Schopfheim Von der Schulbank auf die Flucht

Markgräfler Tagblatt

Kaufmännische Schule: Bank-Azubis beschäftigen sich im PLanspiel mit dem Thema Migration

Kein „normaler“ Unterricht: In einem eindrücklichen Planspiel schlüpften die Bank-Azubis im dritten Ausbildungsjahr an der Kaufmännischen Schule Schopfheim (KSS) in neue Identitäten und waren plötzlich Menschen auf der Flucht.

Schopfheim. Auf einmal waren ganz andere Dinge wichtig als der normale Lehrstoff wie Geldanlagen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Im Planspiel durften die Teilnehmer nur fünf Dinge auf die Flucht mitnehmen und mussten sich dann für ein Verkehrsmittel entscheiden oder zu Fuß gehen. Den ersten Streckenabschnitt legte ein Großteil erfolgreich zurück.

Doch wie sollte es weitergehen? Es gab nur einen Bus mit acht Plätzen, zudem waren die Tickets sehr teuer, und zu Fuß konnte die Reise nur fortsetzen, wer körperlich fit war. Den einen fehlte das Geld, andere beratschlagten, ob sie einzelne Familienangehörige zurücklassen müssen.

Die Emotionen kochten hoch, und es kam zu lautstarken Diskussionen. Zu diesem Zeitpunkt waren einige „Flüchtlinge“ schon nicht mehr mit dabei, sie verweigerten Unterschriften oder es fehlten Pässe bei Kontrollen.

Den letzten Teil der Reise galt es, mit einem Boot zurückzulegen. Nur über 18-Jährige und körperlich gesunde Personen durften mit. Acht Kinder und Erwachsene konnten diesen letzten Teil der Reise nicht antreten, für sie endete die Flucht und sie wurden ihrem Schicksal überlassen.

Die restlichen 17 schafften die Überfahrt und wurden kurz vor Lampedusa von der Küstenwache aufgenommen. Nun mussten sie eine weitere große Hürde nehmen und einen Asylantrag stellen - in einer Sprache, die niemand von ihnen beherrschte. Wieder fielen sechs „Flüchtlinge“ durch die Maschen, und es blieben nur noch elf übrig.

Als in der anschließenden Auswertungsphase alle ihre Flüchtlingsrolle hinter sich lassen konnten, herrschte große Erleichterung, dass es sich um ein Planspiel und nicht um die Realität handelte.

Neben dem eigentlichen Planspiel erfolgte eine Sensibilisierung für das Thema auf verschiedenen Ebenen: Ausgehend von Gedanken und Fragen zum Thema „Flucht“ bekamen die Schüler im Spiel „Refugee Chair“ ein Gefühl für Größenordnungen und diskutierten engagiert über die Verteilung von Reichtum und Armut, die Struktur der Weltbevölkerung und über Fluchtgründe.

Durch das Planspiel führten die Studenten Theresa und Michel von der Uni Freiburg, die auf Einladung der Gemeinschaftskundelehrerin Sandra Steidel und im Auftrag der Landeszentrale für Politische Bildung für das Thema „Migration und Flucht“ sensibilisieren.

Der Schultag endete mit „Bildern gegen Bürgerängste“. In Bezug auf die Angst, die eigene Kultur zu verlieren, lernten die Schüler, dass Kultur immer ein Gemisch unterschiedlichster historischer Einflüsse ist.

Äußerst aktuell stand ganz am Ende eine Diskussion über den Einfluss der Medien und über die Macht von „fake news“ in sozialen Netzwerken. Allen wurde klar, wie wichtig es ist, sich auf mehreren Wegen zu informieren und Quellen kritisch zu hinterfragen, bevor man sich eine eigene Meinung bildet.

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