Schopfheim Schräger Typ, auf Krawall gebürstet

Markgräfler Tagblatt
Schräger Humor: Komiker Kurt Krömer bei seinem Auftritt in der Stadthalle. Foto: rf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: Kurt Krömer gibt in der Stadthalle den cholerischen Anarcho-Komiker

Die Fans waren vorgewarnt: Bei Kurt Krömer muss man auf alles gefasst sein. Der Berliner Komiker und Schauspieler gibt auf der Bühne gern den Choleriker, der auch mal ausrastet und auf 180 ist, wenn ihn etwas nervt. So war es auch beim Auftritt des Comedians vor 500 Zuschauern in der Stadthalle.

Schopfheim (rf). Die ersten Lacher fährt er schon ein, wenn er ungelenk winkend auf die Bühne kommt: ein schräger Typ im altmodischen, zu engen karierten Jackett, das über dem Bauch spannt, giftgrünen Hemd, orange gemusterter Krawatte, Hosenträgern und Brille im Retro-Look.

Und wenn er mit rotzfrecher Berliner Schnauze loslegt und den Wutbürger in sich hochkochen lässt, immer politisch unkorrekt und verbal auf Krawall gebürstet, dann gerät Kurt Krömer schnell in Fahrt. Er motzt und stänkert gegen alles und jeden, regt sich tierisch auf über Alltägliches, Kleinkram und Politik, blafft, brüllt und schnauzt, dass man um seinen Blutdruck fürchtet. Ab und zu setzt er sich an ein Tischchen neben die altmodische Stehlampe, reibt sich die Augen, und schon lässt er die nächste aggressive verbale Attacke raus.

Zunächst kapriziert sich der Comedy-Anarchist mit dem Rabauken- und Kotzbrocken-Image auf Handwerker und Baumärkte. Er hat sich eine Holzwerkstatt im Keller eingerichtet und seit drei Monaten die Handwerker im Haus. Wenn die Handwerker sagen, „das wird teuer“, dann kannste gleich das Kind vom Klavierunterricht abmelden und zur Bank wegen des Dispo-Kredits, ätzt Krömer.

Baumärkte sind für ihn auch ein Aufreger. Letztens sei er wegen eines Schraubenziehers drei Tage unterwegs gewesen im Baumarkt, wo die Mitarbeiter wie Chamäleons die Farbe der Produkte annehmen.

Nächstes Thema, über das sich Kurt Krömer echauffieren kann, ist die Mülltrennung: Wenn er nach Hause kommt, guckt er erst nach den Tonnen und dann nach den Kindern. Als ihm neulich die blaue Mülltonne geklaut wurde, sei er ab zur Polizei, wo eine „Soko Tonne“ alle blauen Tonnen in seinem Berliner Viertel befragt hat, wo sie letzten Dienstag waren. Ja, das ist Humor der Marke Krömer.

Was ihn auch auf die Palme bringt, sind die Nachbarn. Er habe sich extra ein Häuschen gekauft, weil er „Nachbarschafts-Stress“ wollte. Also hat er jeden Morgen seinen Hund in Nachbars Garten gelassen und dem anderen Nachbarn die Zeitung geklaut – aber Pustekuchen. Es gebe halt keine Typen mehr wie Charles Bronson oder Klaus Kinski, die so stinkig böse werden konnten. So wie Kurt Krömer, wenn ihm schier der Kragen platzt.

Und weil es in der Halle „richtig mollig“ ist, reißt sich Kurt Krömer das Hemd auf und gibt den Blick frei auf seine über den Hosenrand quellende Plauze. Da kennt er nichts, der Hardcore-Komiker, der in seiner Bühnenfigur die Grenzen des krassen Humors, der hämischen Pointen und des guten Geschmacks voll ausreizt.

Kostproben seines deftigen Wort-Witzes kriegen die Fans auch, wenn Krömer vom Leben und Treiben in Berlin-Kreuzberg erzählt. Da werde jetzt Sexspielzeug verkauft, „alles vegan, ohne Weichmacher“.

Er könne ja nebenan ein SM-Studio aufmachen, „auch rein vegan“. Und schon ist Kurt Krömer bei der ökologisch einwandfreien Ernährung und den Ökos in „Wallewallekleidern“ gelandet. Sein Schwarzbrot für 48 Euro kaufe er im Reformhaus, wo alle „schlecht gelaunt“ seien. Nach ein paar Tagen müsse er den steinharten Brotklumpen mit der Flex schneiden. Aufs Brot kommt „Bierschinken, alkoholfrei“. Ab und an schleiche er sich verkleidet zu McDonalds, „so bin ich früher Pornos kaufen gegangen“.

Und plötzlich ist der Komiker bei einem Thema angelangt, bei dem Schluss ist mit lustig ist. „So, Flüchtlinge“, sagt er ganz unvermittelt. Und wird richtig politisch-kritisch, wenn er sich über Pegida und die Parolen der Rechten aufregt, die gegen die Islamisierung des Abendlands wettern „und gar nicht wissen, wo das Abendland liegt“.

Gegen Schluss des Programms macht sich Kurt Krömer im zarten Alter von 42 schon Gedanken übers Älterwerden, über Omas, die am Teich Enten füttern, übers Sterben und den Tod. „Ich will bis in den Tod stänkern“, sagt der Kult-Comedian, guckt auf die Uhr, macht die Merkel-Raute und verabschiedet sich: „Tschüss. Feierabend“.

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