Schopfheim Ruheinseln und spektaktuläre Reißer

Markgräfler Tagblatt

Silvesterkonzert: Orgelvirtuose Christoph Bogon setzte ein musikalisches Statement zum Jahreswechsel

Mit einem Toccata-Feuerwerk auf der Orgel ging das alte Jahr zu Ende. Das Silvesterkonzert von Bezirkskantor Christoph Bogon war ein schöner Beitrag zur europäischen Orgelkultur.

Schopfheim. Es ging europäisch zu im Silvesterprogramm an den beiden Orgeln der Stadtkirche mit deutschen, englischen und französischen Werken. Und das wollte Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon durchaus als Statement verstanden wissen. Ihm gelang es, wie auf den Plakaten angekündigt, mit „festlichem Barock und grandioser Romantik“ das Jahr ausklingen zu lassen.

Aber Bogon hatte nicht nur Paradestücke parat, sondern, „weil es kein leichtes Jahr für die Welt war“, immer wieder Ruheinseln im Programm. Diese sollten, soweit Bogon in seinen Grußworten, Gelegenheit geben zum Sinnieren und Nachsinnen über das Jahr.

Was man dann hörte, waren farbenreiche Orgelklänge von der Barockzeit bis zur Spätromantik: von musikalischen Kleinodien bis zum spektakulären Reißer. Bewusst stellte Bogon Johann Sebastian Bach, den „fünften Evangelisten“, mit seiner Fantasia super „Komm heiliger Geist“ an den Anfang als „Portal“ in das Konzert und als Portal in das Reformationsjahr, zumal dieser Choral ein Kirchenlied von Martin Luther ist. Auch Bachs Choralvorspiel „Das alte Jahr vergangen ist“ darf in einem solchen Programm zum Jahresausklang nicht fehlen. Es muss gar nicht erst gesagt werden, dass der versierte Organist ein sorgfältiger und beredter Anwalt für diese barocke Orgelmusik ist, die er stilvoll und einfühlsam wiederzugeben weiß.

Souveräner Interpret mit Pedalpräsenz

Welch souveräner Interpret Bogon ist und mit welch guter Pedalpräsenz er spielt, zeigt er im Präludium pedaliter von Buxtehude. Ein englischer Beitrag kam von Jeremiah Clarke, der „Prince of Denmarks March“, eigentlich ein Paradestück für Trompeter, wie sich die Konzertgänger erinnern werden. Aber Bogon zieht dazu das entsprechende Trompetenregister, wie er überhaupt farbig zu registrieren weiß.

Für Romantischeres wechselte er dann auf die Empore zur romantisch disponierten Voit-Orgel und bringt deren sanfte Farben in einem Prelude von Henry Thomas Smart zum Einsatz. Wie schon so oft erlebt, schafft dieser Wechsel von der Chororgel auf die Emporenorgel eine andere Klangperspektive.

Auf die letzte Minute bog Bogon noch auf die Zielgerade beim Jubilar Max Reger ein. Und wie immer ist sein Reger-Spiel lebendig, klar und durchdacht in der mächtigen und mit packendem Schwung gespielten d-Moll-Toccata und der anschließenden, transparent durchleuchteten Fuge – in der Bogon gegen die lautstarken Silvester-Knaller von draußen anspielen musste.

Farbigkeit ist ein Stichwort für die Schlusspunkte. Denn Bogon pflegt auch gerne die französische Orgelromantik, für die er ein Händchen hat. Mithin meisterhaft gelingt ihm Louis Viernes „Carillon de Westminster“ aus den 24 Fantasiestücken, eine Transposition der Glockenschläge von Big Ben, die Glanz und britische Noblesse in die Kirche bringen und nicht zuletzt an die englische Orgelnacht in diesem Jahr mit „Rule, Britannia“ erinnerten – das Orgelereignis des Jahres in der Markgrafenstadt.

Britische Noblesse in der Stadtkirche

Das Carillon war - nicht zuletzt durch den Einsatz des Schwellwerks – von der Dynamik und der Verve her von exzellenter Wirkung. Das kann ein Orgelvirtuose nur noch toppen mit Widors berühmter Rausschmeißer-Toccata aus der fünften Orgelsinfonie. Bogon behält hier einmal mehr die Übersicht und die Kondition und macht in seiner energievollen Darstellung wieder mächtig Effekt. Ein weiteres, diesmal musikalisches Statement zum Jahreswechsel!

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