Schopfheim Mit Farbrausch ins Rampenlicht

Markgräfler Tagblatt

Kunstverein ehrt Hans Theo Baumann mit einer großen Ausstellung in der Kulturfabrik

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. So viel Publikum war nie bei einer Ausstellungseröffnung: Die Kulturfabrik platzte aus allen Nähten, galt es doch, den Künstler, Designer und Schopfheimer Ehrenbürger Hans-Theo Baumann zu seinem 90. Geburtstag zu ehren.

Die Ausstellung „Licht – Farbe – Form“ sei ein „Geschenk“ des Kunstvereins an seinen Gründer, sagte Vorsitzender Johannes Kehm zur Begrüßung.

Wenn man die Kulturfabrik betritt, meint man fast, in der Pforzheimer Matthäuskirche zu sein, für die Baumann 1953 neuartige Glasbausteine schuf. Die ganze hintere Rückfront des Schauraumes mit der großen Stirnwand ist mit einer sechs Meter breiten, auf Folie gedruckten Innenaufnahme dieses Bauwerks ausgekleidet. Man erlebt die verblüffende Wirkung: Die Wände der Kirche scheinen wie mit Edelsteinen geschmückt, die unweigerlich an das himmlische Jerusalem erinnern. Das Licht, das durch die bunten Glassteine fällt, verwandelt den Kirchenraum in einen sphärischen Farbrausch.

Eine gute Idee von Luis Lenz, der Tochter von Baumann, die diese Jubiläumsausstellung konzipierte und kuratierte, Teile der von Studenten der Akademie für Kommunikation Pforzheim im letzten Jahr zum 60. Jubiläum der Matthäuskirche ausgerichteten Fotodokumentation mit Infotafeln zu übernehmen und in die Geburtstagsschau zu integrieren.

Schließlich markieren diese spektakulären Glasfenster den Ausgangspunkt für die internationale Karriere Baumanns. Die farbigen Glassteine machten ihn bekannt und setzten das Räderwerk im Glasdesign und bei namhaften Porzellanfirmen in Gang. Da auch einer dieser originalen Musterwabensteine, quasi der Prototyp, beleuchtet daneben steht, kann man nachvollziehen, wie alles begann.

Neben diesem Startschuss in Baumanns Laufbahn ist als weiterer Meilenstein sein Entwurf für eine Glasfläche bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel in dem von Egon Eiermann gebauten Deutschen Pavillon zu sehen: ein Glasfenster mit raffinierter Lichtbrechung. Um diese beiden Fixpunkte herum gruppiert sich das designerische und künstlerische Schaffen Baumanns. Dabei gelingt es der Fotografin Luis Lenz, einmal zu zeigen, was sich bei ihrem Vater von der Glasmalerei ableitet und seine enorme Materialkenntnis zu dokumentieren. Immerhin hat die Glasmalerei in seiner Familie Tradition und Baumann kann mit jedem nur erdenklichen Material arbeiten.

In der Mitte des Raums ist der Tisch gedeckt mit Baumanns zeitlos modernen Geschirrserie. Anhand schöner Werkbeispiele kann so vieles, angefangen von den geometrisch-figurativen Malereien bis zu den linienhaft gefassten, transparenten Glasreliefs, Revue passieren. Der repräsentative Querschnitt zeigt Ausgewähltes von Porzellandesign über Holzskulpturen, Tapisserien bis zum Betonrelief.

Luis Lenz hat einige der Objekte fotografiert, bearbeitet und künstlerisch interpretiert und macht damit deutlich, wie zeitlos Baumanns Designkunst ist. Erfreulich auch, Hans Theo Baumann in seinem Element zu erleben: In einem von der Münchner Pinakothek der Moderne zur Verfügung gestellten Video demonstriert er seine Arbeitsweise. Und man sieht in diesem Film einige der Dinge, die man in der Ausstellung wiederfindet.

Baumann, so meinte die Karlsruher Kunsthistorikerin Chris Gerbing in ihrer ausführlichen Laudatio, „prägte das Nachkriegsdesign in Deutschland so umfassend, wie wohl kein anderer Designer“. Das Logo „Made in Germany“ habe durch ihn ein zeitgemäß neues Gesicht erhalten und er selber als Designer viel zur Ästhetik der „Guten Form“ beigetragen. Dem ist nichts hinzuzufügen (bis 16. November in der Kulturfabrik).

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