Schopfheim Pralles Polit-Party-Punk-Paket

Markgräfler Tagblatt

Holzrock: Festival im Sengelwäldchen: Linke Botschaften und lautstarke Musik

Mit seiner Mischung aus Familientreff, links-kritischer Politikveranstaltung und klanggewittrigen Konzertabenden lockte das zweitägige Holzrock-Open-Air übers Wochenende wieder ein buntes Festivalvolk ins lauschige Sengelenwäldchen.

Von Anja Bertsch

Schopfheim . Wenngleich die Veranstalter aus dem Umfeld des soziokulturellen Zentrums „Irrlicht“ mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatten, lieferte das Festival auch in seiner 33. Auflage Hunderten von Besuchern ein gelungenes Polit-Party-Punk-Paket.

Mit Siebdruck, Bannern und Infomaterial gegen Nazis, Faschos und Mackermännlichkeit, für Solidarität, Emanzipation und – großes Stichwort in diesem Jahr – „Awareness“ als achtsame Haltung gegenüber Diskriminierung und Übergriffen jeglicher Art. Bands, die im lautstarken Sound antikapitalistische, feministische und gesellschaftswütende Botschaften und Texte verpacken. Eine Vortrags- und Diskussionsrunde zur AfD und ein Workshop zur kritischen Männlichkeit. Mit kleinem Eintritt, Volxküche-Verpflegung und ehrenamtlicher Selbermacher-Organisation gegen den Kommerz.

Das Holzrock hat sich über die Jahre seinen links-kritischen und antikommerziellen Anspruch bewahrt. In diesem Jahr sollte der Vortrag von Esther Bejarano als Auschwitz-Überlebende in diesem Sinne ein besonderes Signal setzen. Die 93-jährige jedoch musste ihr Kommen kurzfristig absagen.

Die Holzrock-Tage kommen gemütlich in die Gänge: Wer das Festivalleben mit mitternächtlich-magischer Theaterakrobatik unter freiem Himmel und Elektro-Party im Zirkuszelt ausgiebig genossen hat, verbringt den nächsten Mittag gemütlich im eigenen Domizil auf der Zeltwiese oder irgendwo im Wäldchen, das die Macher mit Hängematten, Sitzecken im Paletten-Chic und Lagerfeuer zum großen Open-Air-Wohnzimmer verwandelten.

Derweil sind Horden von kleinen Holzrockern beim Kinderprogramm schon voll in Aktion: Sprechendes Regenwurm- und Schnecken-Getier meldet sich im Freiburger Figurentheater mit Humor und Ökobotschaft aus dem Untergrund; in der großen Kreativecke nebenan wird aus Leibeskräften gekleckst und gewerkelt, und überhaupt ist das ganze Festivalgelände mit seinen durchaus saftigen Matschpfützen für jeden ordentlichen Nachwuchsrocker ein großer Spiel- und Tummelplatz.

Die Musik legt beim Holzrock traditionell die härtere Gangart zwischen Surf-, Garage- und Partypunk ein und bricht mit geballter Dezibelkraft über die Festivalgänger herein. Zehn Bands an zwei Abenden waren aufgeboten – junge Bands aus der weiteren Umgebung wie die Konstanzer „Bikini Beach“ ebenso dabei wie die Rock-Urgesteine der US-amerikanischen „Fleshtones“, die zum Finale des ersten Festivalabends ihrem Ruf als mitreißende Liveband gerecht wurden.

Weniger rund lief der zweite Konzertabend auf den nächtlichen Höhepunkt zu: Gewaltige Gewitter versenkten die Party kurz vor Mitternacht ins matschige Chaos. Wahre Fluten von oben trieben das Partyvolk unter diversen Unterständen zusammen, während Stromausfälle die australischen „Clowns“ in ihrem beserkerhhaften Auftritt immer wieder ausbremsten. Besuchern wie Band war das zwar eine kalte Dusche – beileibe aber nicht das Festivalende: Auch mit Nass von oben und unten lässt sich im Holz gut rocken.

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