Von Uli Nodler Basel. Zu den Top-Favoriten zählt er nach seinem Erstrunden-Auftritt bei den Swiss Indoors in Basel sicherlich noch nicht. Dennoch wird Milos Raonic im weiteren Turnierverlauf zu beachten sein. Der kanadische Weltranglisten-Neunte gewann gestern sein Auftaktmatch gegen den US-Amerikaner Steve Johnson (ATP 41) mit 7:6 (4) und 6:4. Der einzige Hingucker beim 23-jährigen Kanadier waren bei seinem Auftritt auf dem Center Court der St. Jakobshalle seine beeindrucken ersten Aufschläge. Mit Tempo 223 Kilometer pro Stunde flogen Johnson die Bälle um die Ohren. Letztlich machten dann auch Raonics Asse den Unterschied in diesem alles andere als hochklassigen Match. Auf beiden Seiten war die Fehlerquote enorm groß. Während des gesamten Matches hatte Raonic große Probleme mit dem Return. Ausgerechnet im Tiebreak des ersten Satzes steigerte sich der Kanadier dann aber, breakte Johnson zum 1:0 und ließ anschließend nichts mehr anbrennen. Im zweiten Durchgang reichte Raonic das Break im zehnten Spiel zum Matchgewinn. Respektvoll spricht man im Welttennis vom „Herr der Asse“, wenn Milos Raonic gemeint ist. Aber der Kanadier mit montenegrinischen Wurzeln kann viel mehr als nur aufschlagen. Er verdankt seinen Aufstieg in die Top Ten auch seinem smarten Coach Ivan Ljubicic. Der sorgt dafür, dass sein Schützling im Training noch das eine oder andere überflüssige Pfund verliert. Dass Raonic aktuell zu den Besten in der Welt zählt, beweisen 2014 auch seine vor allem in der zweiten Jahreshälfte formidablen Auftritte. Der Kanadier gewann das Turnier in Washington, erreichte vor drei Wochen das Finale in Tokio (6:7, 6:4, 4:6 gegen Kei Nishikori), erreichte in Wimbledon, Cincinnati und Rom das Halbfinale. Im Alter von drei Jahren zog der junge Milos mit seinen Eltern von Montenegro nach Kanada. Mit acht Jahren begann er Tennis zu spielen. Milos trainierte zunächst aus Kostengründen meist frühmorgens oder spätabends mit einer Ballmaschine. Im Juniorenalter war Raonic nicht unbedingt eine große Nummer. Seine beste Platzierung in der Junioren-Weltrangliste war im Oktober 2008 Rang 35. Im August 2009 qualifizierte sich der 1,96 Meter große und 98 Kilogramm schwere Rechtshänder in Montreal erstmals für ein ATP-Turnier. Der Durchbruch dann 2011 bei den Australian Open: Seine Siegesserie als Qualifikant endete erst im Achtelfinale, wo er gegen den Spanier David Ferrer den Kürzeren zog. Wenig später gewann er in San José sein erstes ATP-Turnier. Im Finale bezwang Raonic den an Nummer eins gesetzten Titelverteidiger Fernando Verdasco. In den Jahren 2012 und 2013 setzte Milos Raonic seinen Aufstieg im Welttennis fort. Trotz seiner Finalniederlage beim Canada-Masters in Montreal wurde Milos Ranoic am 12. August 2013 erstmals in den Top Ten der Weltrangliste geführt. Und nun will er in Basel Furore machen. Die Qualität dazu hat er zweifelsohne.