesängen aus dem „Livre d’orgue“ hören konnte. Es sind Klangporträts des Hobby-Ornithologen Messiaen, der sich der Erforschung der Tonsprache der Vögel verschrieben hatte und in dessen Werk Vogelstimmen eine wichtige Rolle spielen. In Messiaens Kompositionen der 1950er Jahre wie diesem „Chants des oiseaux“ (1951) werden Vögel zum Gegenstand der Musik und erscheinen auch im Titel.

Travis Baker, der auch Stimmbildner ist und mit Knabenchören arbeitet, wählte für diese Vogelsprache sehr ansprechende Register. Er hat die Vogelgesänge sehr ruhig ausgespielt, in schönen Farben bis ins Pedal. Baker zoomte die gefiederten Freunde deutlich heran; seine interpretatorischen Porträts hatten Nähe und Brennschärfe. Das Onomatopoetische (Nachahmende) kam klar rüber. Vielleicht hat er auch die Messiaen- Orgelgesamteinspielung seiner Lehrerin Gillian Weir dabei im Ohr.

Als eine kleine Hommage an England, wo er mittlerweile lebt, durfte man das spätromantische Adagio von Frank Bridge deuten. Überhaupt hatte das Programm einen sehr breiten Bogen, begann mit spätmittelalterlichen Tänzen (bei denen man mit einiger Fantasie in einem Tanz auch Vogelstimmen erkennen konnte), ging über die erste Orgelsonate von Franz Xaxer Schnitzer, einem Mönch aus Ottobeuren, dessen Musik stilistisch typisch für die Zeit der Wiener Klassik war und an die Orgelwalzenstücke von Mozart erinnerte, bis zur abschließenden großen Kür mit Bachs bekannter und gern gespielter Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 – ein gewaltiges Orgelplenostück und Allzeithit bei Organisten.

Die Fantasie klang unter Bakers Händen nicht nur formal nach Toccata, hatte angemessene Größe. Nur das Thema der Fuge, dessen Schönheit jedem Laienhörer sofort aufgeht und das schon zu Bachs Lebzeiten bekannt und verbreitet war als „das allerbeste Pedalstück des Herrn Johann Sebastian Bach“, hat Baker sehr zügig, vielleicht etwas zu schnell angepackt.

So wirkte die Fuge zwar sehr dramatisch, aber doch etwas überhetzt und nicht mehr so durchsichtig wie zuvor die fein und differenziert ausgehörten und schön artikulierten anderen Orgelwerke.

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