Schopfheim Quantensprung für den Tafelladen

Markgräfler Tagblatt

Umzug: Neue Bleibe im ehemaligen Stadthallenrestaurant „Markgrafen“ / Eröffnung am 1. Oktober

Von Werner Müller

Von der Entfernung her sind es nur ein paar hundert Meter. Doch für die Schopfheimer Tafel ist es ein Quantensprung: Sie zieht im Herbst dieses Jahres mit ihrem Laden um – von der Hohe-Flum-Straße im Lus mitten hinein in die Stadt.

Schopfheim. Das neue Domizil des Tafelladens ist der „Markgrafen“, das ehemalige Stadthallen-Restaurant, das seit geraumer Zeit leer steht und für das die Stadt seit längerem vergebens nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit gesucht hat.

Doch seit Anfang dieser Woche ist klar: der Tafelladen zieht in den „Markgrafen“ ein. Die Eröffnung ist für den 1. Oktober geplant. Der Gemeinderat segnete die Pläne bereits ab.

„Es freut uns sehr, dass es klappt“, zeigten sich die Tafel-Vorsitzenden Brigitte Leisinger, Josef Brunner und Heinz Strütt in einem Pressegespräch überglücklich über die Vereinbarung mit der Stadt.

Die Tafel war nach ihren Worten schon seit Anfang 2016 auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, weil im Laden im Lus mittlerweile „drangvolle Enge“ (Leisinger) herrscht. Die enorm gestiegene Kundenzahl aufgrund des Zustroms an Flüchtlingen habe die Lage noch verschärft. Nach einem ersten Gespräch mit dem Büprgermeister ging es nach Brigitte Leisingers Worten „Schlag auf Schlag“.

Große Umbauten sind für die neue Nutzung gar nicht notwendig. Die Stadt baut die alte Gastronomieküche aus und saniert die Elektroinstallation, der Tafelladen regelt den Rest in Eigenregie.

Bürgermeister Christof Nitz betont, die Vereinsküche zur Versorgung der Stadthalle bleibe erhalten. Für die Stadt mache die Umnutzung des Restaurants zugunsten des Tafelladens durchaus Sinn. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass eine gastronomische Nutzung des „Markgrafen“ nicht mehr in Frage kommt. Mit dem Tafelladen habe man endlich einen „langfristigen Mieter“ für das ehemalige Restaurant gefunden, das seit Eröffnung der Stadthalle zahllose Pächterwechsel zu verzeichnen hatte.

Dem Tafelladen kann das nur recht sein. „Der neue Standort ist zentrumsnah, viele unserer Kunden kommen zu Fuß hin“, freut sich Heinz Strütt. Sein Vorstandskollege Josef Brunner verweist zudem auf den überdachten Vorplatz, der den Kunden Schutz bietet. Da im jetzigen Laden nur eine begrenzte Anzahl von Kunden gleichzeitig einkaufen konnte, mussten die Wartenden oft bei Regen, Hitze oder Kälte draußen stehen.

Leuchtende Augen bekommt das Vorstandstrio, wenn es an die perfekte Infrastruktur ihrer neuen Bleibe denkt. Die ehemalige Restaurantküche kann der Tafelladen als „Rüstküche“ verwenden, in der Lebensmittel wie Gemüse oder Obst für den Verkauf hergerichtet werden. Außerdem gibt es zwei Kühl- und vier Kellerräume. „Für uns ist das ein besonderes Glanzstück“, so Brigitte Leisinger.

Auch die Andienung, die über die Rückseite der Stadthalle her erfolgt, ist in dem barrierefreien Ex-Restaurant viel bequemer als im bisherigen Laden. Wichtig für die Mitarbeiter sei zudem, dass es für sie jetzt eigene Aufenthaltsmöglichkeiten gibt.

Die Tafel verknüpft mit dem Umzug in ihr neues Domizil denn auch eine gewisse Aufbruchsstimmung. So hebt sie als erstes zum 1. März den

Aufnahmestopp für Neukunden wieder auf, den sie 2016 verhängte, weil die Lebensmittel für die immer größer werdende Zahl der Einkaufsberechtigten nicht mehr ausreichten (wir berichteten).

Die drei Vorsitzenden hoffen zudem, dass jetzt auch wieder ehemalige Stammkunden – vor allem einheimische Rentner und Hartz IV-Empfänger – den Weg zurückfinden. Sie seien weggeblieben, weil es im alten Laden nach dem großen Kundenzuwachs durch die Flüchtlinge oft viel zu eng und hektisch zuging. „Wir haben derzeit 79 inaktive Ausweise“, berichtet Brigitte Leisinger.

Derzeit versorgt der Tafelladen über gut 230 Kundenausweise insgesamt 530 Personen mit preiswerten Lebensmitteln – davon sind 185 Kinder unter 14 Jahren. Pro Einkaufstag besuchen durchschnittlich 80 Kunden den Laden.

Die Bedürftigen mit Sozialausweis stammen nicht nur aus der Markgrafenstadt, sondern auch aus Maulburg, dem Kleinen Wiesental, Hausen, Zell, und dem obereren Wiesental. Neben dem Laden in Schopfheim (Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag) beliefert die Tafel auch „Ausgabestellen“ in Schönau (Dienstag) und in Wehr (Donnerstag).

Derzeit treiben 65 Mitarbeiter den Tafelladen um, davon sind 28 als Fahrer mit den zwei Kühlfahrzeugen tagtäglich auf Achse. Unter den ehrenamtlichen Helfern sind nach Angaben von Brigitte Leisinger mittlerweile auch sechs Flüchtlinge.

Für Fahrer wie für alle anderen Mitarbeiter gilt: Die Tafel kann davon nicht genug bekommen. „Nachwuchs ist dringend nötig, viele von uns sind Rentner“, betont Josef Brunner.

Weitere Infos sowie Spendenformulare unter

www.schopfheimer-tafel.de

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