Der Strukturwandel macht auch vor dem Golddorf nicht halt. Nach den Kommunalwahlen gab es im Ortschaftsrat die Anregung, zu verschiedenen Themen Arbeitsgruppen zu bilden und Bürger zum Mitmachen zu bewegen. Schopfheim-Gersbach (sut). Nun stellte die Arbeitsgruppe „Dorfentwicklung“ ihre Ergebnisse in einer Bürgerversammlung vor. Im November 2015 hatte sie an alle Dorfbewohner ab zwölf Jahren einen achtseitigen Fragenkatalog verteilt mit dem Ziel, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, mit ihrer Antwort auf die zukünftige Entwicklung des Ortes Einfluss zu nehmen. Von den 607 Fragebogen kamen 138 ausgefüllt zurück. Die Arbeitsgruppe hatte nach dem Wohlfühlfaktor, der Arbeit der Verwaltung, dem Angebot der Organisationen und Vereine gefragt und wissen wollen, was die Bürger vermissen und wie es im Golddorf Gersbach weitergehen soll. Weitere Fragen galten dem Arbeitsweg und der Nutzung von Verkehrsmitteln, der Wohnqualität und der Infrastruktur, der Nutzung der Einkaufsmöglichkeiten, dem Ortsbild mit Gebäuden, Plätzen, Straßen, Wanderwegen und Friedhof sowie den Bedürfnissen der Bürger. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte getrennt nach Altersgruppen. Die Ergebnisse waren zum Teil bemerkenswert. So äußerten die Zwölf- bis 17-Jährigen den Wunsch nach einem Badeteich, einem Jugendtreff und einem Kleinbus, der individuell fährt. Bei den 18- bis 45-Jährigen kommen noch öffentliche Filmvorführungen hinzu. Bei der älteren Generation stehen zusätzlich zu diesen Wünschen noch ein Beachvolleyballplatz, ein Bouleplatz, Car-Sharing, Kino, Seniorentreff und Sauna auf dem Wunschzettel. Erstaunlich auch, dass sich 40 Prozent der Bürger zur Mitarbeit für dörfliche Belange bereit erklärten. Die Arbeit von Vereinen und Institutionen bewerteten die Befragten mit Noten zwischen sehr gut und gut. Bei der Frage nach der Verwaltung gab es befriedigende Noten. Dabei hob der Arbeitskreis eine Antwort besonders hervor: „Mir fehlt die Bürgernähe des Ortschaftsrates“, hieß es auf einem Fragebogen. Und weiter: „Schade ist, dass der Gemeinderat immer mehr über den Ortschaftsrat bestimmt“. Interessant waren die Ergebnisse auf die Frage, ob für die Bürger ein Wegzug aus Gersbach denkbar sei. Fast zwei Drittel der Befragten antworteten mit Nein, über 27 Prozent mit „vielleicht“. Besonders die Älteren begründeten dies vor allem mit den schlechten Busverbindungen. Die Arbeitsgruppe hat als Ergebnis der Umfrage für den Ortschaftsrat eine Liste mit den zehn wichtigsten Aufgaben zusammen gestellt. An erster Stelle steht dabei, den Wegzug der Bevölkerung zu verhindern. Weitere Punkte sind: die Mobilität zu optimieren (Kleinbus/Busverbindungen/Car-Sharing), die ärztliche Versorgung sowie die Pflege zu verbessern, einen Badeteich zu realisieren, attraktive Freizeitgestaltung wie Jugend- und Seniorentreff und öffentliche Filmvorführungen zu ermöglichen, öffentliche Sportangebote (Boccia, Beach-Volleyball) zu realisieren, das Gaststättenangebot zu verbessern, die Beschilderung (Leitsystem) im Dorf zu verwirklichen sowie sich weltoffen und fortschrittlich zu präsentieren. Mit diesen Vorschläge sollen sich jetzt die Arbeitsgruppen Infrastruktur, Tourismus, Landwirtschaft, Biosphärengebiet und Ortsverwaltung weiter beschäftigen und dem Ortschafts- und Gemeinderat Vorschläge zur Entscheidung vorlegen. In einem weiteren Schritt sind außerdem Zuschüsse bei ELR, Naturpark Südschwarzwald und Biosphärengebiet zu beantragen, damit die Projekte realisiert werden können. Ortsvorsteher Christian Walter dankte den Mitgliedern der Arbeitsgruppe – Roswitha Blum, Elisabeth Deiss, Melanie Pflüger, Erika Schmidt und Ralf Ühlin – für die Arbeit und betonte, dass man auf diesen Daten aufbauen könne.