Nach einer aktuellen Studie der Humboldt-Universität Berlin entsperrt der durchschnittliche Smartphone-Nutzer sein Gerät 63-mal pro Tag für etwa drei Minuten. Bei angenommenen acht Stunden Schlaf greifen die Menschen also jede Viertelstunde zu ihrem Smartphone, das heißt, sie sind immer nur 15 Minuten konzentriert an einer Arbeit, in einem Gespräch oder auf einem entspannten Spaziergang. Schopfheim. Es wird diesen Menschen immer unmöglicher, einfach mal abzuschalten, ein Buch zu lesen oder Musik zu hören. Wie wirkt sich das auf die körperliche und seelische Gesundheit aus" In einer Zeit, in der ständig wachsende Datenmengen in immer kürzerer Zeit auf die Menschen einprasseln, in der bereits Kleinkinder mit Minicomputern hantieren, in der Eltern für ihre „Kleinen“ Profile in den „sozialen Netzwerken“ anlegen und vereinsamte Jugendliche sich mit über 100 „Freunden“ brüsten, die sie noch nie gesehen oder gehört, geschweige denn persönlich getroffen haben, gilt es, diejenigen zu schützen, die sich selbst nicht schützen können. Dieser Aufgabe haben sich Lehrerkollegium und Schulleitung der Dr. Max-Metzger-Schule im Hinblick auf die ihnen anvertrauten Schulkinder gestellt. Am Anfang stand ein Angebot der Pädagogischen Hochschule Freiburg in Kooperation mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen für Eltern der ersten Klassen, die ihre Kinder vor problematischer Bildschirmnutzung bewahren wollen. Lehrerinnen der ersten Klassen und der beiden Grundschulförderklassen wurden im Rahmen einer Fortbildung zu schulinternen Multiplikatoren ausgebildet, um die Nachhaltigkeit der Umsetzung zu garantieren. So standen Mediennutzung, Mediensucht und Handlungsmöglichkeiten, aber auch die Entwicklung einer mehrseitigen Broschüre mit Freizeitaktivitäten in Schopfheim und der weiteren Umgebung auf der Tagesordnung. Die Eltern wurden mittels eines umfangreichen Fragebogens angesprochen, der Informationen zur medialen Ausstattung ihres Heims, zum eigenen Umgang mit Bildschirmgeräten und zu den Gewohnheiten ihrer Kinder hinsichtlich TV oder PC erkundete. Die Kinder wurden durch eine Aufführung des Heilbronner Kinder- und Jugendtheaters „Radelrutsch“ an das Thema herangeführt: „Tivi“ hieß die Hauptperson, die ihren Alltag zwischen Monitoren in der Wohnbox mit dem Multi-Smart-Roboter Zäppi verbrachte. Erst als alle Bildschirme ausfielen, wagte Tivi erste Schritte in die unbekannte reale Welt. Im Dialog mit dem Publikum wurden Alternativen zur virtuellen Spielewelt entwickelt, und später wurde dieses Theaterstück im Unterricht im Gespräch und spielerisch nachbereitet. Eltern werden beraten Die Eltern schließlich werden demnächst auf einem Elternabend zu diesem Thema informiert und beraten, außerdem erhalten sie per Post umfangreiches Begleitmaterial. Zu einem weiteren Elternabend können die Eltern dann ihre privaten Bildschirmgeräte mitbringen und von Fachleuten durch Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware „kindersicher“ oder „kinderfreundlich“ machen lassen, außerdem erhält jede Familie einen Gutschein für eine telefonische Beratung zum Thema Medienerziehung durch einen Coach. Die Wirksamkeit des Programms wird durch zwei weitere Befragungen der Eltern und der Lehrkräfte erkundet. „Mit diesem Projekt, dessen Zielsetzung auch im Leitbild der Dr. Max-Metzger-Schule verankert ist, werden die Kinder nicht von digitalen Medien fern gehalten, sondern in Kooperation mit den Eltern sorgfältig und verantwortungsvoll auf den Umgang und den Einsatz von PC & Co. vorbereitet“, stellte Schulleiterin Eva Skrypnik fest.