Schopfheim Noch lange kein Ladenhüter

Markgräfler Tagblatt

Schopfheimer Tafel feiert zehnjähriges Bestehen­ / 60 ehrenamtliche Mitarbeiter im sozialen Einsatz

Von Werner Müller

Schopfheim. Alles andere als ein Ladenhüter: Den Kampf gegen die Armut hat sich die Schopfheimer Tafel auf ihre Fahnen geschrieben - und ist damit auch heute noch genau so stark gefordert wie bei der Gründung vor nunmehr genau zehn Jahren.

60 bis 80 Kunden, die vom Sozialamt einen Berechtigungsschein haben, kaufen durchschnittlich an einem Tag im Tafelladen in der Hohe-Flum-Straße gesunde Lebensmittel ein - zu niedrigen Preisen.

„Wir leisten einen kleinen Beitrag, um den Menschen zu helfen“, betonen die drei Vorsitzenden der Tafel, Wilfried Maus, Brigitte Leisinger und Josef Brunner. Die Existenzberechtigung des Tafelladens hat in den zehn Jahren seines Bestehens nicht abgenommen, eher im Gegenteil. Rund 270 Berechtigungsausweise sind in ständiger Benutzung, rund 180 Kinder profitieren auf diesem Wege von gesunden Lebensmitteln. Seit der Gründung des Tafelladens haben die zuständigen Behörden etwa 990 Berechtigungsausweise ausgestellt.

„Es gibt Menschen, die sich einen täglichen Einkauf einfach nicht leisten können“, weiß Brigitte Leisinger. Deshalb sei gerade für Familien mit Kindern eine Einrichtung wie der Tafelladen wichtig, wo sie Lebensmittel deutlich unter üblichen Marktpreisen einkaufen können und damit etwas mehr Geld für andere Bedürfnisse übrig hätten.

Hinter diesem sozialen Angebot steckt indes eine Menge Arbeit. Rund 60 ehrenamtliche Helfer engagieren sich für die Tafel - etwa die Hälfte von ihnen arbeiten im Laden selbst, die anderen klappern tagtäglich als Fahrer mit den zwei vereinseigenen Kühllastern die Einkaufsmärkte und Bäckereien in der Region ab, um die aussortierten, aber noch verwendbaren Lebensmittel abzuholen. Die zwei Sprinter sind im Jahr zwischen Hochrhein und Todtnau und sogar bis in die Schweiz etwa 43 000 Kilometer auf Achse.

Weil das Thema „Hygiene“ im Tafelladen absoluten Vorrang hat, müssen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter zudem regelmäßig fortbilden. Dazu kommen Kurse für die Fahrer (Sicherheitstraining, Ladungssicherung).

Der Tafelladen ist freilich mehr als bloß eine Einkaufsmöglichkeit für bedürftige Menschen. Er ist darüber hinaus auch ein „soziales Gefüge“ (Leisinger) und ein Treffpunkt für Mitarbeiter und Kunden, der Zusammenhalt stiftet und Hilfe verspricht.

Vor allem aber bietet er Hartz IV-Empfängern zum Beispiel die Möglichkeit, für 1,50 Euro in der Stunde einer sinnvollen Arbeit nachzugehen. Vier solcher Mitarbeiter beschäftigt der Tafelladen derzeit. „Wir stehen im guten Kontakt zum Jobcenter der Arbeitsagentur und bekommen Unterstützung, wenn wir sie brauchen“, berichtete Brigitte Leisinger. Diesem Kontakt hat die Tafel auch zu verdanken, dass sie unlängst einen neuen Ladenleiter einstellen konnte, dessen Lohn ein Jahr lang zur Hälfte die Arbeitsagentur bezahlt.

Rund 100 000 Euro hat die Tafel seit ihrem Bestehen in die Infrastruktur ihres Ladens gesteckt - unter anderem für den Einbau eines Kühlraums sowie den Kauf der Sprinter, für die es allerdings jeweils auch einen 50-prozentigen Zuschuss von Daimler Benz gab. Diese Investitionen finanziert der Verein zum einen durch die Verkaufseinnahmen im Laden und zum anderen durch Spenden und Sponsorengelder.

„Wir sind ein kleiner Mittelstandsbetrieb“, stellt Josef Brunner denn auch fest. Und Wilfried Maus ergänzt, die Tafel übernehme soziale Aufgaben, die eigentlich Sache der Stadt oder der öffentlichen Hand insgesamt wären.

Obwohl das zehnjährige Bestehen den nachhaltigen Erfolg der Schopfheimer Tafel beweist, sind die drei Vorsitzenden nicht sorgenfrei. Es werde immer schwerer, Mitstreiter für ein Vorstandsamt zu finden, klagt zum Beispiel Wilfried Maus, froh, dass er die nicht geringe Verantwortung nunmehr mit Brigitte Leisinger und Josef Brunner teilen kann. Auch zusätzliche ehrenamtliche Helfer für den Laden oder den Fahrdienst könnte der Verein noch gut gebrauchen.

Unter den Nägeln brennt dem Trio aber vor allem, dass die Tafel den neuen Ladenleiter spätestens nach einem Jahr ganz allein aus eigener Tasche bezahlen muss. Jetzt hoffen die Vorsitzenden, dass sich dafür Sponsoren finden, die einen Teil dieser Kosten übernehmen.

Das zehnjährige Bestehen nimmt der Verein zum Anlass, mit seinen Mitarbeitern, den Lebensmittel-Lieferanten und den Sponsoren zu feiern und ihnen allen deutlich zu machen, wie nötig auch heutzutage eine Einrichtung wie der Tafelladen ist. Zum Geburtstag gratuliert unter anderem auch Justizminister Rainer Stickelberger (SPD).

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