Schopfheim Virtuose Wirkung zum Jubiläum

Markgräfler Tagblatt
„Für ihre 125 Jahre schlägt sie sich wacker“, lobte Bezirkskantor und Organist Christoph Bogon die Voit-Orgel, der das Geburtstagskonzert galt. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Voit-Orgel: Perfekte romantische Klangverschmelzung: Konzert zum 125-jährigen Bestehen mit Christoph Bogon

Von Jürgen Scharf

Eigentlich hätte Martin Winkler, der Amtsvorgänger von Christoph Bogon, am Mittwoch an der Voit-Orgel sitzen sollen. Winkler hatte sich nach dem Kirchenbrand 1996 maßgeblich für die Restaurierung des Instruments eingesetzt. Doch dann lief das Geburtstagskonzert „125 Jahre Voit-Orgel“ auf den amtierenden, ortsansässigen Organisten heraus, der einspringen musste.

Schopfheim. Christoph Bogon sitzt sonst meist an der neueren Schuke-Orgel im Chorraum, jetzt waltete er einmal einen ganzen Abend an der romantischen Orgel auf der Empore mit einem Querschnitt durchs Orgelrepertoire aus der Romantik an einem Instrument der Zeit.

Man weiß vom „Orgelsommer“-Festival um die Klangqualitäten dieser mehrfach umgebauten, erweiterten und auch in ihrem Charakter veränderten Emporenorgel, deren technische Zuverlässigkeit immer mehr zu wünschen übrig ließ, so dass sie zeitweise stillgelegt wurde. Bei der Kirchweih 1892 wurden im Markgräfler Tagblatt „die mächtig dahinbrausenden Töne der neuen, prachtvollen Orgel“ hervorgehoben. Und 1988 bei der Einweihung der Schuke-Orgel vertrat der Karlsruher Orgelsachverständige schon die Ansicht, dass auch die alte Orgel es wert wäre, restauriert zu werden.

Das abendfüllende, hörenswerte Programm mit lieblichen Charakterstücken und der bedeutenden sechsten Mendelssohn-Sonate zeigte das erstaunlich gut erhaltene und sehr ordentlich, wenn nicht vorbildlich restaurierte Instrument mit schönen Einzelstimmen (bei Rheinberger, Brahms und Lindberg), stabilem Plenum (Leon Boellmann) und perfekter romantischer Klangverschmelzung (Reger, Mendelssohn).

Natürlich darf ein Reger in so einem Jubiläumskonzert nicht fehlen, denn das zeitgleich mit der Kirche erbaute Instrument ist eine Orgel aus der Reger-Zeit. Nach dem Reger-Gedenkjahr 2016 stand aber kein hochvirtuoses Großwerk auf dem Programm, sondern ein Choralvorspiel aus op. 67, eine kurze, in Klang und Agogik eher an Max Regers lyrische Klaviermusik erinnernde charaktervolle Miniatur. Das dunkel getönte, streicherbetonte Orgel-Legato kommt auch Brahms’ meditativer Orgelmusik entgegen.

Bei der „Vaterunser“-Sonate von Mendelssohn spürte man Bogons Begeisterung und Sympathie für diese Musik mit ihrer romantischen Machart. Bogon bezeichnete das Werk selber als eines seiner Lieblingsstücke, und der erste Satz mit dem Luther-Choral passt in die aktuelle Feierlichkeit „500 Jahre Reformation“.

Mit Aplomb und Dramatik spielte der Organist der Stadtkirche den „Grand Choeur“ von William Faulkes, wobei man sich hier schon ein (Klang)bild machen konnte, warum die Voit-Orgel 1913 als größte Orgel Südbadens galt. In der Emporenperspektive wirkt sie sowieso kraftvoll, charakterstark und vielfarbig. Zumal Bogon ihre Farbigkeit in der Klanggebung voll zur Geltung brachte.

Im zweiten Teil, als es nach der deutschen Orgelromantik europäischer wurde, kam auch der französische Einschlag stärker durch. Die Klangressourcen hat Bogon in der „Suite Gothique“ von Boellmann ausgenutzt, wo ihm mit diesem wuchtigen Klangwerkzeug, einem eindrucksvoll sicheren und stringenten Spiel und lebendiger Tempowahl eine virtuose Wirkung gelang.

Die Schopfheimer Orgelfreunde können sich freuen, dass die Voit-Orgel nach längerem Schweigen durch die gelungene Restaurierung im Jahr 2000 aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurde und jetzt wieder öfter erklingt.

Als „Zugabe“ gab es ein von der Gemeinde gesungenes Geburtstagsständchen - in diesem Fall für den Interpreten auf der Orgelempore.

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