Von Mirko Bähr Basel. Unglaublich: Als Juan Martin del Potro im Februar dieses Jahres sein Comeback auf der ATP-Tour feiert, rangiert der Argentinier in der Weltrangliste bloß noch weit abgeschlagen auf Platz 1045 (!). Jetzt Ende Oktober grüßt er schon wieder von Position 42. Der Silbermedaillengewinner von Rio hat damit also innerhalb von wenigen Monaten über 1000 Plätze gut gemacht. Diese Zahlen unterstreichen eines ganz deutlich: Del Potro ist ein echtes Stehaufmännchen. Immer, wenn der 2,14 Meter-Hüne in der Vergangenheit auf der ATP-Tour nach den Sternen greifen möchte, holt ihn eine Verletzung auf den harten Boden zurück. Das Handgelenk musste er schon mehrmals operieren lassen. Wochen, Monate, manchmal sogar eine ganze Saison lang steht sein Schläger unangetastet in der Ecke. Irgendwann ist es dann soweit. Der „Turm von Tandil“, wie er genannt wird, steht am Scheidepunkt seiner Karriere: „Ich war am Boden, ich fand keinen Ausweg mehr. Ich war kurz davor, den Bettel hinzuschmeißen und mich komplett aus dem Spitzensport zurückzuziehen“, erklärt der zweifache Basel-Champion. „Es hat viel Kraft gebraucht, es immer wieder neu zu versuchen. Aber jetzt bin ich zurück“, sagt der 28-Jährige, der 2009 den Titel bei den US Open holt. Zuletzt kommt er immer besser in Fahrt. In Stockholm triumphiert er sogar und in Basel steht Del Potro bereits wieder im Viertelfinale. Gegen den an Nummer fünf gesetzten Belgier David Goffin schlägt nach 1:30 Stunden ein 7:5 und 6:3-Erfolg zu Buche. Die Fans in der St. Jakobshalle sehen einen ausgeglichenen ersten Satz. Erst beim Stand von 6:5 schwächelt einer der beiden Akteure bei eigenem Aufschlag. Es ist Goffin, der sogar zu null seinen Service zum 5:7 abgibt. Gespielt sind 52 Minuten. Del Potro agiert einfach konstanter, macht viel weniger Fehler und wird dafür mit dem frühen Break zum 3:1 im zweiten Durchgang belohnt. Das ist die Vorentscheidung, weil Del Potro weiter keine Schwächen zeigt. Mit 6:3 geht der zweite Satz an den Südamerikaner. Der dritte Erfolg bei den Swiss Indoors ist drin. Es wäre die Krönung des Comeback-Jahres. Hier am Rheinknie fühlt sich der bodenständige Argentinier, der mit seinem freundlichen Auftreten viele Anhänger auf der Tour hat, wohl. „Basel ist sehr speziell für mich. Ich habe das Turnier und die Leute vermisst“, so Del Potro, der einfach nur glücklich ist, wieder Tennis spielen zu können. „Aber es ist noch weiter Weg zurück in die absolute Spitze. Aber ich habe die Geduld, dafür zu kämpfen.“ Und wenn man seine Vorgeschichte kennt, glaubt man ihm das aufs Wort.