Schopfheim Neuinterpretation alter Klassiker

Markgräfler Tagblatt
„Vein plays Porgy an Bess“: Das Basler Jazztrio Vein mit Michael Arbenz (piano), Thomas Lähns (bass) und Gregor Hilbe (percussion) bot zur Abwechslung Jazz im Krafft-Areal Schopfheim. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Zum Saisonabschluss im Krafft-Areal Schopfheim: das Basler Jazztrio Vein

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Sommersound auf dem Marktplatz, Summertime in der Tonhalle Fahrnau. Auf die Baumwollfelder in den Südstaaten und in die Catfish-Row von Charleston führt Gershwins Oper „Porgy und Bess“. Eine Geschichte um Mord, Drogensucht, Zuhälterei und Hörigkeit, mit der der Jazz Einzug in die Oper hielt. Zwei Songs daraus wurden zu Jazz-Standards.

Das dynamische Basler Klaviertrio Vein um den Pianisten Michael Arbenz hat sie an diesem Sommerabend bei „Jazz im Krafft-Areal“ als coole Klanggemälde aus Swing und Bebop arrangiert.

Das berühmte „Summertime“ wird spielerisch verjazzt, in dem anderen Hit, „It ain’t necessarily so“, lässt Arbenz seine Finger in rasendem Tempo über die Tasten laufen, dass der elegante Sportinglife, mit dem Bess kokettiert und darüber den armen Porgy vergisst, bei dieser musikalischen Beschleunigung singend kaum noch nachkäme.

Rhythmischer Drive

„Vein plays Porgy and Bess“ kann es mit seiner Verve, dem rhythmischen Drive und der Farbigkeit mit vielen anderen Jazzadaptionen dieser Songs aufnehmen, darunter dem Miles Davis-Klassiker, was einiges heißen will. Veins „Porgy und Bess“-Arrangement basiert auf den Melodien und Motiven Gershwins und ist nichts zum Mitsingen, gesungen wird instrumental. Die gleichnamige CD ist zwar schon drei Jahre alt, aber die Stücke haben nichts von ihrer Lust an der Inspiration und am Experimentieren verloren.

Alle Instrumente sind gleich gewichtet. Solistisch sind alle drei Spieler hervorragend, und die beiden Mitstreiter stehen Michael Arbenz nicht nach. Bei dem erregend frisch klingenden Pianospiel von Arbenz, dem sehr druckvollen Bassisten Thomas Lähns und dem für Arbenz Zwillingsbruder Florian eingesprungenen, sich perfekt einfügenden Schlagzeuger Gregor Hilbe (bei seinen mit Naturfellen bespannten Drums haben selbst harte Schlagzeugbeats einen schönen weichen Klang) muss man genau hinhören, um die originalen Melodien als Fragmente wiederzuerkennen.

„I got plenty o’ nuttin’“ etwa bringt das Trio mit leichten Verfremdungen im Bass. Der Song wird dekonstruiert, die Melodie aufgelöst und anders zusammengesetzt, die Musik neu harmonisiert und rhythmisiert. Es gibt überraschende harmonische Wendungen, Rhythmuswechsel, die die altbekannten Evergreens in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Eine unkonventionelle, ungewohnt temporeiche und spurtstarke Version steuert Arbenz mit „There is a boat leavin’ soon for New York“ bei. Beim Piano fällt der manuelle Elan auf, das rasante Passagenspiel; bei der fein abgestimmten Rhythmusgruppe die packende Rhythmik.

Neue Klänge

Vein gewinnt diesen Song-Klassikern wirklich neue Seiten ab: beim Wechseln der Seiten zum Bebop, wenn sie durch die Oper swingen nach allen Regeln der Jazzkunst und bei einer der schönsten Balladen Gershwins innehalten: „Bess, you is my woman now“. Hier greift Thomas Lähns auch mal zum Bogen und erzeugt neue, sirrende Klänge.

Mit ihrer Neuinterpretation des Klassikers und ihrer typischen Art, mit Gershwins Musik höchst eigenwillig und individuell umzugehen, kam das Schweizer Jazztrio beim Publikum sehr gut an. Auch der Einstieg mit Eigenkompositionen von Florian Arbenz und ein Klaviersolo von Duke Ellington konnten gefallen. Mit zwei Zugaben verabschieden sie sich, mit Miles Davis „Seven Steps to Heaven“ und dem „Schacher Sepp“, der inoffiziellen Schweizer Nationalhymne, einem Volkslied aus der Innerschweiz.

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