Schopfheim Von Zinnsoldat bis Zuckerdose

Markgräfler Tagblatt

Museum: Sonderausstellung „Sesam öffne dich“ präsentiert Schätze aus dem Fundus

Nach der Zauberformel „Sesam öffne dich“ gibt die gleichnamige neue Sonderausstellung im Museum der Stadt Einblicke in die „Schatztruhe“, das Magazin.

Schopfheim . Bis 1979 existierte die Herbster-Brauerei, die Bier auf dem Sudhaus-Areal braute. Der Rest ist Geschichte. Jetzt zu sehen als Memorabilien in Form von Flaschen, Gläsern, Reklameschildern und anderer Werbung bis hin zu Etiketten und Bierdeckeln.

Die Gegenstände aus der ehemaligen Schopfheimer Brauerei sind nur ein Beispiel von 270 Objekten in der neuen Museumsausstellung, die Ulla K. Schmid ausgesucht hat: überwiegend Schenkungen, aber auch nicht unwesentliche Ankäufe für die Sammlung.

Man kann die Sammelausstellung quasi als eine Inventarliste des Museums lesen, von A wie Anna Kym-Kraffts kostbarem Hochzeits- und Familienbuch bis Z wie Zinnsoldat und Zuckerdose.

Dass man sich in diesem Depot des Ali Baba nicht verirrt, dafür sorgen Unterteilungen in die acht Bereiche Gewerbe, Hausrat, Kleidung, Spiele und Unterhaltung, Schule, Erinnerung, Bilder und die Rubrik Besonderes.

Das Besondere sieht man gleich in der Vitrine im Eingang: Da liegen 20 Milliarden Notgeld, die schaurige Volksgasmaske von 1939 zum Schutz der Zivilbevölkerung, ein Helm der Freiwilligen Feuerwehr Schopfheim (um 1900) und, etwas versöhnlicher, ein Pompadour, eine Damentasche mit Glasperlen um 1850.

Das deutet schon die enorme Vielfalt dieser Sonderschau an, die allein 210 Schenkungen von 46 Schenkgebern beinhaltet. Die Dinge lagerten die letzten 15 Jahre im Magazin, waren nicht öffentlich zugänglich und auch noch nie ausgestellt.

Natürlich kann man eine solche extreme Fülle, die bis in die Fenster, Ecken und Nischen reicht, nicht sparsam oder nach modernen Gestaltungskriterien präsentieren, sondern nur unterteilen und thematisch etwas gliedern. Und das tut die Museumsleiterin, indem sie vor allem Dinge, die mit der Stadt- und Gewerbegeschichte zu tun haben, hervorhebt. Es sind Zeugnisse und Überbleibsel aus früheren Firmen und Einrichtungen, die heute nicht mehr existieren, sowie aus dem Schulbereich.

Das reicht von Kleiderbügeln aus dem jüdischen Textilgeschäft Hirschel über eine Kuchenplatte aus der Konditorei Dattler bis zur Waage aus dem Café Schwarzwaldstübli. Wie bei den letzten Ausstellungen auch, machen sich die großen Schulwandbilder recht dekorativ: früher Anschauungsmaterial im Naturkundeunterricht, heute antiquarisch gefragt. Einiges stammt aus Schulen, eine Schulbank und ein Schulranzen aus der Volksschule Fahrnau, Lesebücher und Handarbeits-Produkte aus vergangenen Schulzeiten, ein Vogelpräparat war womöglich Teil der naturkundlichen Sammlung eines Realschullehrers.

Die kunsthistorische Seite bringt eine Wiederentdeckung des malenden Volksschullehrers Oskar Hoppe mit Stadtansichten, Porträtskizzen und eine für seine Töchter gebastelte Puppenstube.

Man könnte noch unendlich viel aufzählen, von Cocktailgläsern über Porzellangeschirr des Ehrenbürgers Hans Theo Baumann, dem schlichten Telefon mit Wählscheibe aus dem Rathaus, bis hin zum Hebammenkoffer mit Hörrohr, Scheren und Nabelbinden, einem ganz besonderen Schaustück aus dieser Schau mit Nostalgie-Bonus, deren wertvollste Exponate die Stammbücher der Schopfheimer Familien Kym-Krafft sind.

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