Schopfheim Mit dem „Räf“ durch die Altstadt

Markgräfler Tagblatt

Führung: Mit „Weberin Luise“ auf historischem Streifzug / Panorama der Stadtgeschichte

Unter Regie der „Weberin Luise“ machte sich dieser Tage ein Trüppchen Geschichtsinteressierter auf zum Streifzug durch die Altstadt und begab sich dabei „auf Tuchfühlung mit Schopfheims Geschichte“.

Von Anja Bertsch

Schopfheim . So lautet das Leitmotiv, unter dem Stadtführerin Monika Haller in der Figur der Weberin Luise auftritt: auf dem Buckel das massive hölzerne „Räf“, das den Bauersfrauen früher zum Transportieren von Ernte und Selbstgewerktem diente; im Gepäck einen wahren Schatz an Wissen und Anekdoten über die hiesige Geschichte.

Munter plaudernd schlägt das Weiblein im Kittelschurz die Brücken von der eigenen Kindheit über die Lebenserinnerungen der Großmutter bis zum vereinten Gedenken des Alemannenlands an Hebels Geburtstag.

In kurzen Worten streift die Weberin die jüngere Geschichte, die auch in Schopfheim nicht ohne Deportation jüdischer Mitbürger ablief, wenig später findet sich die Gruppe inmitten der Industrialisierung, um dann, nochmals einige Jahrhundertsprünge weiter zurück, die Stadtgründung durch Konrad von Rötteln im Jahr 1250 mitzuerleben.

Derweil Weberin Luise erzählt, bewegen sich die Teilnehmer der Führung in gemächlichem Tempo durch die mittelalterlich anmutende Altstadt – „anmutend“ dabei das zentrale Wort, wie die kundige Führerin betont: Von der ursprünglichen Altstadt war nach dem großen Brand im Jahr 1412 nicht mehr viel übrig, und auch gegenüber dem Erscheinungsbild etwa zu Hebels Zeiten (1760 bis 1826) haben sich selbst im historischen Teil des Ortskerns große Änderungen ergeben.

In ihren Schilderungen jedoch beschwört die Weberin das frühere Erscheinungsbild der Stadt lebendig herauf. Die vor ihrer Begradigung bis an die heutige Altstadt heran mäandernde Wiese etwa, den heutigen Rathausplatz noch ganz ohne Rathaus, den Wasserlauf in der Torstraße oder den prächtigen Palais der Familie Kym-Krafft an der Hauptstraße (heutiger Durchgang zum Stadtpark/Anna-Kym-Garten) der noch in den 1960er Jahren abgerissen und durch die heutigen, dem damaligen Zeitgeist entsprechenden Neubauten ersetzt wurde.

Ob nun ganze Gebäude oder kleine Details: Vieles eignet sich, um daran ein ganzes Panorama des Lebens früherer Zeiten zu entfalten - und auch die ein oder anderen sprachhistorische Wurzelbehandlung zu unternehmen: Die Vertiefungen in einem Mauerwerk bei der alten Stadtmühle etwa verweisen darauf, dass hier einstmals das mächtige Stadttor in seinen Angeln hing; wer dort abgewiesen wurde, bekam zumindest noch eine Wegzehrung – er wurde „abgespeist“.

An andere Stelle – an der Seitenwand des Gasthauses „Hans Sachs“ nämlich - ist der Schlussstein des Schopfheimer Stadtschlosses derer von Rötteln verbaut, das früher hier seinen Standort hatte. An Stelle diesen Gartens verlief einst der Stadtwall, dort wiederum lässt sich der letzte Überrest der Stadtmauer begutachten, und schließlich steht man schmunzelnd an dem „dämm Huus“, wo am 18. April 1848 – dem Tag, als Hecker in Schopfheim die Revolution ausrief - „garnüdd bassiert isch“, wie eine Inschrift aus neuerer Zeit augenzwinkernd kundtut.

Nach gut einstündigem Streifzug durch Stadt und Stadtgeschichte sammelt sich die spätestens jetzt historisch bewanderte Gruppe zur kleinen Stärkung in der Roggenbachtstube der „Sonne“ und lässt das frisch erwanderte Wissen zusammen mit Ziiger und Markgräfler Baguette genüsslich sacken.

Weitere Informationen: Die nächste historische Stadtführung unter dem Titel „Gesponnenes und Verwobenes - auf Tuchfühlung mit Schopfheims Geschichte“ findet am Freitag, 29. September, statt.

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