Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung des FDP-Ortsverbands stand die Bildungspolitik des Landes, also ein Thema, das vor allem für Eltern, Lehrer und ausbildende Handwerks- und Industriebetriebe wichtig ist. Dazu hatten Organisatoren um Martin Kimmig den bildungspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Timm Kern, als Referenten mobilisiert. Schopfheim (hjh). Aber mit dem waren sie dann in der „Sonne“ allein, sieht man einmal von Alexandra Thoß, der Leiterin des Fachbereichs Ausbildung an der IHK, von Christoph Hoffmann, dem frisch gekürten FDP-Bundestagskandidaten der Landkreise Lörrach und Müllheim, von Kreishandwerksmeister Michael Schwab und vom Isteiner Ortsvorsteher Franz Kiefer ab. Selbstkritik geübt Das war schade. Denn Kern, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende seiner Partei im Landtag, war weit davon entfernt, die Leistungen seiner Partei zu schwarz-gelben Zeiten in den Himmel zu heben. „Als die CDU und die FDP die Regierungsverantwortung hatten, war auch nicht alles Gold, was glänzte“, gab er zu, dass sich Grüne und Rote in der Folge wie jetzt auch Schwarze und Grüne mühen, den Reformstau, der sich gebildet hatte, aufzulösen. „Auch wir haben es damals nicht geschafft, unser Bildungsprogramm gegen den konservativen Koalitionspartner durchzuboxen“, bekannte der Abgeordnete konsequent. Vom aus den Reihen der CDU geforderten Rückentwicklung der Gemeinschaftsschulen zum Beispiel halte die FDP nichts. Das Konzept an sich sei sehr anspruchsvoll. Aber: „Die Gemeinschaftsschule muss das vorhandene Schulsystem ergänzen, nicht ersetzen“, forderte Timm Kern. Die FDP fordere ein Förderprogramm, das alle Schulen, die es nötig haben, berücksichtige. Wichtig sei Kontinuität in der Bildungspolitik. „Ein Grundproblem ist aber, dass Bildungspolitik stark davon abzuhängen scheint, ob eine Wahl ansteht oder wie eine Wahl ausgeht“, sagte Kern. Auch deshalb propagiere die FDP seit vielen Jahren einen Schulfrieden, der über die fünf Jahre einer Legislaturperiode hinausgeht. Es gelte deutlich zu machen, dass das Menschsein nicht mit dem Abitur beginnt. Die FDP sei nicht grundsätzlich gegen Reformen im Bildungsbereich. Aber sie halte auch nichts davon, dass – wie es unter Grün-Rot begann – „an allen Schrauben gedreht wird, so dass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.“ Es habe verheerende Auswirkungen gehabt, die verbindliche Grundschulempfehlung abzuschaffen. Grundsätzlich deckten sich die Bemerkungen des Landtagsabgeordneten mit den Aussagen der IHK-Vertreterin Alexandra Thoß. Sie fand es wie übrigens auch der Kreishandwerksmeister Michael Schwab „erschreckend“, dass die Politik seit Jahren das Studium als den allein selig machenden Start ins Berufsleben bewirbt. „Diese Sau wird von allen seit Jahren durchs Dorf getrieben“, sagte Thoß. Und zwar mit oft verheerenden Folgen, wie Schwab hinzufügte. Denn er kenne junge Leute, die von ihren Eltern zum Studium gezwungen werden, obwohl sie sich fürs Handwerk interessieren. „Und das sind dann die, die in einigen Jahren als Abbrecher auf der Straße stehen“, bedauerte der Handwerksmeister, der mit seiner Bemerkung, Kretschmann sei ein „guter Mann“ noch einmal Timm Kern auf den Plan rief, der zu bedenken gab: „der Ministerpräsident hat es fertig gebracht, über allem zu schweben. Ich will ihn nicht schlecht machen. Aber zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligsten“, sagte er und verwies auf die Polizeireform, die Reform des Bildungswesens oder die Verkehrspolitik, die von vielen an den Pranger gestellt werde und einzig und allein von Kretschmann zu verantworten sei.