Travis Baker, der auch Stimmbildner ist und mit Knabenchören arbeitet, wählte für diese Vogelsprache sehr ansprechende Register. Er hat die Vogelgesänge sehr ruhig ausgespielt, in schönen Farben bis ins Pedal. Baker zoomte die gefiederten Freunde deutlich heran; seine interpretatorischen Porträts hatten Nähe und Brennschärfe. Das Onomatopoetische (Nachahmende) kam klar rüber. Vielleicht hat er auch die Messiaen- Orgelgesamteinspielung seiner Lehrerin Gillian Weir dabei im Ohr.
Als eine kleine Hommage an England, wo er mittlerweile lebt, durfte man das spätromantische Adagio von Frank Bridge deuten. Überhaupt hatte das Programm einen sehr breiten Bogen, begann mit spätmittelalterlichen Tänzen (bei denen man mit einiger Fantasie in einem Tanz auch Vogelstimmen erkennen konnte), ging über die erste Orgelsonate von Franz Xaxer Schnitzer, einem Mönch aus Ottobeuren, dessen Musik stilistisch typisch für die Zeit der Wiener Klassik war und an die Orgelwalzenstücke von Mozart erinnerte, bis zur abschließenden großen Kür mit Bachs bekannter und gern gespielter Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 – ein gewaltiges Orgelplenostück und Allzeithit bei Organisten.
Die Fantasie klang unter Bakers Händen nicht nur formal nach Toccata, hatte angemessene Größe. Nur das Thema der Fuge, dessen Schönheit jedem Laienhörer sofort aufgeht und das schon zu Bachs Lebzeiten bekannt und verbreitet war als „das allerbeste Pedalstück des Herrn Johann Sebastian Bach“, hat Baker sehr zügig, vielleicht etwas zu schnell angepackt.