Schopfheim Städtebau wichtiger als Kohle

Markgräfler Tagblatt

Eisweiher: Gemeinderat entscheidet sich für Qualität statt für hohen Verkaufserlös

Das Geld spielt nicht die Hauptrolle: Bei der Vergabe für das zweite Wohnungsbauprojekt im „Eisweiher“ schauten Gemeinderat und Verwaltung nicht in erster Linie auf den Verkaufserlös der Grundstücke, sondern auf die städtebauliche Qualität der eingereichten Pläne.

Von Werner Müller

Schopfheim . Dies betonten Bürgermeister Christof Nitz und Stadtplanerin Katin Heining, als sie anlässlich eines Pressegespräches das Ergebnis der Ausschreibung für die zwei restlichen Baugrundstücke am Eisweiher vorstellten.

Auf dem ersten Areal errichtet die Wohnbau Lörrach bekanntlich vier Mehrfamilienhäuser mit der Maßgabe, dort insgesamt 70 Wohneinheiten zu sozial verträglichen Konditionen zu verwirklichen (wir berichteten).

Für die beiden jetzt noch freien Areale gaben nach Abgaben von Bürgermeister Christof Nitz insgesamt 13 Bauträger ihre Entwürfe ab. Zur Auswertung zog die Stadt zwei „neutrale“ Architekten zu Rate, die zusammen mit der Stadtverwaltung eine Matrix samt Gewichtungskriterien entwarfen. „Dabei haben wir besonderen Wert auf die städtebauliche Qualität gelegt“, betonte Nitz. Mit Vertretern der Fraktionen habe man die Entwürfe begutachtet und dem Gemeinderat vorgelegt. Für den Verkauf der Grundstücke habe die Stadt ein Mindestgebot in Höhe von 350 Euro pro Quadratmeter gefordert.

Doch dieser finanzielle Aspekt stand nicht im Vordergrund, wie Stadtplanerin Karin Heining versicherte. Andere Kriterien hätten Vorrang, vor allem der Städtebau. Außerdem seien Aspekte wie ein guter Wohnungsmix sowie Barrierefreiheit, Freiraumgestaltung, Wegeverbindung, Radabstellplätze, Mobilität (Tiefgaragenzufahrt) und das Energiekonzept von Bedeutung. Erst dann komme der Kaufpreis.

Die jeweils vier besten Entwürfe für die beiden Grundstücke habe die Verwaltung dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt. Der habe jeweils die gleichen Entwürfe auf den ersten Platz gehievt wie zuvor die Jury – und zwar ebenfalls einstimmig. Das hat die Stadtplanerin dann doch beeindruckt. „Davor habe ich großen Respekt“, so Karin Heining.

Denn die Zuschläge für beide Grundstücke bekamen die Bieter, die der Stadt bei weitem nicht den höchsten Kaufpreis garantiert hatten. „Die Differenz war sogar sehr deutlich“, so Karin Heining. Für den Bürgermeister war dies denn auch der Beweis dafür, dass monetäre Aspekte hinter dem Städtebau zurücktreten mussten.

Dafür bekommt die Markgrafenstadt am Eisweiher jetzt aber noch einmal zwei Wohnungsbauprojekte, die sich nach Auffassung aller Beteiligten sehen lassen können. Das größere Areal, direkt am Floßkanal (östlich vom Wohnbau-Grundstück) gelegen, bebaut die Firma Basilea nach einem Entwurf des Konstanzer Planungsbüros Siedlungswerkstatt. Die vier Gebäude in hochwertiger Bauweise mit Klinkerfassade und Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss bieten 70 Wohnungen Platz. „Von der Größe her ist alles dabei“, so Stadtplanerin Karin Heining.

Den Zuschlag für das kleinere Areal (neben dem Hubschrauberlandeplatz) für zwei Gebäude mit insgesamt 22 Wohneinheiten erhielt die Firma Stradinger-Risorgi, die bereits das unmittelbar östlich daran angrenzende Areal bebaut hat.

Mit dem Baubeginn sowohl beim Wohnbau-Vorhaben als auch bei den beiden jetzt vergebenen Projekten rechnet das Stadtoberhaupt für 2018. Insgesamt entstehen auf dem Eisweiher-Gelände 150 neue Wohnungen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading