Von Jürgen Scharf Schopfheim-Fahrnau. Ist das eine genialische, wenn auch etwas unausgegorene Musik des Wunderkinds Felix Mendelssohn! Der blutjunge Felix muss schon ein hervorragender Pianist gewesen sein. Das glitzernde Passagenwerk des Soloklavierparts in diesem recht ausgedehnten Jugendwerk für Klavier und Streichorchester in a-Moll macht auch der Pianistin dieser Aufführung in Schopfheim manuell wenig Mühe: Andrea Kauten legt ein beträchtliches Laufpensum hin. Die Hauspianistin und künstlerische Leiterin der Konzertreihe in der Fahrnauer Tonhalle nutzt beim letzten Konzert, dem bestbesuchten in der Jubiläumssaison „Zehn Jahre Klassik im Krafft-Areal“, die Gelegenheit für viel perlende Brillanz. Sie spielt mit der bekannten technischen Bravour, trumpft bei dieser wirklich ansprechenden Konversationsmusik, die auf angenehme Art unterhalten will, virtuos-temperamentvoll und sehr dominant am Flügel auf. Bei einem Jugendwerk wie diesem, das auf gefällige Virtuosität angelegt ist, war Kautens versierte Geläufigkeit genau die richtige Herangehensweise. Mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim – die Stiftungskonzerte haben sich zum Jubiläums einmal ein Orchester gegönnt! – stand ihr ein gut vorbereiteter Klangkörper zur Seite. Timo Handschuh, seit drei Jahren neuer Chefdirigent, ließ mit Esprit und Geschmack begleiten. Wenn auch das Zusammenspiel manchmal etwas massig wirkte, so war doch die Balance und Koordination bestens gewahrt. Das frühe Instrumentalkonzert des 13-jährigen Knaben war das konzertante Gegenstück zu der Streichersinfonie Nr. 10 des wie Mozart komponierenden Wunderkinds Felix: ein weiteres erstaunliches Zeugnis kompositorischer Frühreife. Dieser herrliche, leider fragmentarische sinfonische Versuch, der stilistisch noch an Mozart orientiert ist, wurde ansprechend schwungvoll interpretiert. Es fehlte auch nicht an der nötigen Poesie. Nach der Pause dann ein selten zu hörender Komponist, der Brahms-Zeitgenosse Robert Fuchs, mit Werken, die sonst kaum im gängigen Repertoire zu finden sind. Dass der „Serenaden-Fuchs“ zu Unrecht vernachlässigt wird, zeigte schon sein lyrisches Andante grazioso und vor allem seine zugängliche und einfallsreiche Serenade Nr. 3 mit einem sehr aparten Allegretto grazioso, dem die Gäste aus der Goldstadt schöne Streicherakzente angedeihen lassen. Das ekstatische ungarische Finale („alla Zingarese“) hat Feuer und Charme zugleich. Der mitreißende Schwung des Südwestdeutschen Kammerorchesters wirkte ansteckend aufs Publikum, und man wünschte sich, wie übrigens bereits nach dem Mendelssohn-Klavierkonzert, eine Zugabe. Timo Handschuh bedauerte, sie hätten zwar keine Zugabe, aber ganz viele CDs dabei, und sie kämen im nächsten Jahr gerne wieder. Diese Ankündigung stieß bei den Veranstaltern der Reihe auf offene Ohren.