Schopfheim Wie Freiheit sich in ihr Gegenteil verkehrt

Markgräfler Tagblatt
Keine leichte Kost bot die Aufführung von „TheaterTotal“ in Langenau. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

„TheaterTotal“ führt Dostojewskis „Böse Geister“ auf / Zwiespältiger Theaterabend

Schopfheim (jab). Einen zwiespältigen Eindruck hinterließ die Aufführung von Fjodor Dostojewskis „Böse Geister“ durch das junge Ensemble „TheaterTotal” in der Langenauer Halle.

Da war zum einen eine überzeugende Truppe höchst talentierter Nachwuchsschauspieler, die die Bühne über die knapp dreistündige Vorstellung hinweg mit großer Hingabe und Bühnenpräsenz den zahlreichen Zuschauern großes Theater bot.

Zum anderen indes machte es der Stoff allen Beteiligten nicht leicht. Während sich die Akteure die Charaktere, ihre Handlungen und Motive in monatelanger Beschäftigung angeeignet hatten, erschlossen sich dem Publikum die komplexen Zusammenhänge auf die Schnelle nicht so ohne Weiteres.

Die zahlreichen Akteure - im Laufe des Stückes fallen über zwei Dutzend Namen - sind in komplizierten Beziehungsgeflechten miteinander verwoben. Die Verbindungen sind ebenso in der privaten Sphären angesiedelt wie in revolutionären Gefilden, reichen von der Doppelaffäre bis zum Mordkomplott. Viele dieser Beziehungen ranken sich um Nikolaj Stawrogin als eine der zentralen Figuren des Stückes. „Die Unsrigen“, ein Haufen Unzufriedener, die mit der zaristischen Herrschaft aufräumen wollen, werden in ihrem idealisierten Revoluzzertum von Pjotr Werchowenskij, dem zweiten Hauptakteur, missbraucht.

Es ist ein Lehrstück, wie Menschen unter dem Vorwand politischer Notwendigkeit gleichgeschaltet und für Verbrechen bis hin zum Mord missbraucht werden, und darüber, wie das Ideal der Freiheit sich ins Gegenteil verkehrt in ein System totaler Unterdrückung.

Die jungen Schauspieler brachten das Stück mit seiner Masse an Text, mit seinen vielen Szenen mit schier unglaublicher Sicherheit auf die Bühne. Große emotionale Wucht entfalteten die Gemeinschaftsszenen, bei denen mal die Lynchjustiz durch einen aufgebrachten Mob, mal die Heimsuchung durch die heimtückisch geifernden Dämonen lebendig wurde. In Kombination aus Bühnenbild, Beleuchtung und Musik entfalteten sich faszinierende Bilder und eindrückliche Momente.

Allein: Als großes Ganzes funktionierte die auf Bühnenformat kondensierte Version des opulenten Romans leider nur bedingt. Die zahllosen Handlungsfäden zusammenzuführen und Schneisen der Verständlichkeit in die komplexe Handlung und die verwirrenden Figurenkonstellationen zu schlagen, mochte nicht recht gelingen.

Am Ende blieb eine Mischung aus Faszination angesichts der Leidenschaft der jungen Schauspieler und eine gewissen Ratlosigkeit ob der dramaturgischen Aufbereitung des literarischen Meisterwerkes.

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