Schopfheim „Wir betreiben Forstwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft“

Markgräfler Tagblatt

Forstbezirk: Bernhard Schirmer ist neuer Leiter / Ausgleichsmaßnahmen für Baugebiete wichtige Aufgabe

Von Petra Martin

Ganz schön viel unter einen Hut zu bringen hat Bernhard Schirmer. Er hat am 1. August die Leitung des Forstbezirks Kandern-Schopfheim übernommen und muss schon die Jahresplanung auf den Weg bringen, die im Herbst Thema in den Gemeinderatssitzungen der Kommunen im Bezirk sein wird, sowie die Nachhaltigkeitsplanungen fachlich begleiten. Zuallererst aber muss Bernhard Schirmer sein „Revier“ gründlich kennenlernen: den Wald.

Schopfheim. Er hat eine Erholungsfunktion für die Bevölkerung, ist Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, dient der Trinkwasserbereitstellung und dem Erosionsschutz, er ist Arbeitsplatz und Einkommensquelle - kaum ein anderer Landschaftsbestandteil ist mit solch unterschiedlichen Vorstellungen von Funktion behaftet wie der Wald. „Diese verschiedenen Ziele gilt es auszusteuern, immer am Gemeinwohl orientiert“, beschreibt der 51-Jährige seine Aufgabe. „Wir betreiben Forstwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft.“

Dazu gehören auch die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, ein besonders hervortretendes Merkmal des Schopfheimer Forstbezirks. Da es sich, auch bedingt durch die Nähe zur Schweiz, um ein Zuzugsgebiet handele und immer mehr gebaut werde, „hat das Naturschutzrechtliche an Fahrt aufgenommen“, erläutert Bernhard Schirmer, der etwa zwei bis drei Tage in der Woche Quartier an seinem Dienstsitz in der Karlstraße beziehen wird. Den Rest der Zeit ist er in Kandern oder auf (Wald)-Terminen.

Ganz aktuell muss sich Schirmer mit den Ausgleichsmaßnahmen auf dem Dinkelberg beschäftigen; Abschnitt fünf der neuen A 98 geht in die Offenlage. „Fichte wird hier in Eiche umgebaut“, so Schirmer im Fachjargon des Forst - mit fränkischem Einschlag wohlgemerkt, denn der Oberforstrat stammt ursprünglich aus „Badisch Franken“, dem Main-Tauber-Kreis.

Seit 17 Jahren schon wohnt Schirmer indes im Landkreis Lörrach, zuletzt war er zwei Jahre in der Forstbezirksleitung Bad Säckingen tätig. Als neuer Leiter des Forstbezirks Kandern-Schopfheim ist er derzeit dabei, seine Kunden kennenzulernen: also Bürgermeister und die Ansprechpartner beim Landratsamt und den Gemeinden.

Der Förster und Jäger (seinen vierbeinigen Jagdbegleiter hat der Irland-Fan Schirmer „Kayleigh“ genannt) stimmt mit den jeweiligen Revierförstern die Wirtschaftspläne für 2018 ab. Im September wird er mit Stadtförster Helmut Bäckert und Jörg Gempp vom Forstbezirk Gersbach Begehungen im Wald unternehmen und auch mit ihnen die Jahresplanung abstimmen.

„Die öffentlichen Wälder werden seit über 180 Jahren durch örtlich vertrautes Personal und nach abgestimmten Zehn-Jahres-Plänen und daraus abgeleiteten Jahresplänen nachhaltig, pfleglich, planmäßig und sachkundig bewirtschaft“, so Bernhard Schirmer.

Dabei würden die gesetzlichen Vorgaben mit den Eigentümerzielen der Städte und Gemeinden und der Privatwaldbesitzer abgestimmt und auch die Zielsetzungen des Natur- und Artenschutzes in die Bewirtschaftung integriert.

„Ziel ist es, den hochwertigen regenerativen Rohstoff Holz in artenreichen, stabilen und stufigen Mischwäldern standort- und waldfunktionengerecht zu produzieren.“

Auch eine andere aktuelle Herausforderung beschäftigt Bernhard Schirmer: die über Jahre gehende Auseinandersetzung des Bundeskartellamtes mit dem Land Baden-Württemberg über die gemeinsame Vermarktung von Nadelstammholz sowie das Anbieten forstlicher Dienstleistungen.

Das Bundeskartellamt betrachtet den Wald dabei laut Schirmer primär als Wirtschaftsraum, während das Land und der Landkreis Lörrach den Wald als Landschaftsbestandteil und Ökosystem sähen, in dem vielfältige Leistungen für die Gesellschaft erbracht werden und dessen Bewirtschaftung sich primär am Gemeinwohl orientiert. Im Landkreis Lörrach gebe es hierzu eine Arbeitsgruppe, die sich im Gespräch mit den Waldbesitzern befinde. Eine Gesamtlösung solle Mitte 2019 stehen.

Bernhard Schirmer ist neuer Leiter des Forstbezirks Kandern-Schopfheim sowie stellvertretender Leiter des Kreisforstamts; außerdem wirkt er bei Planungen mit, die den Wald betreffen.

Nach dem Forststudium in Freiburg und dem Referendariat arbeitete er zunächst im Bereich Waldbau und Forsteinrichtung, dann in der Forstdirektion Karlsruhe sowie in der Forstdirektion Freiburg beziehungsweise am Regierungspräsidium Freiburg. Schirmer, langjähriger Lehrbeauftragter der Uni Freiburg, war vor seinem Wechsel zum Forstbezirk Kandern-Schopfheim zwei Jahre in der Forstbezirksleitung Bad Säckingen tätig.

Der Forstbezirk Kandern-Schopfheim ist neben Todtnau einer von zwei Forstbezirken im Landkreis Lörrach. Der Bezirk ist für die Beratung von 22 Gemeindewäldern (Flächenumfang: cirka 8800 Hektar Wald) sowie die Beratung vieler Privatwaldbesitzer (Flächenumfang circa 8100 Hektar) zuständig und in zwölf Forstreviere gegliedert. Im Forstbezirk Kandern-Schopfheim leben fast 90 Prozent der Landkreisbevölkerung. Neben den Kanderner Gemeinden gehören Schopfheim, Steinen, Maulburg, Hausen und Hasel sowie Rheinfelden und Schwörstadt zu den von Schirmer zu betreuenden Gemeinden.

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