Schopfheim „Wir können diese Menschen brauchen“

Markgräfler Tagblatt

Flüchtlinge ins Markus-Pflüger-Heim: Sachliche Diskussion und wenig Fragen

Schopfheim-Wiechs (wm). Kein Spießrutenlaufen: Bei der Bürgerinformation zur geplanten Notunterkunft für Flüchtlinge im Markus-Pflüger-Heim mussten die Behördenvertreter nicht sehr viele und vor allem keine allzu kritischen Fragen beantworten.

Ino Hodapp, Ortsvorsteher von Wiechs, beließ es bei einigen grundsätzlichen Anmerkungen. Im Gegensatz zu manch anderen Rednern beurteile er die Situation etwas skeptischer, sagte er. Er habe Zweifel, ob die Politik die große Aufgabe stemmen könne, denn nach wie vor seien weiterhin Millionen Menschen auf der Flucht. Wenn die Wirtschaft nicht mehr so floriere wie jetzt, erhebe sich die Frage, wie diese Aufgabe finanziell zu verkraften sei. Im Übrigen stelle sich jetzt heraus, dass der „Traum von Europa“ zu Ende sei. Er habe zudem die Sorge, so Hodapp, dass sich unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise die politischen Koordinaten in Deutschland „total verschieben“.

Landrätin Marion Dammann verwies auf die jüngsten Regierungsbeschlüsse zur Flüchtlingsproblematik und sagte, sie hoffe, dass die politischen Maßnahmen auf Dauer greifen. Tatsächlich sei schon jetzt zu beobachten, dass die Zahl der Flüchtlinge aus dem Westbalkan abnehme.

Im Übrigen seien die Flüchtlinge unter demografischen Aspekten auch „eine Chance“, betonte Marion Dammann. Auf dem Arbeitsmarkt herrsche Fachkräftemangel, auch viele Lehrstellen blieben unbesetzt. „Wir können diese Menschen gebrauchen“, so die Landrätin.

Johannes Kehm wollte wissen, woher die 40 Flüchtlinge kommen, die im MPH vorübergehend eine Bleibe finden sollen. Er frage sich außerdem, ob christliche Institutionen wie Caritas oder Diakonie geeignet seien, Flüchtlinge islamischen Glaubens zu betreuen. Kehm fragte zudem nach der „Obergrenze“ für die Zahl der Flüchtlinge, die zukünftig noch ins MPH kommen sollen.

Genaue Angaben über die Herkunft der Flüchtlinge seien im Voraus nicht möglich, antwortete die Landrätin. Der Landkreis wolle im MPH ab 2019 maximal 300 Flüchtlinge unterbringen.

Die jetzige Planung sehe vor, die Notunterkunft im Oberfeld für 100 Flüchtlinge zu schließen, sobald die provisorische Gemeinschaftsunterkunft für 200 Menschen in Fahrnau zur Verfügung steht. Diese wiederum soll nur so lange bestehen, bis die Dezentralisierung des MPH abgeschlossen und das Heim dann für die Flüchtlinge frei sei.

Ob sich diese Pläne tatsächlich auch so verwirklichen lassen, sei in Anbetracht der rasanten Entwicklung bei den Flüchtlingszahlen derzeit aber nicht wirklich abschätzbar, räumte Marion Dammann ein.

Die Betreuung von Moslems stelle für Caritas und Diakonie überhaupt kein Problem dar, versicherte ein Caritas-Sprecher. Beide Organisationen seien „zutiefst humanistisch“ geprägt. Als Sozialbetreuer stehe beispielsweise ein katholischer Theologe zur Verfügung, der aus Indonesien stamme, dem größten islamischen Land der Erde.

Rosemarie Jäkel, Leiterin der Grundschule Wiechs, fragte, wie viele Flüchtlingskinder im MPH unterkommen und ob es für sie Sprachkurse gebe. Elke Zimmermann-Fiscella vom Landratsamt erklärte, genaue Zahlen lägen noch nicht vor. Auf jeden Fall gebe es für die Kinder eine Vorbereitungsklasse, in der sie Deutsch lernen können.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading