Schopfheim Untertage-Pool für trübe Wässerli

Markgräfler Tagblatt

Stadt baut am Wiesenweg für 1,6 Millionen Euro ein neues Regenüberlaufbecken /Großes Einzugsgebiet

Von Werner Müller

Schopfheim. Ein Prachtstück von einem Pool: 26 Meter lang, zehn Meter breit und über zwei Meter tief - in dem Bassin, das am westlichen Ende des Wiesenweges derzeit im Entstehen begriffen ist, ließe sich vortrefflich planschen. Dumm nur, dass das Wasser, das spätestens Anfang 2016 dort hinein plätschern wird, alles hat – nur keine Badequaliät.

Ganz im Gegenteil. Es ist ein eher trübes Wässerli. Denn die große Betonwanne, die zwischen Wiesenweg und Wiesedamm derzeit Gestalt annimmt, ist das Herzstück eines modernen Regenüberlaufbeckens (RÜB). An gleicher Stelle lag bisher schon so ein Bauwerk im Boden, nur war es viel kleiner und nicht mehr zeitgemäß.

Das neue RÜB ist mit 500 Kubikmeter Fassungsvermögen nicht nur dreimal so groß, sondern technisch auch auf dem modernsten Stand. Sensoren messen den jeweiligen Füllstand und regeln den Abfluss, die Wartung (Reinigung) läuft größtenteils automatisch und erleichtert den Mitarbeitern des Eigenbetriebes Abwasser, die sich früher über eine schmale Lucke in die dunkle und muffige Kammer zwängen mussten, ihren Dienst erheblich.

Die Stadt lässt sich das neue Regenklärbecken nach Angaben von Tiefbauamtsleiter Gerd Woop rund 1,6 Millionen Euro kosten. Der Bau war nötig geworden, um die gesetzlichen Vorgaben für die Regenwasserbehandlung einhalten zu können.

Schopfheim entsorgt sowohl Schmutz- als auch Regenwasser nicht getrennt, sondern im so genannten Mischsystem. Diese birgt bei Starkregen das Problem, dass die Wassermassen die Kläranlage in Steinen überfluten und Abwässer ungeklärt in die Wiese fließen – wie es in der Vergangenheit tatsächlich auch immer wieder vorkam.

Ein RÜB kann bei solchen Starkregenfällen als Puffer einspringen und die Kläranlage entlasten. Während es in Trockenzeiten das Abwasser in einer Rinne ungehindert in die Kanalisation weiterleitet, hält es dies bei Regenfluten zurück und lässt lediglich eine festgelegte Maximalmenge in die Kanalisation abfließen (20 Liter pro Sekunde).

Sobald es aufhört zu regnen, baut das RÜB die aufgestaute Abwassermenge Zug um Zug ab. Für den Fall, dass das Becken voll läuft und weitere Regenwassermengen nicht mehr schlucken kann, schleust ein Überlaufbauwerk das überschüssige Abwasser direkt in die Wiese weiter. „Das lässt sich leider nicht vermeiden“, so Gerd Woop. Die Belastung dieses Abwassers sei allerdings deutlich geringer als in Trockenzeiten, weil, erstens, der Regen die Konzentration verdünnt und weil, zweitens, im Regenbecken die Schmutzpartikel zu Boden sinken – unterhalb des Überlaufniveaus .

Im neuen RÜB laufen die Abwässer aus einem 32 Hektar großen Stadtgebiet mit insgesamt sechs Kilometer langen Kanalsträngen zusammen - es umfasst die gesamte Altstadt vom Wiesenweg bis zur Bahnline, vom Hieber-Kreisel im Westen bis zum „Sternen“ im Osten. Der Neubau war nicht zuletzt auch deshalb nötig, weil aufgrund zunehmender Versiegelung aus diesem Areal immer mehr Regenwasser in die Kanalisation strömt.

Ein RÜB ist nach den Worten von Gerd Woop vom Fassungsvermögen her auf ein so genanntes zweijähriges Regenereignis ausgelegt und so konzipiert, dass es maximal 20 bis 25 Mal pro Jahr anspringt.

Start der Bauarbeiten war Ende 2014. „Wir liegen gut im Zeitplan“, freut sich der Tiefbauamtsleiter und rechnet fest mit der Inbetriebnahme für spätestens Anfang 2016. Viel zu sehen ist ab dann vom RÜB allerdings nicht mehr. Es verrichtet sein nicht ganz schmutzfreies Werk gut versteckt unter Tage – nur ein kleines Betriebsgebäude verrät dann noch seine Existenz.

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