Schopfheim Schneise in den Windrad-Dschungel

Markgräfler Tagblatt

Stadt richtet „hochkarätige“Fachtagung zur Windkraft aus / Einladung an 200 Kommunen im Schwarzwald

Von Werner Müller

Schopfheim. Wo der Wind auch weht: Er entfacht vor allem eins – stürmische Debatten um die Windkraft. Wie tief die Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern der regenerativen Energieform sind, bekommen derzeit die Schopfheimer und Gersbacher hautnah mit.

Doch sie sind nicht die einzigen. Im allen Schwarzwald-Gemeinden mit potenziellen Windkraftstandorten toben kontroverse Debatten über Klimaschutz auf der einen, Gefahren für Gesundheit und Landschaftsbild auf der anderen Seite – all dies verknüpft mit kritischen Fragen zum komplizierten Planungs- und Genehmigungsverfahren.

In diesen scheinbar undurchdringlichen Dschungel will die Markgrafenstadt jetzt eine Schneise schlagen - mit einer Fachtagung für Bürgermeister, Gemeinderäte und Fachleute von Städten und Gemeinden, die sich ebenfalls mit dem Thema „Windkraft“ herumzuschlagen haben.

„Überall gibt es die gleichen Probleme“, betont Beigeordneter Ruthard Hirschner, der, die aktuellen Geschehnisse in Gersbach vor Augen, die Idee zu dieser Fachtagung hatte und deren Organisation übernahm.

„Die Naturlandschaft des Schwarzwalds als Standort für Windenergieanlagen – Verfahren, Bürgerbeteiligung, Mediationspotenzial“ – so lautet der Titel der ganztägigen Veranstaltung, die am Freitag, 22. Mai, in Schopfheim stattfinden soll.

Angeschrieben hat die Stadt nach Angaben von Bürgermeister Christof Nitz rund 200 Kommunen im Süd- und Nordschwarzwald sowie 40 einschlägige Fachplaner. Für die Tagung konnte sie „hochkarätige“ Referenten gewinnen.

Nach einem Grußwort durch einen hochrangigen Vertreter des baden-württembergischen Umweltministeriums informieren Professor Willy Spannowsky von der Uni Kaiserslautern über „Die rechtlichen Anforderungen an Planungs- und Genehmigungsverfahren zur Steuerung der Windkraftnutzung“ und der Stuttgarter Landschaftsplaner Michael Koch über „Die Veränderungen des Landschaftsbilds durch Windkraftanlagen“.

Ruthard Hirschner referiert über „Mediation als Instrument der Bürgerbeteiligung bei Steuerungs- und Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen“, und Werner Störk schildert den Wandel „Von der Natur zur Kulturlandschaft“ im Südschwarzwald. Schließlich spricht Alexander Sladek von den EWS über „Die regionalisierte Energieerzeugung durch Windenergieanlagen als Bürgerbeteiligungsmodell“.

Die Tagung gipfelt schließlich in einer Podiumsdiskussion, die sich dem Thema „Der politische Dialog – Windkraftbefürworter und Windkraftgegner im Fokus“ widmet. Dabei debattieren unter anderem Bürgermeister Christof Nitz, der Gersbacher Ortsvorsteher Christian Walter, ein Vertreter der Gersbacher Windkraftgegner sowie Frank Mosthaf von Enerkraft und Ursula Sladek von den EWS.

Diese Fachtagung sei „ganz separat“ von den derzeitigen Dialog-Prozessen zu sehen, die sich bezüglich der Windkraftpläne in Gersbach abspielen, betonten Bürgermeister und Beigeordneter anlässlich eines gemeinsamen Pressegespräches. Die Maßnahmen von „dezent zivil“ seien rein lokaler Natur, die Fachtagung hingegen richte sich an alle betroffenen Kommunen. „Wenn es dabei auch für uns Erhellendes gibt, haben wir aber nichts dagegen“, so Ruthard Hirschner.

Zum Nulltarif ist so eine Fachtagung nicht zu haben. Die Referenten erwarten ein Honorar, die Teilnehmer haben Hunger und Durst und erhalten außerdem einen Tagungsband, der alle Referate enthält. Insofern sind Bürgermeister und Beigeordneter froh, dass ein Sponsor die Kosten übernimmt – der „Förderverein für umweltfreundliche Stromverteilung und Energieerzeugung Schönau im Schwarzwald“, kurz: FuSS.

„Wir wollen helfen, die Debatte über die Windkraft zu versachlichen und die Informationen breit zu streuen“, so begründet FuSS-Vorstandsmitglied und Mitbegründer Michael Sladek die finanzielle Förderung. Ziel der Tagung sei ja nicht zuletzt, dass die Kommunen „voneinander lernen“, meint Sladek und betont, dass der Förderverein mit EWS und den Windkraftplänen in Gersbach „nichts zu tun“habe.

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