Schopfheim Romantisches zum Auftakt

Markgräfler Tagblatt
Die 25-jährige Organistin und ION-Preisträgerin Lisa Hummel beeindruckte mit ihrer Virtuosität beim Eröffnungskonzert des Schopfheimer Orgelsommers Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Orgelsommer: Lisa Hummel an der Voit-Orgel

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Die Markgrafenstadt ist reich an historischen Orgeln. Das wird man bei der „10. Schopfheimer Orgelnacht“ am kommenden Samstag wieder sehen und hören können. Eine der wertvollsten steht in der evangelischen Stadtkirche und wird dieses Jahr 125 Jahre alt: die 1892 erbaute Voit-Orgel. Das Instrument mit romantischer Disposition, das warm und charaktervoll klingt, stand beim Eröffnungskonzert des internationalen Schopfheimer Orgelsommers – es war gleichzeitig ein Preisträgerkonzert – im Blickpunkt, genauer gesagt: im Hörpunkt.

Die 25-jährige Lisa Hummel saß nicht, wie sonst die meisten Gastorganisten, am Spieltisch der modernen Chororgel, sondern wählte für ihr romantisches Programm die passende Orgel auf der Empore. Nach dem Recital zeigte sich die schwäbische Kirchenmusikerin begeistert von diesem Instrument: Es sei traumhaft, darauf zu spielen. Vor allem der Reger passte unglaublich gut zu diesem Klangbild, aber auch Brahms, Schumann und der abschließende große Liszt, bei dem das volle Werk ertönte.

Zu Reger gehört auf jeden Fall eine solche Orgel, die aufgrund ihrer Disposition und Intonation prädestiniert ist und einen optimalen Verschmelzungsklang gewährleistet. Das hörte man bei diesem typischen Reger-Werk, der Toccata und Fuge aus op. 80. Es zeigte sich auch, dass die junge Orgelkünstlerin in der Toccata die Temporückungen und dynamischen Wechsel übersichtlich darstellt. Mit ihrem sehr klugen und geschmackvollen Rubatospiel bewies sie, dass man Reger agogisch, also vom Tempo her individuell gestalten muss.

Zwei Choralvorspiele von Brahms und zwei wundervolle „Skizzen für den Pedalflügel“ von Schumann waren kunstvolle Miniaturen, wobei die beiden Skizzen wie ein Scherzo daherkamen, Nr. 3 mit viel Verve gespielt, Nr. 4 duftig und rhythmisch punktiert. Höhepunkt an der Emporenorgel war das grandiose Präludium und Fuge über BACH von Liszt. Eine beeindruckende Interpretation, ja, ein fulminantes Ausrufezeichen, mit dem Lisa Hummel ihren offiziellen Konzertteil beendete. Hier konnte die ehrwürdige Voit-Orgel als eine waschechte Vertreterin der Orgelromantik auftrumpfen.

Da war alles, was der Orgelkomponist Liszt braucht: die romantische Emphase, die elegante Virtuosität. Perfekt gelingen der Powerfrau auf der Orgelbank die Läufe und Triller in den Manualen. Exakt war die Pedalarbeit, dramaturgisch gut getimt das Crescendo hin zum hymnischen Schluss mit seinem Pianissimo-Akkordeinschub vor den letzten Takten. Faszinierend, diese enorme spieltechnische Virtuosität und der hohe Klangsinn der Interpretin, die den Überblick behält und mit diesen mächtigen, in den Raum gestellten Akkorden für ein imposantes Klangerlebnis sorgt. Für Liszt, wie zuvor für Reger und Schumann, brauchte es zwei Registranten (Birgit Tittel und „Hausherr“ Christoph Bogon).

Auch imponierte, wie die Gastkünstlerin, die im letzten Jahr bei der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION) den zweiten Preis und den Publikumspreis gewann, den Bogen sehr schön vom Barock bis zur Romantik spannte und beide Orgeln, auf die genau diese Stilistik passte, stilsicher einsetzte. Das war gleich beim ersten Programmblock an der norddeutsch disponierten Schuke-Orgel zu erleben, wo mit dem „Grand Dialogue“ von Louis Marchand ein festliches Intro und mit zwei Bach-Chorälen wohl Pflichtstücke erklangen.

Dem abschließenden Liszt jedenfalls konnte man in der Zugabe nichts mehr entgegensetzen – als Kontrast nur ein kleines Stück des eher unbekannten englischen Barockkomponisten James Nares. Die beiden nächsten Konzerte bestreiten die frühere ION-Preisträgerin Maria Mokhova (2007) am 13. Juli und der aktuelle erste Preisträger von 2016, Kensuke Ohira (20. Juli).

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