Von Jürgen Scharf Schopfheim-Fahrnau. Wunderschön: Bach zu vier Händen. Das Ehepaar Kurtág hat es vorgemacht. Und das führende Schweizer Klavierduo Adrienne Soós und Ivo Haag hat es bei "Klassik im Krafft-Areal" in der Fahrnauer Tonhalle nachgemacht: Sie spielten " als Zugabe " nach einem langen und anstrengenden Programm ein kurzes Bach-Encore: "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" aus dem Actus Tragicus in der Klaviertranskription von György Kurtág. Der Übervater, der Spielmann Gottes und fünfte Evangelist, J.S. Bach, also im Schlussspurt einer Rennstrecke des vierhändigen Klavierspiels, der im Falle des Duos Soós/Haag ein eleganter und präziser Paarlauf an den 88 Tasten des Konzertflügels der Benner-Krafft-Stiftung war. Die beiden Pianisten, die schon gut 20 Jahre zusammen am Klavier sitzen, haben aber nicht nur Bach/Kurtág sehr identifikativ gespielt, sondern überhaupt das ganze Programm, das ein romantisches war. Engel, Feen, die Geister von Mendelssohn und Schubert und Gespenster geisterten durch den Abend. Die Feenkönigin Titania und Oberon in der Ouvertüre zu Shakespeares "Sommernachtstraum" von Mendelssohn-Bartholdy in einer Fassung für Klavier zu vier Händen vom Komponisten selber; ein Gespenstermärchen in der Nr. 11 aus den zwölf vierhändigen Klavierstücken für große und kleine Kinder von Robert Schumann (die das Klavierduo auch auf CD eingespielt hat); die Engel, die Schumann das Thema der "Geistervariationen" eingaben, über die dann Brahms seine gewichtigen Schumann-Variationen schrieb. Und nicht zuletzt spukte der Geist Beethovens durchs Programm, vor allem im Finale von Schuberts "Grand Duo", über das Schumann sagte, es sei eine "auf das Clavier übertragene Symphonie". Also ein gewichtiges Programm: von den genrehaften Kinderszenen über das wahnsinnsumflorte rätselhafte Geisterthema, das im Kopf des Schumann-Freundes Brahms herumgeht, bis zur großen posthumen Schubert-Sonate. Die heikle pianistische Kommunikation gerade bei Schubert gelingt Adrienne Soós und Ivo Haag perfekt. Nicht zu orchestral, sondern eher kammermusikalisch schlank und durchsichtig. Die Schumann-Variationen von Brahms spielen sie wie aus einem Guss. Und in den Kinderstücken entdecken sie in Schumann den Meister der zauberhaften Klavierwirkungen. Zusammen am Klavier sind diese beiden Pianisten eine Klasse für sich. Ein vortrefflich eingespieltes Duo, das an diesem Abend in der Tonhalle mit gleichbleibender Intensität am Flügel agiert " immer schön ausbalanciert zwischen Gelöstheit und Konzentriertheit. Ein großartiges vierhändiges Klavierspiel. Prädikat: Klavierissimo!