Schopfheim (ilz). Eine Mischung aus Theologie, Soziologie, Philosophie und Geschichte erwartet die Zuhörer bei den Themenabenden 2016 / 2017 mit Uwe Gerber in der Regio-Buchhandlung. Diskussion und Widerrede sind wie immer ausdrücklich erwünscht. „Es gibt momentan viele Dinge in unserer Gesellschaft, die mir nicht gefallen“, sagte Uwe Gerber bei der Vorstellung der Themen seiner kommenden Vortragsreihe. Eine Schnelllebigkeit des Alltags, ein in Egoismus ausufernder Individualismus und eine zunehmende Geschichtsvergessenheit beobachtet der emeritierte Professor für Theologie in der heutigen Gesellschaft. In insgesamt fünf Vorträgen will er seinen Zuhörern geschichtliche und soziologische Erklärungsmodelle für diesen Istzustand liefern und zugleich zur Wahrnehmung und Reflexion anregen. Die übergeordneten Themen sind diesmal Zeitwahrnehmung und die Vorstellungen vom Weltuntergang. Beides hänge thematisch eng miteinander zusammen, erklärt Gerber. So führe unser lineares Verständnis von Zeit zur Überzeugung, dass diese ein Ende haben muss, sei es nun das in der Offenbarung geschilderte Jüngste Gericht, ein Atomkrieg oder gar die drohende Präsidentschaft von Donald Trump, die für viele einem Weltuntergang gleich käme. Dass diese Zeitvorstellung in der Geschichte nicht alternativlos war und wo sie ihre Ursprünge hat, legt Gerber in seinem ersten Vortrag am 19. Oktober dar. Dabei wird er auch auf die Konsequenzen der Zeitwahrnehmung eingehen, die häufig nur noch die Gegenwart zulässt, was schlimmstenfalls zu permanenten Stresszuständen führen kann. Über den Weltuntergang, der seit mehr als 2000 Jahren erwartet wird und doch nie eingetreten ist, referiert der Theologe am 16. November. Die Vorstellung vom drohenden Ende der Welt hängt dabei laut Gerber eng mit dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit zusammen. Anlässlich des Lutherjahrs 2017 werden sich die Vorträge am 18. Januar und 15. Februar um das Leben und Wirken des Reformators drehen. Aber auch um die Rezeption von Martin Luther. Ein für Gerber entscheidender Punkt ist die Individualisierung, die mit der Reformation zunehmend Einzug in die Gesellschaft gehalten hat. Zudem will Gerber den Reformator auch aus den übergeordneten Blickwinkeln von Zeit und Weltuntergang betrachten. Schließlich war auch Luther davon überzeugt, in einer Zeit zu leben, in der das Ende der Welt unmittelbar bevor stand. In seinem Schlussvortrag am 22. März wird Gerber dann über ein Thema sprechen, das vom Publikum gewünscht wird. Der Professor hofft, dass seine Vorträge, die sich auf einem Niveau zwischen VHS-Kurs und Universitätsvorlesung bewegen, wieder zu lebhaften Diskussionen führen werden. „Ich halte mit meiner Meinung nicht hinterm Berg“, sagt Gerber. Dasselbe wünscht er sich von seinen Zuhörern.