Schopfheim „Puppen-Doktor“ heilt alle Wunden

Markgräfler Tagblatt

Museum: Angebot stößt auf große Resonanz / Hilfe für Teddybären und liebste Spielgefährten

„Ich hoffe, dass die Puppe wieder gesund wird“, sagt die achtjährige Viktoria zu ihrer Mutter. Die beiden sind extra aus Rheinfelden ins Museum gekommen, wo die Puppenklinik aus Seewald zu Gast war.

Schopfheim . Hoffnungsvoll blicken sie in die Augen von Restaurator Peter Spechtenhauser – wie viele andere Puppenliebhaber auch. Behutsam nimmt Doris Spechtenhauser die Puppe unter die Lupe: Dieser klebt ein Pflaster auf der Nase – ein vertrauter Anblick. Das Material der Nase ist sehr empfindlich – wenn die Puppe mal zu Boden fällt, ist es meist die Nase, die zu Bruch geht. Zudem hat die Puppe nur eine provisorische Perücke auf dem Kopf und sieht etwas zerzaust aus.

Wie Viktorias Mutter verrät, lag sie daher sei Jahren im Schrank. Die Puppenklinik soll diesen Zustand nun ändern. Daneben liegt eine zweite, schönere Puppe – „Klara“ heißt sie. Da Viktoria mit ihr spielt, hat diese im Gegensatz zur anderen Puppe einen Namen. Es waren mal Geschwister-Puppen und sie sahen sich sehr ähnlich, doch davon ist heute nicht mehr viel zu sehen.

Doris Spechtenhauser berät geduldig und zeigt verschiedene Varianten auf. Für eine neue Perücke muss sie ähnliches Haar besorgen, wie „Klara“ es hat. Dann muss noch über die Montur der Perücke entschieden werden. Zum Beispiel gibt es Tressen, bei denen das Haar maschinell auf dünne Schnüre, die so genannten Tressen, genäht werden.

„Sie soll aber wieder genau so aussehen wie die andere Puppe“, sagt die Mutter. Mit diesem Wunsch sind die Spechtenhausers oft konfrontiert. Auch wenn sie genau arbeiten, können sie nicht versprechen, dass die Puppe wieder wie neu aussehen wird. Grundsätzlich wäre das möglich, doch nahezu unbezahlbar. „Es kann dann schon einmal vorkommen, dass die geliebte Puppe beim ersten Anblick etwas fremdelt“, sagt Doris Spechtenhauser.

Derweil steht ihr Mann an seiner mobilen Werkbank, wo allerlei Hilfsmittel zu entdecken sind. Mit Skalpell und Heidemann-Spatel aus der Zahnmedizin sieht es hier wirklich aus wie auf einem kleinen OP-Tisch. Peter Spechtenhauser ist der Macher, seine Frau übernimmt Beratung und Abwicklung. Als gelernter Restaurator versteht der Puppen-Doktor etwas von seinem Geschäft. Die Liebe zum Detail und die Suche nach technischen Herausforderungen haben ihn bewogen, sich schon früh auf Puppen und Teddybären zu spezialisieren.

Trotz all der Erfahrung kann man das Ehepaar Spechtenhauser noch überraschen: Ein Mann brachte eine 95 Zentimeter große Puppe ins Museum, deren Sprechwerk kaputt ist. Der Clou: Man kann an ihren Zöpfen links und rechts am Kopf ziehen, und schon setzt eine Mechanik ein, die die Zöpfe wieder einzieht. Die Spechtenhausers kugeln sich vor Lachen. „So etwas haben selbst wir noch nie gesehen“.

Oft wird die Puppenklinik von Eltern zur Beratung aufgesucht, deren Kinder nur mit einer bestimmten Puppe einschlafen können, genau diese aber kaputt ist. Doris Spechtenhauser hat dann ein komisches Gefühl, wenn der Wert der Puppe meist nur noch bei zum Beispiel 50 Euro liegt, die Restaurierung aber etwa 150 Euro kosten würde.

Doch wenn die Eltern nach Wochen entnervt wieder da stehen, weil ihr Kind die neuen Puppen nicht angenommen hat, findet die Restaurierung natürlich statt.

Zurück zur Puppe ohne Haare: „Die Haare sind das wichtigste, weil Viktoria die Puppen immer frisiert“, sagt die Mutter aus Rheinfelden. Sie entscheidet sich dafür, erst einmal die neue Perücke machen zu lassen. Die Restaurierung der Nase ist ihr mit knapp 200 Euro dann doch zu teuer. „Das Pflaster über der Nase finde ich gar nicht so schlimm, Kinder haben ja auch Pflaster“, schmunzelt sie.

„Wir kommen dann wieder im Oktober mit der Puppe her“, sagt Doris Spechtenhauser zu Viktorias Mutter, die ganz erstaunt guckt. Sie hatte schon befürchtet, dass sie in die Puppenklinik nach Seewald fahren muss.

Doch die Spechtenhausers sind die meiste Zeit über unterwegs und nehmen die Puppen oder Teddybären, die nicht direkt vor Ort repariert werden können, mit in die 200 Quadratmeter große Werkstatt von Peter Spechtenhauser in Seewald.

Nach der Reparatur bringen die Spechtenhausers sie bei ihrer nächsten Tour wieder zum Kunden zurück, um dessen Reaktion sehen zu können. „Es gibt nichts Schöneres, als in die glücklichen Gesichter blicken zu können“, sagt Doris Spechtenhauser.

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