Schopfheim „Wir sind als Kirche sichtbar“

Markgräfler Tagblatt

Evangelische Stadtkirche: Jubiläumsprogramm zum 125-jährigen Bestehen / Festschrift und Magnete

Von Petra Martin

Das Jubiläum ist viel mehr als eine Zahl. 125 Jahre Stadtkirche, das sind auch 125 Jahre Gottesdienste, Glockenläuten, Predigten und Abendmahlfeiern, Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen und Konfirmationen. „Das sind 125 Jahre Gemeindeleben, 125 Jahre Freud und Leid, die wir gemeinsam geteilt haben“, bringt Pfarrer Martin Schmitthenner „die Sache“ auf den Punkt.

Schopfheim. Die „Sache“: Das sind 125 Jahre Stadtkirche, die beileibe nicht nur ein Bauwerk ist. „Durch das Gebäude wird der Glaube sichtbar, es ist wie ein Hinweis auf den Himmel“, fährt Pfarrer Schmitthenner fort. Auch Menschen, die nicht in Gottesdienste gehen, besuchen als Touristen Kirchen, sei es um das Bauwerk zu bewundern oder eine Kerze anzuzünden; für viele ist das Gebäude ein Rückzugsort aus dem alltäglichen Getriebe. Und ein Bauwerk nicht nur zur geistlichen Orientierung. „In der Stadt ist die Kirche von allen Richtungen aus sichtbar - und damit die Zusage Gottes“, sagt Uschi Schmitthenner. „Wir sind als Kirche sichtbar.“

Am 3. Juli 1892 wurde die neue Stadtkirche eingeweiht, vom 22. September bis zum 1. Oktober 2017 - im Jubeljahr „500 Jahre Reformation“ - feiert die evangelische Kirchengemeinde nun Jubiläum und erinnert mit einer Festschrift an die Geschichte der Stadtkirche, die gebaut wurde, weil die alte Kirche St. Michael zu klein war, obwohl dort 700 Menschen hineinpassten. Ein großes Jubiläumsprogramm wird geboten - vom hochkirchlichen Festgottesdienst über eine Ausstellung, ein Konzert und einen Vortrag bis zum volkstümlichen Gemeindefest.

Birthe Schöpflin, die sich in Sachen Archivierung hat fortbilden lassen, Bettina Bethlen mit der Festschrift und einem Festvortrag, Klaus Thiele ebenfalls mit der Festschrift, Architekt Harald Klemm mit der Baugeschichte sowie zahlreiche weitere Unterstützer und Sponsoren sowie die Schmitthenners selbst haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um das Jubiläum vorzubereiten und die informative Festschrift zu erstellen, in der auch die ehemaligen Pfarrer Ackermann, Jobst, Hoffmann, Weber und Miller, sowie die langjährige Diakonin Renée Mouchebœuf zu Wort kommen.

Bei der Ausstellung, für die Birthe Schöpflin im Kirchenarchiv fündig wurde, habe man den Schwerpunkt indes auf die zurückliegenden 25 Jahre gelegt, erläutert Uschi Schmitthenner, denn zum 100-jährigen Bestehen der Stadtkirche 1992 habe es bereits eine Ausstellung im Museumskeller gegeben; auch im Jahrbuch 1992 der Stadt ist eine Abhandlung über die Stadtkirche von Bettina und László Bethlen erschienen.

Die neue Ausstellung, die zum 125-jährigen Bestehen der Stadtkirche eröffnet wird, sei in drei Teile gegliedert, berichtet Uschi Schmitthenner: Kirchenmusik, Kinder- und Jugendarbeit und Frauenarbeit. So werde dargestellt, wie etwa das Format von Frauen- und Jugendarbeit in der Gemeinde im Vergleich zu heute ehemals ausgesehen hat, und anhand von Hörbeispielen werde die Aufführungspraxis bei Konzerten von früher und heute gegenübergestellt. Besucher können auf der Empore in frühere Konzerte „reinhören“ und - vielleicht feststellen, dass es vor Jahrzehnten langsamer zuging als anno 2017.

Die Festschrift enthält neben dem Abriss zur Baugeschichte und Grußworten - unter anderem von Bürgermeister Nitz, Dekanin Schäfer und dem katholischen Pfarrer Latzel - Details zu zwei Ereignissen, die nicht nur die Kirchengemeinde, sondern die ganze Bevölkerung der Stadt erschütterten: den vorsätzlich gelegten Kirchenbrand im Juli 1996, der dazu führte, dass die Kirche zweieinhalb Jahre eine Baustelle und deshalb nicht nutzbar war, und Orkan Lothar, der am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 das goldene Kreuz derart in Schräglage riss, dass es abgenommen, saniert und neu montiert werden musste - ein Jahrhundertereignis.

„125 Jahre Stadtkirche“ ist indes nicht das einzige Jubiläum. Gefeiert werden auch 125 Jahre Voit-Orgel. Das Instrument wurde beim Bau installiert und musste überholt werden, doch das schien wegen der hohen Kosten aussichtslos. Weil die historische Orgel 1996 durch das Feuer beziehungsweise die dadurch entstehende Hitze in Mitleidenschaft gezogen wurde, habe sie mit den Versicherungsgeldern im Jahr 2000 doch noch renoviert werden können, sagt Uschi Schmitthenner - so hatte der Brand noch etwas Gutes. Kirchenmusikdirektor Bogon wird das besondere Orgel-Jubiläumskonzert bestreiten.

Und noch ein Jubiläum gibt es: Vor 65 Jahren fand die Weihe der dritten Glockengeneration statt. Die erste Glockengeneration wurde im Ersten Weltkrieg komplett beschlagnahmt, von der zweiten wurden im Zweiten Weltkrieg drei von vier Glocken konfisziert, und nur die Friedensglocke blieb. 1952 wurde diese mit drei neuen Glocken zum Viergeläut als dritte Glockengeneration vereinigt. „Auch dies gehört zur Stadtkirche dazu“, betont Uschi Schmitthenner. Während sich manche in der Stadt am Läuten um sieben in der Früh störten, rechneten es andere zur Identität mit der Stadt dazu.

Geläut und Bauwerk als Teil der Heimat: „125 Jahre Stadtkirche - das heißt auch, dass Gott uns mitträgt, uns hält, dass wir nicht alleine unterwegs sind, sondern in der Gemeinschaft und füreinander da sind“, unterstreicht Pfarrer Martin Schmitthenner. Er und sein Team kommen indes aus dem Vorbereiten von Jubiläen gar nicht mehr heraus. Im Juli 2018 werden „200 Jahre evangelische Kirche in Eichen“ gefeiert.

Auftakt: Jubiläumseröffnung mit Festvortrag von Bettina Bethlen und Ausstellung: Freitag, 22. September, 19 Uhr (eingeladen sind auch alle noch lebenden Pfarrer der Gemeinde).

Festgottesdienst mit Landesbischof Jochen-Cornelius Bundschuh und Pfarrer Martin Schmitthenner unter Mitwirkung von Kantorei und des Pop- und Gospelchors „Resonance of Life“: Sonntag, 24. September, 10 Uhr. Vortrag von Professor Gerber („Der Reformator Martin Luther: Mit ihm kamen Freiheit und Solidarität“): Dienstag, 26. September, 19.30 Uhr. Jubiläumskonzert 125 Jahre Voit-Orgel mit Christoph Bogon: Mittwoch, 27. September, 20 Uhr. Ökumenischer Gottesdienst am Michaelstag mit den Pfarrern Latzel und Schmitthenner sowie dem katholischen Kirchenchor und der Kantorei: Freitag, 29. September, 19 Uhr. Familiengottesdienst zum Erntedankfest mit den Kindergärten, Mittagessen mit „Teilete“ und Gemeindefest: Sonntag, 1. Oktober, 11 Uhr.

Die Festschrift wird vom 22. September an verteilt. Zum Jubiläum gibt es die Kirche als Magnet. Vom Verkaufserlös soll ein Beitrag zur Erneuerung des Abendmahlgeschirrs geleistet werden. Derzeit ist immer noch der historische Kelch vom Einweihungsjahr der Stadtkirche, also von 1892, im Einsatz; er liegt vielen Abendmahlteilnehmern aber zu schwer in der Hand.

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